Die Sanktionen sind ja ein Riesenerfolg, wobei lediglich die Frage auftaucht, für wen eigentlich. Man kann das national oder international betrachten.
National
Obwohl das ZDF (und vermutlich auch alle anderen Sender und die mit 200 Mio € bestochenen Qualitätsmedien) weiterhin die Lüge verbreiten, Russland hätte die Gas- und Öllieferungen gekappt, war es D, dass den Betrieb von Northstream I sabotiert hat, Polen, dass die Schieber für die über Polen laufende Pipeline geschlossen hat, X, der Northstream II gesprengt hat, D, das die Ölpipeline geschlossen hat und die Ukraine, die die Südleitung so weit gedrosselt hat, dass gerade einmal Ungarn und Serbien noch ein bisschen Gas bekommen. Und es ist Polen, das nun die Ersatzversorgung der ostdeutschen Raffinerien sabotiert.
Betroffen waren denn auch Gazprom und Rosneft, die hier die Speicher und Raffinerien betreiben. Wenn ein Betrieb nicht mehr kostendeckend arbeitet, wird er vom Eigentümer geschlossen. Bei Energie gibt es die Regelung, dass das durch die Bundesnetzagentur verhindert werden kann, in dem die die Betriebe zwangsverwaltet. Im Klartext heißt das: der Betrieb bleibt weiter Eigentum des alten Eigentümers, aber die Bundesnetzagentur bestimmt, wie die Geschäfte laufen. Laufen die gut, sind das weiterhin formal Gewinne der Eigentümer (auch wenn die Russen nicht drankommen könnten), laufen die schlecht, deckt die Bundesnetzagentur sprich der Steuerzahler den Verlust. Der Staat kann die Betriebe übernehmen, also dem alten Eigentümer abkaufen, oder unter gewissen Bedingungen enteignen, also zwangsabkaufen, was ebenfalls nicht umsonst ist. Beides kostet wieder Steuergelder. Wie zu welchen Kosten was gelaufen ist, ist nicht so genau feststellbar, aber es kostet auf jeden Fall Steuergelder, auch wenn die russischen Eigentümer an manches vorläufig nicht drankommen mögen.
Die Raffinerien im Osten laufen derzeit mit 50% Auslastung. Wirtschaftlich liegt die Grenze bei 70%, darunter entstehen Verluste, technisch ist unter 50% auch die Grenze erreicht, unter der komplett stillgelegt werden muss.
Die Raffinerien wären wieder betreibbar, wenn man sie irgendwie an den polnischen Konzern PKN Orlen überträgt. Bei einem poleneigenen Betrieb hätte die Polen kein Problem, russisches Öl für den Betrieb zu liefern. Das läuft auf eine Nötigung hinaus, bei der zum Schluss wieder ein Haufen Steuergelder verbraten wird, wenn das durchgesetzt wird.
Also national funktioniert das im Moment so, dass wenig Energie fließt aber dafür um so mehr Steuergelder. Als erfolgreich kann man die Sanktionen nicht bezeichnen, weil nach dem Krieg auch alles noch viel teurer werden kann.
International
Das ist zunächst mal das Gas, das bislang preiswert über eine Pipeline kam. Jetzt ist es viel teurer und hat eine grottenschlechte Umweltbilanz, weil es als LNG verschifft wird. Die nicht ausreichenden Mengen, die die EU erreichen, kommen von folgenden Lieferanten (in der Reihenfolge der Liefermengen):
- USA, stark überteuertes Fracking-Gas
- Russland (!), Erdgas, das man besser über Pipeline beziehen sollte, aber nun zu LNG unter viel Aufwand verflüssigt wird,
- Araber (Qatar), inzwischen von Russland überholt
Also zusammengefasst
- man bekommt weniger, als man braucht,
- zahlt dafür mehr, als notwendig wäre (mehr als vorher für mehr Gas)
- und bekommt große Mengen von einem Lieferanten, den man eigentlich boykottieren wollte.
Erfolgreiche Sanktionen sehen irgendwie anders aus.
Russisches Öl will man ja nicht und hat die Pipeline zugedreht. Schiffe dürfen kein russisches Öl transportieren, sonst werden die Reeder bestraft. Fakt ist: die „schwarze Tankerflotte“ der Russen ist inzwischen auf ca. 600 Schiffe angestiegen – mehr als genug um westliche Schiffe zu ersetzen. Westliche Versicherer dürfen die Schiffe nicht versichern. Fakt ist: Russland und China machen auch das inzwischen selbst. Die Araber sollen mehr produzieren, um die Ausfälle zu kompensieren. Fakt ist: auch die Araber wissen, was ein Stinkefinger ist und wie man ihn zeigt.
Derzeit läuft es so, dass Indien zum Großverarbeiter für Öl wird. Russisches Öl wird mit anderen Ölen verschnitten, um die Qualitäten für die Raffinerieren zu produzieren, und das nun nicht mehr russische Öl wird munter in die sanktionierenden Staaten exportiert. Zu guten Preisen, versteht sich. Indien verarbeitet die russischen Öle auch zu Treibstoffen, denen man dann auch nicht mehr ansieht, woraus sie gemacht sind, und exportieren auch diese Sachen munter in die EU, die das Zeug nehmen muss, wenn überhaupt noch etwas laufen soll. Ebenfalls zu guten Preisen versteht sich. Russland und Indien verdienen prächtig an dem Deal.
Erfolgreiche Sanktionen sehen irgendwie anders aus.
Aber das ist ja noch der große Bruder USA, und der droht mit dem Finger und sagt „DU! DU!“ zu den Indern und den Arabs und droht mit $-Sanktionen. Auch das anscheinend ein Riesenerfolg:
- Russland und Indien wickeln ihre Geschäfte nicht mehr in US-$, sondern in Dirham (Währung in den VAR) ab.
- Die VAR und China wickeln ihre Geschäfte auch nicht mehr in US-$, sondern in Renminbi (Währung der VR China) ab.
Wie gesagt:
Erfolgreiche Sanktionen sehen irgendwie anders aus.