Propaganda-Prinzipien V

Wenn man von jemandem etwas hört, von dem man selbst nicht unbedingt überzeugt ist, und man obendrein den anderen nicht als schlauer als man selbst einschätzt, gehört man zu denen, die immer noch nicht überzeugt sein könnten. Als weiteres Prinzip benötigt die Propaganda daher

anerkannte Experten

Bitte versteht das nun richtig: nicht Experten, sondern anerkannte Experten, also nicht irgendwer. Allerdings auch nicht irgendwer, der wirlich Ahnung von der Sache hat, sondern Experten, die von der Propaganda anerkannt werden, und das kann nun wieder irgendwer sein, Hauptsache, er vertritt die gewünschte Meinung und hat irgendeinen Titel.

Politiker bemühen sich darum, als Experten auf einem Gebiet bezeichnet zu werden. Dazu genügt es, in nicht allzu großem zeitlichen Abstand zwei Interviews zum gleichen Thema zu geben, um beim dritten Interview bereits als „Experte der … für …“ tituliert zu werden (sind sie noch erfolgreicher, können sie sich auch zum „… Sprecher der …“ aufschwingen). Fehlt noch der Titel, der dann durchaus im zarten Alter von 32 Jahren von dem einen oder anderen erworben wird. Andere machen den Bachelor vielleicht schon mit 22 und haben dann bereits 10 Jahre gearbeitet und Erfahrung gesammelt, mancher Politiker benötigt die dreifache Zeit, weil er zwischendurch nur politisch tätig war statt zu studieren, über keinerlei wirkliche Erfahrung auf seinem Expertengebiet verfügt und den Titel vermutlich eher „honoris causa“ bekommen hat, damit die Hochschule die Langzeitleiche in ihrer Bilanz endlich los ist.

Natürlich gibt es auch nicht-politische Experten. „500 Akademiker gegen Atomkraft“ lautete zum Beispiel ein Slogan während des „Kampfes um das Abschalten der Meiler“. Alles Doktoren und so was. Genauer hingeschaut: Soziologen, Theologen, Philosophen, Germanisten und vielleicht zusammen genommen 4% Biologen und Mediziner. Also alles Leute, deren mathematische Fähigkeiten in der Regel vor der Berechnung der 4% enden, die 4% Anstandsnaturwissenschaftler einmal ausgenommen. Physiker oder Chemiker, also Leute, die wissen (sollten), wie AKWs funktionieren: vollständige Fehlanzeige. Aber für eine Aussage über die Relevanz der relativistischen Quantenfeldtheorie in der Fusionsforschung darf die Politik auch durchaus einen Soziologen befragen, wenn dessen Meinung eher zur eigenen Ideologie passt als die des Physikers. So sitzen auch in der Kommission, die sich Gedanken über die Endlagerproblematik macht, erstaunlicherweise (oder eben nicht) fast keine Physiker.

Die Medien übernehmen das gerne: bei der so genannten Klimakatastrophe (niemand streitet ab, dass sich das Klima ändert; es wäre eher ungewöhnlich, wenn das nicht passiert) werden ausschließlich Leute zitiert, die nicht nur die CO2-Theorie unterstützen sondern auch die Hybris, etwas durch eigenartige Maßnahmen bewirken zu können. Gegenstimmen, die gar nicht mal so knapp sind, werden grundsätzlich unterdrückt, denn das sind vielleicht Experten, aber eben keine anerkannten.

In der Folge springen viele Wissenschaftler – es geht ja auch um Karrieren – auf einen Zug auf, den sie vielleicht nicht wirklich unterstützen (es sei denn, sie sind bereits der Propaganda erlegen). Bei den unmöglichsten Themen werden Bezüge zum Klima hergestellt – man hat ja was untersucht, was 0,0000001% zur Theorie beiträgt, und das sollte karrierewirksam dokumentiert werden. Aber es geht noch schlimmer: aus einer großen Forschungseinrichtung wurde mir eine Untersuchung in den 1990er Jahren bekannt, die von einer der Bundestagsparteien in Auftrag gegeben war. Großer Aufwand, selbst Satellitenmessungen waren dabei, heraus kam das von der Partei gewünschte Ergebnis. Von den Geräte waren aber anscheinend lediglich Konstruktionszeichnungen vorhanden, zu den Auswertungen konnten keinerlei Urmesswerte gefunden werden, und meiner Kontaktperson, die mir das vertraulich mitteilte, wurde ziemlich rüde signalisiert, wenn sie weiter ihre Nase in diese Sache stecke, sei nicht nur ihre Karriere in der Forschungseinrichtung zu Ende.

Vom Experten zum Ex-Perten ist es oft nur ein kleiner Schritt, wenn man das falsche sagt. Im  Bereich „Artikel und Projekte“ ist ein Beitrag von Prof. Sinn vom IfO_Institut gelistet, DER Experte, wenn es um Wirtschaftsprognosen geht. Hier sagt er das Falsche zur Energiewende – und wird damit prompt zum Ex-Perten.