„Er war Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand“ ließ sich einmal Ludwig Thoma vernehmen. Dabei ist die Juristerei zusammen mit der Hurerei und Mord & Totschlag mit das ältestes Gewerbe der Welt – und in manchen Bereichen ähnlich aufgestellt.
Die heutige Juristerei reicht zu einem großen Teil bis in die Zeit der römischen Republik zurück, weshalb viele ihrer Rechtsgrundsätze auch in Latein formuliert sind (bitte nachschauen, es sind mehr, als die meisten wissen). Da dank grüner Bemühungen das „große Latinum“ inzwischen zum „kleinen Latrinum (m/w/d)“ verkommen ist, spielen diese Grundsätze in der heutigen Juristerei keine Rolle mehr. Aber kann man alle Juristen über einen Kamm scheren und zusammen mit Telefonhörerdesinfizierern entsorgen?
Anwälte
Das sind freie Rechtsanwälte, aber auch Unternehmensanwälte und ähnliche Leute. Die leben vom Geld ihrer Klienten oder Arbeitgeber. Und damit sie genug Geld (oder Klienten) bekommen, müssen sie schon was drauf haben, obwohl sie im landläufigen Sinn nichts gelernt haben. Die meisten spezialisieren sich deshalb und beackern bestimmte Felder, auf denen sie dann hoffentlich erfolgreicher sind als der Wettbewerber. Allerdings: guter Rat ist selten, guter Anwalt i.d.R. auch, und beide sind teuer.
Staatsanwälte
Die verfolgen Straftaten, an deren Verfolgung die Gesellschaft (und nicht einzelne) ein Interesse haben. Sie stehen gewissermaßen im Zentrum der Kriminalität und wenn man den vielen Krimi-Autoren folgt, ist das spätestens ab dem Titel „Oberstasianwalt“ wörtlich zu nehmen. Sie definieren das Strafrecht und die Strafbefehle, wahlweise vor Gericht oder auf bestimmte Konten oder in Naturalien abzuliefern. Da sich so ziemlich alle Krimiautoren darüber einig sind und fallweise auch Berichte aus ökologischen Nischen wie einem bekannten Sumpfgebiet in Sachsen auftauchen, wird wohl was dran sein.
Richter
Sie definieren, was Recht ist. Oder besser, sie definieren alles, was ihnen Recht ist. Da gibt es Prioritäten. Beispielsweise ist das Recht auf eine Partie Golf oder Tennis oft höher als das Recht eines Beschuldigten auf eine faire Verhandlung. Also werden faule Kompromisse angeboten, mit denen Unschuldige genötigt werden, ein paar Jahre abzusitzen. Da viele Richter aus den Stasianwaltschaften kommen, ist das ein gängiges Geschäft, das nach Ansicht mancher Insider bis zu 3/4 der Strafrechtsurteile betrifft. In Sachen Corona hat sich inzwischen ein weiteres Phänomen, das sicher auch nicht so ganz neu, aber bislang wohl nicht so aufgefallen ist, unter Richtern breit gemacht: man beugt sich der Weisheit der Politik, also der Macht, also das Recht. Jeder hat sich vor den Machthabern zu beugen, auch das Recht.
Ministerial-Juristen
Die Mininsterialbürokratie ist nahezu ausschließlich von Juristen bevölkert. Schließlich sind Juristen die einzige Berufsgruppe, die alle Felder menschlicher Tätigkeit in gleicher Qualität bearbeiten kann, weil sie von keinem Feld Ahnung hat (was sie mit Journalisten verbindet, die auch keine Ahnung haben, aber dummerweise was anderes stupiert haben oder wie man das nennt). Heute Landwirtschaft, morgen Energie, übermorgen Bildung. Ein Ministerialjurist macht alles gleich schlecht und ist daher für alles gleich geeignet.
Ein wesentlicher Unterschied zum Anwalt: während der noch irgendwie intellektuell was drauf haben muss, um Erfolg zu haben, müssen Ministerial-Juristen nur besondere anatomische Qualitäten besitzen. Sie müssen nämlich eine besonders große Hand haben. In die tun dann vermögende Leute Geld, um es dem Ministerialjuristen zu ermöglichen (zusätzlich zur A- oder B-Besoldung), die Wünsche des Geldgebers auswendig zu lernen und in Gesetze umzuschreiben, damit die dann noch etwas Geld oben drauf verdienen.