Kohle und Beton

Die alten Römer waren technologisch schlaue Kerlchen. Auch ohne Labor konnten sie Betonmischungen herstellen, die beim Hafenbau unter Wasser abbanden, und so manche 2000 Jahre alte Konstruktion ist heute noch stabiler als so manche 30 Jahre alte moderne.

Natürlich ist man dem einen oder anderen Trick inzwischen auf die Schliche gekommen. So wurde dem Zement pyroklastisches Material beigemischt. Das sind Vulkanaschen, die oberflächlich verglast sind. Heute macht man das auch, wenn Betonmischungen benötigt werden, die unter extremen Bedingungen extrem lange haltbar sein müssen. So haben die skandinavischen Länder bei dem Bau der großen Brücken in der Ostsee von den Unternehmen eine Garantie von 100 Jahren auf das Material gefordert. Eine harte Anforderung, die jedoch mit solche pyroklastischen Zusatzstoffen realisierbar sind.

Die Zuschlagstoffe bekommt die Baustoffindustrie aus Steinkohlekraftwerken. Stinkohlekraftwerke arbeiten mit Brenntemperaturen bis 1400°C, wobei die Oberfläche der Flugasche verglast. Genau diese Flugasche ist anschließend kein Abfall, sondern begehrter und hoch bezahlter Baustoff. Mit Braunkohle kann man das übrigens nicht machen, da die Brenntemperaturen nur etwa 900°C erreichen – zu wenig, um die Verglasung der Asche zu bewirken.

Nun werden in D in den nächsten Jahren ausgerechnet die Kohlekraftwerke stillgelegt, was die Baustoffindustrie zunehmend in eine Problemsituation bringt: woher die Zuschlagstoffe nehmen? Man kann natürlich versuchen, die woanders einzukaufen, beispielsweise in Polen, wo noch viel Steinkohle gefördert und verstromt wird. Die Polen sind aber auch nicht blöd und verkaufen nur das, was sie selbst nicht brauchen, und dann zu höheren Preisen. Gleiches gilt für andere Länder, in denen Kohle verstromt wird.

Eine Alternative für die Baustoffindustrie besteht darin, den Zementanteil in den Betonmischungen stark zu erhöhen. Es ist aber absehbar, wohin das führt: auf Zement werden verstärkt CO2-Steuern anfallen, die bei Flugasche deutlich weniger zu Buche schlagen, da die Steuern im Strom ankommen. Zement aus Deutschland gibt es zwar noch, aber die Situation nähert sich der Situation in der Steinkohlelandschaft an: Kohle aus dem Ruhrbergbau kostete seinerzeit 220 DM/to, während südafrikanische Kohle für 80 DM/to frei Ruhrorter Hafen angelandet wurde. Also verschwand die Kohle. Heimischer Zement ist ebenfalls teurer als auf dem Weltmarkt, und wenn die Qualität stimmt, nimmt man auch dort eher den aus Portland als aus deutscher Produktion.

Der deutsche Klimawahn führt mithin nicht nur zu Energiekrisen, sondern wirkt sich via Flugasche und Zement auch auf die Bauindustrie aus, die irgendwann nur noch mindere Qualitäten zu überhöhten Preisen liefern kann – oder besser könnte, denn das wird keiner mehr kaufen.