Der Untergang – mal etwas anders

Am 15.3.1939 begann der 2. Weltkrieg. Das Datum wird gerne auf den 1. September gelegt, aber das eigentliche Datum liegt 6 Monate früher. Hier machte Hitler nämlich den Fehler der „Zerschlagung der Rest-Tschechei“.

Waren alle Besetzungen zuvor noch durch die Sammlung Deutscher im Deutschen Reich irgendwie völkerrechtlich gedeckt, war dieser Akt ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht. Dies war wohl der Zeitpunkt, zudem die Briten von Appeasement auf War umschalteten mit der Absicht, Deutschland bei nächster Gelegenheit wieder zu zerschlagen. Wer da was beschlossen und gedeckt hat, lässt sich bislang nicht feststellen, da eine Reihe von Akten immer noch gesperrt sind. Dass sich Polen und Ungarn fleißig bei der Aktion ebenfalls bedienten, wurde ihnen ebenso wenig negativ ausgelegt wie später die sowjetische Beteiligung am Polenfeldzug.

Am 1.9.39 begann Hitler der waffentechnischen Auseinandersetzung mit Polen den 2. Weltkrieg offiziell und musste schon am 1.10.39 feststellen, dass er den Krieg nicht mehr beenden konnte. Sein Vorschlag, Polen im vollen Umfang zu restituieren und durch eine deutsch-britisch-französische Garantie gegenüber den Sowjets zu garantieren, stieß auf die Forderung des „unconditional surrender“, und an der Formel änderte sich in den fast 50 Friedensvorstößen, die von deutscher Seite bis zum Kriegsende unternommen wurden, nichts. Die einzige Möglichkeit, den Krieg zu beenden, wäre die bedingungslose Kapitulation gewesen. Die Vorstufe war aber noch vom 11.11.18 in schlechter Erinnerung.

So nahm denn der Krieg seinen Lauf, der von Churchill mit dem Kriegsziel „to kill as many Germans as possible“ geführt wurde. Angriffe der RAF, die zur Zerstörung von Industriebetrieben führten, müssen wohl eher als Fehltreffer eingeschätzt werden. Einzige britische Zielgruppe im Luftkrieg war die Zivilbevölkerung. Noch Anfang 1945, als ein Drittel des Reichsgebietes an andere Staaten verteilt wurden, bemerkte Churchill auf die Frage Stalins „wohin mit den Deutschen?“ nur lapidar „bis der Krieg zu Ende ist, werden wir schon noch genügend umgebracht haben.“

In der Bilanz kam im knappen Jahr vom Beginn der Invasion 1944 bis zum Kriegsende mehr Menschen um als in den fast 5 Jahren zuvor, und in den 2,5-3 Jahren nach Kriegsende kamen mehr Deutsche ums Leben als im gesamten Krieg zusammen: ungefähr 10 Millionen, nur in dieser Nachkriegsphase. Ursachen waren die Vertreibung im Osten – trotz der massenhaften Migration Deutschstämmiger nach Westdeutland kam ein großer Teil nicht an – sowie die Lager-, Entnazifizierungs- und Hungerpolitik der Westaliierten. Diese Zahl und ein großer Teil der weiteren Details stammt vom ehemaligen Bundesministerium der Vertriebenen, sind also keine Verschwörungstheorie.

Die deutschen Konzentrationslager wurden im Osten wie im Westen oft einfach weiter betrieben. So mancher Jude, der in Ostlagern als Jude im Lager saß, befand sich kurz nach der „Befreiung“ wieder dort, diesmal als Deutscher. Diejenigen, die auch das überlebten, gaben meist zu Protokoll, dass die Überlebenschancen im deutschen Lager größer waren als in den Nachkriegslagern, weil die Deutschen immerhin noch für Mindestrationen gesorgt hätten.

Auch im Westen wurden die Lager erst einmal weiter betrieben, weil man nicht wusste, wohin mit den Leuten. Erst in dieser Zeit entstanden auch einige der Erziehungsfilme, beispielsweise eine Szene, in der Bulldozer Leichen in eine Grube schieben. Das fand im August 1945 in einem von den Briten verwalteten Lager statt, und Ursache war eine Typhusepidemie, die die Briten, absichtlich oder nicht, nicht unter Kontrolle brachten, oder jedenfalls noch schlechter als die SS, deren Vertreter, sofern man ihnen habhaft wurde, nicht selten angaben, die von den aliierten Truppen vorgefundenen katastrophalen Lagerzustände seien großenteils ein Ergebnis des völligen Zusammenbruchs der Infrastruktur in den letzten Kriegsmonaten gewesen. Auch seien zumindest manche der Todesmärsche aus den östlichen Lagern nicht erzwungen gewesen, weil es viele Lagerinsassen, die noch laufen konnten, es vorzogen, sich zusammen mit den sich absetzenden SS-Wachen in den Westen durchzuschlagen statt von den Russen „befreit“ zu werden (z.B. was Auschwitz nicht nur Vernichtungslager, sondern auch industrielles Arbeitslager mit bis zu 100.000 Lagerhäftlingen).

Das Lagerwesen verschlimmerte sich sogar teilweise, nur eben nun mit deutschen Insassen, ironischerweise zu einem großen Teil im Westen. „Unconditional surrender“ bedeutete das Aus für den Kriegsgefangegenstatus der deutschen Soldaten. Solange noch aliierte Kriegsgefangene in deutschen Lagern saßen, wahrten Amerikaner und Briten noch die Form, danach ließen sie die Maske im Sinn der churchillschen Äußerungen fallen. Die Briten boten Stalin 2.000.000 „Arbeitssklaven zum Verbrauch“ zu einem Vorzugspreis an und sandten eine „Probelieferung“ von 20.000 deutschen Soldaten ab. Stalin winkte ab. Dazu wollte anscheinend noch nicht mal er sich herablassen.

Die Amerikaner steckten die Kriegsgefangenen in Lager ohne jeglichen Schutz durch Hütten und ohne Verpflegung. Wiese mit Zaun drum, das war es. Registriert wurde niemand, das Rote Kreuz erhielt keinen Zugang, auf die Bevölkerung, die Nahrung über die Zäune warfen, wurde teilweise geschossen. Bei Verlegung von Gefangenen verschwanden teilweise ganze Güterzüge mit Menschen spurlos. Kanadische Historiker berechnen die Verluste durch die vorsätzliche unmenschliche Behandlung auf 1-2 Millionen Soldaten (zugegeben werden ca. 5.000; das waren die Fälle, die zufällig doch dokumentiert wurden, weil beispielsweise Nachfragen der Zivilverwaltung umliegender Dörfer beantwortet wurden). Zum Vergleich: die Sowjets können über jeden einzelnen der Gefangenen ein komplettes Dossier vorlegen: Gefangennahmen, Aufenthalt, medizinische Status, Abgang als Todesfall oder Entlassung. Bei den Franzosen, anfangs auch recht rabiat, lehnte sich bald die Zivilbevölkerung sowie einzelne Militäreinheiten auf, so dass die schlimmsten Quälereien unterblieben.

Schon der Krieg wurde von den Aliierten sehr rabiat geführt: den US-Soldaten war Plündern und Marodieren während des Feldzugs ausdrücklich erlaubt, was Anfangs zu einigen Problemen führte, da die US-Boys – geografisch wie immer hervorragend gebildet – schon in Frankreich in der Meinung, bereits in Deutschland zu sein, anfingen, sich daneben zu benehmen. Eisenhower war gezwungen, über 20 Exekutionen von US-Soldaten wegen Brigantentums öffentlich durchführen zu lassen, um Aufstände der französischen Zivilbevölkerung zu vermieden. Dafür wurde in Deutschlan hemmungslos geplünert: So manches Liberty-Schiff fuhr genauso voll zurück, wie es nach Europa gekommen war, nur nun mit Beutegut der Soldaten. Oder offiziellem Beutegut: Mit den ersten Kampftruppen rückten auch die offiziellen Plünderkommandos ein, die sich meist noch akribischer als zuvor die Kommandos von SS, Göhring, Rosenberg und deutschen Großbanken alles unter den Nagel rissen, war irgendwie von Wert war. Züge mit den Staatsschätzen einiger osteuropäischer Länder wurden vor der schweizerischen Grenze abgefangen; das Gold liegt heute noch in den Kellern der US-Notenbank. Die Russen fanden in den Gebieten, in denen die Amerikaner schon gewesen waren, in der Regel nichts mehr vor.

Mit Kriegsende brach eine Hungersnot aus. Die Amerikaner hatten riesige Vorräte in französischen Häfen angelandet, die für eine Versorgung der Westgebiete ausgereicht hätte, packten jedoch alles wieder auf die Schiffe und brachten es zurück in die USA. Die Hungerwelle in Deutschland dauerte auch im Verbund mit Repressalien bis 1948 mit dem bereits geschilderten Gesamtergebnis an Toten. Auch das war gründlicher als nach dem ersten Weltkrieg, als die Hungerblockade bis zur Unterzeichnung der Versailler Verträge aufrecht erhalten wurde und im Verbund mit der spanischen Grippe „nur“ 1-2 Mio Tote in Deutschland gekostet hatte. Erst langsam begriffen die Aliierten, dass sie sich mit Stalin eine Laus in den Pelz gesetzt hatten, die ein Restdeutschland als Puffer sinnvoll machte, so dass Ende 47/Angang 49 ein Umdenken einsetzte.

Man kann sich fragen, wie das Kriegsende verlaufen wären, wenn das Attentat vom 20. Juli 44 erfolgreich gewesen wäre. Wäre das für alle mit weniger Opfern verbunden gewesen? Sorry, liebe Attentäter, aber möglicherweise wäre es zumindest für die Deutschen noch schlimmer gekommen. Bereits 1943 beauftragte Churchill seine Forschungsabteilung mit der Entwicklung eines industriell einsetzbaren Sterilisationsgerätes, nachdem der Plan, die Deutschen kurzerhand mit Milzbrand umzubringen, als zu riskant für die Sieger selbst erkannt worden war. Der Plan: alle deutschen Männer sollten zwangssterilisiert werden, so dass das deutsche Volk nach ein paar Jahrzehnten komplett ausgestorben wäre. Dazu brauchte man einen industriell arbeitenden Sterilisator (vergleichbar mit der französischen Guillotine), und den versuchte man zu bauen. Churchill wählte diesen Weg, weil ein direktes Umbringen in seiner Demokratie nicht durchsetzbar gewesen wäre. Und er was damit nicht alleine: der Morgenthau-Plan ist allgemein bekannt und wäre unter Roosevelt wohl ebenfalls zur Anwendung gekommen. Erst in der Truman-Administration fanden sich genügend Gegenstimmen.

Wie auch die Attentäter vor und während der Durchführung des Attentats feststellen mussten: es wollte niemand mit ihnen verhandeln. Indirekte Kontakte über Schweden oder direkte Kontakte über den OSS-Vertreter Dulles in der Schweiz liefen ins Leere. Entweder weiter Krieg oder bedingungslose Kapitulation. Da sich Churchill über die von Stalin ausgehende Gefahr aber erst Anfang 1945 voll bewusst wurde und es noch einige Zeit dauerte, bis auch die Amerikaner davon überzeugt waren, wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit die Sterilisationsmaschine und der Morgenthau-Plan zum Einsatz gekommen.

Quellen: Bücher von James Bacque, David Irving, Heinz Nawratil