Die Mär vom Ende des Öls

Hätte man auf den Club of Rome vertraut, müsste man nahezu sämtliche nach 2010 produzierte Autos schieben. Laut den Prognosen wäre das Maximum der Erdölförderung bereits in den frühen 1990er Jahren erreicht worden und das Öl inzwischen alle. Tatsächlich wurde jedoch immer mehr Öl gefunden und gefördert, und aktuell geht man vom Fördermaximum kurz nach 2020 aus – vermutlich bis zum Erreichen des Zeitpunktes, um dann wieder nach oben zu korrigieren.

Nach der gängigen westlichen Theorie ist das Erdöl sowie das Erdgas (Methan) Zersetzungsprodukt von Biomasse, die unter Luftabschluss, d.h. in Seen, Meeren und Mooren, unter Sedimenten begraben wird. Nach dieser Theorie kann sich Erdöl und Erdgas daher nur an bestimmten Stellen der Erde bilden, an denen in der Vergangenheit geeignete Bedingungen vorgeherrscht haben. Deshalb sei eben auch ein Ende des Erdöls abzusehen.

Zumindest die Theorie vom Ende des Öls gerät allerdings ins Wanken, wenn man andere Quellen anzapft. Ölschiefer entsprechen den Entstehungsvorstellungen aus Biomasse, haben aber nicht den Entwicklungsprozess durchlaufen wie die Lagerstätten, d.h. die Kohlenwasserstoffe sind nicht so konzentriert, dass man sie einfach abpumpen könnte. Bei ihnen muss man etwas robuster vorgehen, beispielsweise durch Erhitzen oder durch Fracking in tieferen Schichten. Ölschiefervorkommen gibt es fast überall, besonders aber in den USA und Russland. Die Reserven werden als größer eingeschätzt als die Vorkommen in Öl- unf Gasfeldern und werden bereits heute ausgiebig genutzt: die USA ist durch die Nutzung dieser Vorkommen von einem Öl-Import- zu einem Öl-Export-Land geworden. Aktuell versuchen sie, uns Flüssiggas in Kokurrenz zum russischen Erdgas zu verkaufen.

Ebenfalls nutzbar sind die Methanhydratvorkommen in der Tiefsee. Methan bildet sich ebenfalls beim biologischen Abbau in Sedimenten wie den Abhängen der Kontinentalshelfs, bleibt aber bei genügend Druck und tiefer Temperatur in der Tiefsee gefangen. Die hier lagernden Reserven sind noch größer und werden auf die 100-500-fache Menge des jährlich verbrannten Öls geschätzt. Methan scheint aber auch in riesigen Mengen an Schlammvulkanen der Tiefsee gebildet zu werden. Auch hier werden biologische Ursachen (Methanbakterien im Schlamm) diskutiert, die Kabonate des Schlamms anaerob aufschließen. Das vergößert die Reserven nochmals. Bis jetzt gibt es aber nur relativ kleine Initiativen zur Nutzung dieser Ressourcen, etwa durch Japan und China.

Auffällig sind allerdings Öl- und Gaslagerstätten, die es nach der Standardtheorie eigentlich nicht geben dürfte. Die Vorkommen in Russland sind nicht mit der Standardtheorie vereinbar, und auch sonst kann man an fast jedem beliebigen Ort der Erde Öl und Gas finden, wenn man nur tief genug bohrt, allerdings meist in nicht lohnenden Mengen. Denkbar wären Methanhydrate, die durch geologische Vorgänge unter die Kontinente gedrückt worden sind; teilweise sind aber auch Vorkommen an Stellen gefunden worden, deren Gesteine biologische Mechanismen eigentlich ausschließen. Eine Alternative zur biologischen Erzeugung ist eine anorganische Synthese im Erdmantel: aus Karbonaten und Wasser entstehen unter geeigneten Bedingungen auch Kohlenwasserstoffe. Das spielt sich zwar in sehr tiefen Schichten ab, ist aber inzwischen auch experimentell nachgewiesen, und im Laufe der Zeit können diese Stoffe auch in weniger tief gelegene Schichten aufgestiegen sein und stehen dann zum Abbau zur Verfügung. Ebenfalls für diese Vorstellung spricht, dass Lagerstätten relativ kleinräumig in der Tiefe variieren, von 70m bis über 4,5 km. Die russischen Funde basieren großenteils auf der Exploration auf der Grundlage diese Annahmen, und beobachtete Nachfüllvorgänge erschöpfter Lagerstätten sprechen ebenfalls für Ölprodukte aus tieferen Erdschichten, wenn diese auch zu langsam sind, im wirtschaftlich interessant zu sein. Öl wird somit durch die Erde selbst hergestellt, und neben dem biologischen Kreislauf existiert auch ein geologischer Kreislauf.

Man darf wohl feststellen, dass auf absehbare Zeit nicht die Gefahr besteht, Verbrennungsmotoren aufgrund von Treibstoffmangel nicht mehr betreiben zu können oder auf Plastikboxen verzichten zu müssen. Rohstoffe stehen in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Das übliche Aufeinandereinschlagen der verschiedenen Fraktionen im Internet bei diesen Themen ist vorzugsweise ideologischer Struktur, weil eine Nutzung der Rohstoffe natürlich wieder CO2 freisetzt, womit anstelle des Öls das Klima in den Vordergrund geschoben wird. Letzten Endes geht es somit weniger um die Frage, ob Ölrohstoffe für zukünftige Generationen aufgespart werden müssen (müssen sie nicht), sondern ob die ganze CO2-Theorie stimmt oder nicht.