Fundierter Unfug

Vielleicht hat sich der eine oder andere schon mal gewundert, wie die Medizinmännchen*Innen auf immer neue Zusammenhänge zwischen irgendwelchen Messgrößen und Krankheiten/Tod kommen. Der Grund ist akademischer Natur.

Was die jüngere Generation angeht, weiß ich nicht so Bescheid. Vielleicht gehen die zur Medizin-App und wundern sich höchstens, dass man da wirklich hingehen muss und sie nicht auf’s Handy hochladen kann. Aber wer etwas älter ist, geht zum Doktor und betitelt den Oberweißkittelträger auch geflissentlich mit „Herr Doktor“ oder „Frau Doktor“. Obwohl der/die das möglicherweise gar nicht ist. Als gFWuWA (gewöhnlicher Feld-, Wald- und Wiesen-Arzt) braucht man nämlich keinen Doktortitel. Das sie keinen haben, kann man daran merken, dass am Schild draußen auch kein Doktor draufsteht. Allerdings gibt jeder Arzt spätestens nach ein paar Wochen auf, dem Patienten bei „Herr Doktor, …“ widersprechen zu wollen. Nutzt eh nix und nervt auf die Dauer nur.

Nun machte sich früher ein Doktor ohne Doktortitel nicht ganz so gut und für gewisse Karrierevorstellungen ist der auch immer noch notwendig. Das Problem ist, wie man einem Doktor den Titel verpasst. Wenn der Proband offiziell ausgelernt hat, fehlt im immer noch die Erfahrung, wirklich eigenständig forschen zu können. Geht beim Chemiker etwas schief, sind ein paar Glasgeräte zerbröselt, geht beim Mediziner etwas schief, sitzt jemand im Rollstuhl oder unter der Erde. Der Doktortitel in Medizin wird daher etwas anders erworben als in anderen Fächern.

Das kann man schon daran merken, dass eine Doktorarbeit in den Natur- oder Ingenieurwissenschaften 2-3 Jahre benötigt, in den Geisteswissenschaften oft etwas mehr (was daran liegt, dass der Doktorand erst einmal lernen muss, wie man Material am Chef vorbei sammelt, weil der – in den Geisteswissenschaften üblich – sofort alles als eigene Idee verkauft und damit unbrauchbar macht), in der Medizin ca. 6 Monate. Wie kann das?

Das Geheimnis heißt „statistischen Datenauswertung“. Früher bedeutete das das Wälzen alter Krankenberichte in den Archiven von Krankenhäusern, was die angehenden Mediziner mit nach heutigen Maßstäben absolut tödlichen Feinstaubkonzentrationen in Kontakt brachte. Ziel der Operation ist, mögliche Zusammenhänge zwischen irgendwelchen Größen zu finden, ohne dass es direkte medizinische Hinweise darauf gibt.

Heute ist das im Zeitalter der massenhaften Computerdaten natürlich viel einfacher. Da muss man sich nicht auf das beschränken, was in den Krankenakten steht, sondern kann beliebige andere Sachen hinzuziehen, beispielsweise Feinstaub oder irgendwelche Gase in der Atmosphäre. Die Anforderung an den heutigen angehenden Doktor ist nicht die absolute Resistenz gegen Papierfeinstaub sondern genügend Findigkeit, Datenbanken mit irgendwelchen passenden Daten ausfindig zu machen und dann die Daten in das Statistikprogramm zu füttern. Und dann kommen halt irgendwelche Korrelationen heraus, die die Gesellschaft inzwischen zunehmende Milliardensummen kostet, wie etwa der Stickoxidunfug, der Feinstaubunfug oder der Glyphosatunfug (in den USA).

„Wieso Unfug?“ man der eine oder andere kritisieren. „Wie willst du das beurteilen?“ Nun, das geht tatsächlich. In den Naturwissenschaften läuft das in mehreren Stufen ab:

(1) Ist das Datenmaterial vollständig? Wenn man feststellt, dass die Leute in Plattenbausiedlungen nicht ganz so alt werden, kann man natürlich die Plattenbauweise dafür verantwortlich machen. Oder man kann mal den Alkohol- und anderen Drogenkonsum der Bewohner im Vergleich zu anderen Standorten auswerten. Konkret für die medizinischen Doktorarbeiten: der Doktorand hat einen Ausschnitt (!) aus der Krankengeschichte seiner Objekte, aber in der Regel keinerlei Daten zur wesentlich umfangreicheren Gesundengeschichte. Und er hat Messwerte von der Straße, aber wiederum keine von Wohnung und Arbeit, die einen wesentlich größeren Zeitraum als die Straßenbelastung wirken. Trotzdem werden solche Auswertungen selbst von den Fachleuten nicht mit „besteht eine Korrelation“ bewertet, sondern „ist möglicherweise Krebs erregend“, wobei das „möglicherweise“ spätestens beim Interview mit der nächsten Journalistenpfeife verschwindet.

(2) Ist der Zusammenhang verifizierbar? Konkret: gibt es irgendwelche messbaren Hinweise, dass Feinstaub tatsächlich Herzinfarkte u.a. und damit vorzeitige Todesfälle verursacht? Ja, gibt es natürlich, aber definitiv nicht bei den Konzentrationen, um die es in der Statistik geht. Stickoxide sollen ab 30 müg/m³ gesundheitsgefährdend sein, messbare Einflüsse auf normal gesunde Menschen gibt es aber erst oberhalb von ca. 1.000 müg/m³. In der Größenordnung, in der sich die Statistiker bewegen, ist nichts nachweisbar, außer eben einer mehr als zweifelhaften Korrelation. Aber auch das wiegelt man ab durch „da ist eben noch nicht genügend untersucht worden“.

Damit ist das Kernproblem recht gut beschrieben:

  1. Mediziner sollen einen Doktortitel erwerben können, wobei das Rumschnippeln am Objekt aus nahe liegenden Gründen aber ausfällt.
  2. Also setzen sie ihre Chefs an die Erstellung irgendwelcher Statistiken, und da im Jahr so um die 7.000 Mediziner ihr Studium abschließen, kommt selbst dann eine Menge ziemlich unsinniger Statistiken heraus, wenn nicht alle einen Doktortitel machen. Schließlich müssen sich die Chefs ja das Thema ausdenken, und das ist bei der Masse wohl auch so eine Sache.
  3. Doktorarbeiten sind öffentlich und die Chefs brauchen eine Reihe von Veröffentlichungen im Jahr, um noch als „wissenschaftlich“ zu gelten im Sinne der Karriereförderung. Also wird vieles irgendwo veröffentlicht.
  4. Links-grüne Medien und Politiker stürzen sich gerne auf so etwas, wenn sie es nicht von vornherein finanzieren und damit die Abhängigkeit verstärken. Und flugs wird dann aus einer Korrelation zufälliger Daten ein „unbestreitbarer und nicht kritisierbarer Fakt“.
  5. Nun kommen andere Chefs und sagen „ist ja schön und gut, aber messtechnisch nicht verifizierbar“, eine Umschreibung für „Kollege X hat mit seiner Statistik den Arsch auf!“. Das sind schon recht wenige, die das überhaupt wagen, denn sie sind entweder pensioniert oder nicht kündbar oder sowieso auf dem Absprung in ein anderes Land, in dem Wissenschaftlichkeit noch honoriert wird.
  6. Kollege X fühlt kurz nach und stellt die ordnungsgemäße Funktion seines Schließmuskels fest, was ihn (schon aus karrieretechnischen Gründen) veranlasst, über den „Leugner“ herzufallen, kräftig unterstützt von grün-linken Medien und Politikern, die nicht zugeben möchten, dass sie nun wirklich den Arsch auf haben. Möglicherweise wird Kollege X nach einiger Zeit durch einen Prozess der Autosuggestion den eigenen Unfug wirklich glauben, was es noch überzeugender macht.

Wie beim Klima – man unterscheidet ja peinlich zwischen Meteorologen und Klimaforschern, wobei erstere sagen können, was sie wollen, es ist genau in dem Moment Unfug, in dem es den Wahnvorstellungen der Klimaforscher widerspricht – unterscheidet man inzwischen zwischen Ärzten und Epidemiologen, wobei die ersteren sagen können, was sie wollen, es ist genau in dem Moment Unfug, in dem es den Wahnvorstellungen der Epidemiologen widerspricht