In Deutschland ist bekanntlich eine Diskussion über Kernenergie verboten. Nicht gesetztlich, sondern aufgrund der political correctness. Wer dagegen verstößt, ist irgendein …-Leugner, …-Hasser oder Anti-… , wobei sich die fehlenden Wortteile schon finden lassen, falls man nicht gleich auf Nazi zurückgreifen will.
Was passiert, wenn man trotzdem darüber reden will und dazu auch noch ein Modell präsentieren kann, das die Nachteile heutiger Kerntechnik nicht besitzt und obendrein noch die Probleme der Endlagerung lösen könnte? Gemeint ist der Thorium-Flüssigsalzreaktor.
Der deutsch-französische Sender arte hat es versucht. Kernenergie hat in Frankreich eine andere Bedeutung als in Deutschland, und die französische Beteiligung hat der Sender genutzt, das Diskussionsverbot in Deutschland zu unterlaufen. Produziert wurde die Dokumentation „Thorium – Atomkraft ohne Risiko ?“ von Myriam Tonelotto. Wenn man das Kleingedruckte liest, mit überwiegend französischer Federführung, aber als Produzenten treten ÖR-Fernsehanstalten auf. Es sollte also kein Problem sein, sich diese Dokumentation ansehen zu können.
Wer meinen Link anklickt, landet allerdings bei amazon. Dort kann man die Doku zu einem deutlich überhöhten Preis, der vor einem Kauf abschrecken soll, erwerben. Dabei handelt es sich nicht um einen Trick, um von amazon Werbetantiemen zu kassieren – es ist anscheinend tatsächlich die einzige Möglichkeit, an diesen Film zu gelangen. Wenn man nämlich im Internet sucht, stellt man fest, dass außer dem Vorspann nichts mehr in den Videotheken zu finden ist.
Erstaunlicherweise heißt es „der Film wurde wegen urheberrechtlicher Einsprüche gelöscht“. Mit anderen Worten: Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, die den Film aus Zwangsbeiträgen finanziert haben und ihn folglich auch den Zuschauern zeigen müssten, sorgen dafür, dass er nicht mehr gezeigt wird, außer über eine DVD, die so teuer ist, dass sie sich niemand kaufen wird.
Keine Probleme haben die ÖR-Rundfunkanstalten aber mit der Doku „Thorium – Atomkraft ohne Risiko ?“ von Harald Lesch. Die darf frei gezeigt werden, und der gleichlautende Titel des Fernsehprofessors ist kein Zufall. Der gute Lesch kommt zu einem anderen Ergebnis als die erste Doku, aber wer genau hinschaut, wird auch den Trick finden: er beginnt mit dem Thorium-Salzreaktor, beschreibt einiger richtig, wechselt dann zum Thorium-Hochtemperatur-Reaktor, der in Hamm-Uentrop als Projekt gescheitert ist, und deduziert daraus die Unbrauchbarkeit von Thoriumreaktoren überhaupt, streng im Sinne des Deutschen Atomstromverbotgebots. Nun hat der THTR mit dem Salzreaktor ähnlich viel gemein wie ein Trabbi mit einem Formel-1-Ferrari: beide fahren durch die Gegend und haben vier Räder, aber dann hört es mit der Vergleichbarkeit schon auf. Das weiss auch Fernsehprofessor Lesch, weshalb seine Doku durch ein kleines Intro in einem Unterbild unterbrochen wird, in der er das auch zugibt – man will sich als Wissenschaftler ja nicht vollends vor Fachkollegen blamieren – läuft aber danach mit der Schlussfolgerung der Unbrauchbarkeit aus. Das ist das, was beim Publikum hängen bleiben soll, und Herr Lesch bringt das nicht als Fachmann, sondern als anerkannter (=dafür bezahlter) Fachmann blendend rüber. Wenn man sich andere Links zu Beiträgen von Vertretern des Deutschen Atomstromverbotgebots anschaut, fehlt denn auch nicht nur die Leschsche Intro, sondern sogar von vornherein das Wort „Salz“, und es wird dreist und frech behauptet, die arte-Doku drehe sich um die THTR-Technik.
Lehrstück für die Zensur in Deutschland. Direkt verbieten kann man es nicht, aber den Erwerb so schwer wie möglich machen und mit titelgleichen Beiträgen – nach den allgemeinen Regeln ein Unding – auf die falsche Fährte locken. Schließlich gilt hier nach wie vor die Political Correctness – Factical Correctness ist nicht gefragt.