Höherer Schwachsinn

https://reitschuster.de/post/kuenstliche-intelligenz-erkennt-anhand-der-stimme-corona-infektion/

Um zu erkennen, dass das absoluter Blödsinn ist, braucht man keine Künstliche Intelligenz, selbst die natürliche Intelligenz ist dazu überflüssig. Die Überschrift ist genauso sinnreich wie

Künstliche Intelligenz erkennt an der Farbe des Autos, ob die Fahrerin schwanger ist.

wobei heute schon das Problem darin besteht, dass man noch nicht mal sicher erkennen an, ob die Person hinter dem Steuer eine Frau, ein als Frau verkleideter Mann, eine Eunuchin oder ein als Frau verkleideter Eunuch ist.

Solche Meldungen etwas gab es in ähnlicher Form schon einmal:

https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/corona-hunde-riechen-101.html

Nach ein paar Meldungen wurde es schnell ruhig um solche Meldungen. Vermutlich, weil sich ein paar Professoren da auf die Schnelle einen Haufen Forschungsgelder gesichert hatten, obwohl sie wussten, dass sie nicht liefern können. Fangen wir mal bei den Hunden an:

Der Körper sondert ständig eine breite Palette an Duftstoffen ab, von denen der Mensch in der Regel nicht viel bewusst mitbekommt. Unterbewusst bekommt man schon eine ganze Menge mehr mit, denn nicht ohne Grund heißt es über Leute, die man nicht mag, dass man sie nicht riechen kann. Das Spektrum ändert sich mit aufgenommenen Nahrungsmitteln (Knoblauch lässt sich schwer verbergen) und auch mit Gesundheitszuständen. Wenn das Immunsystem auf irgendeinen Störenfried losgeht, werden bestimmte Verbindungen freigesetzt, die schließlich auch ausgedünstet werden können.

Geeignete Hunde kann man darauf trainieren, bestimmte Geruchsstoffe zu erkennen. Worauf ein Hund trainiert werden kann, stellt sich erst bei der Eignungsprüfung heraus: der eine reagiert auf Drogen, der andere auf Sprengstoffe, der dritte ist schließlich ein Spürhund und dann bleiben immer noch genügend Diensthunde übrig, deren Geruchssinn auf nichts reagiert, was die Polizei gerade benötigt. So gesehen ist es kein Wunder, wenn Hunde dabei sind, die bestimmte Erkrankungen eines Menschen erkennen können. Manchen Stoffwechselerkrankungen sind eindeutig feststellbar, weil immer die gleichen Symptome herauskommen, bei viralen und anderen Erkrankungen dürften aber bestenfalls Gruppen erkannt werden können. So, wie man sich oft mies fühlt, bevor eine Erkrankung an der Körpertemperatur ablesbar ist, so könnte ein Hund die über den Schweiß abgesonderten Duftstoffe auch recht früh erfassen können. Aber zielsicher sagen „das ist Corona“ funktioniert nicht, dazu sind sich viele Erkrankungen in den ersten Stadien zu ähnlich.

Kommen wir zu den Stimmmustern. Da hat man Youtube-Aufzeichnungen verwendet, was schon mal eine schlechte Aufnahmequalität mit sich bringt. Man muss nicht das Gehör einer Eule oder einer Fledermaus haben, um festzustellen, dass die meisten mp3-Aufnahmen nichts taugen; viele Menschen können das auch und finden die meisten CDs einfach nur grottig bezüglich der Tonqualität.

Trotzdem kann man natürlich versuchen, herauszuhören, ob jemand heiser ist oder nicht. Vielleicht weil er am Abend zuvor etwas tief ins Glas geschaut hat, zu intensiv „BAERBOCK MUSS WEG!!!!!“ gebrüllt hat oder halt erkältet ist. Wobei sich die Stimme bei solchen Abweichungen im Laufe der Zeit ändert: der Hals tut schon gar nicht mehr weh, da geht das Gekrächze erst richtig los. Und wobei sich die Menschen ohnehin schon stark unterscheiden, so dass man jemanden für heiser hält, der es nicht ist oder umgekehrt.

Wie müsste man vorgehen, wenn man eine KI trainieren will? Zunächst braucht man viele Probanden mit und ohne Heiserkeit. Im Training wird der KI gesagt, wer heiser ist und wer nicht. Sie lernt dann, die Leute richtig zu klassifizieren. Wer so ähnlich spricht wie ein Heiserer, wird im Einsatzlauf als „heiser“ klassifiziert. Wenn man Pech hat, war es das: die KI kann die Leute aus dem Training identifizieren und klassifiziert im Weiteren nach „hört sich ähnlich an“, ohne das da was dran sein muss.

Wenn man mehr will, muss man schon auf Differentialdiagnostik zurückgreifen, d.h. von der gleichen Person Stimmmuster mit und ohne Rheila-Perlen haben. Ob das genügt, tatsächlich bestimmte Muster zugänglich zu machen, die auch bei unbekannten Personen sicher erkannt werden können, wäre auszuprobieren. Aber auch wenn das klappt, hat man eben nur die Eigenschaft „heiser“ identifiziert. Die Behauptung, man könne das auf eine bestimmte kurzlebige Variante des C-Virus spezialisieren – nun, da sind wir wieder bei der Autofarbe und der Schwangerschaft.

Wer etwas mehr über solche Sachen wissen möchte (und erfahren möchte, warum die US-Army vor vielen Jahren mal Riesenprobleme mit ihrer KI gehabt hätte, wenn sie mit ihren Abrams in eine Gruppe T-90 reingefahren wäre), kann rechts zu „Mathematik der Meinungen“ greifen.