100-jähriger Krieg?

Irgendwie ist die Neuzeit doch ziemlich armselig. Der Krim-Krieg dauerte gerade mal 3 Jahre von 1853 – 1856, der deutsch-französische Krieg 1870/1 war noch schneller zu Ende, der 1. WK brachte es auch nur auf etwas mehr als 4 Jahre und der 2. WK begnügte sich mit 6.

Das war früher anders. Der 30-jährige Krieg dauerte tatsächlich 30 Jahre und der 100-jährige Krieg zwischen Frankreich und England zwischen 1337 und 1453 heißt nur deshalb 100-jähriger Krieg, weil sich einhundertsechzehnjähriger Krieg irgendwie doof anhört.

Den kalten Krieg, der immerhin 45 Jahre dauerte, darf man nicht mitrechnen, weil: so richtig geschossen wurde da nicht. Zur Ehrenrettung der Neuzeit versucht man allerdings, in der Ukraine was längerfristiges anzurichten. Und das systematisch.

Wobei es sich bei „man“ um Russland handelt, wie im Deutschlandfunk noch vor ein paar Tagen zu hören war, wo kritisiert wurde, dass man tatenlos seit 2014 zugesehen hätte, wie Russland an den ukrainischen Grenzen aufrüstet.

Wobei es sich bei „man“ um die Nato-Staaten handelt, wie die ehemalige Bundeskanzlerin in zwei Interviews verkündete: man hätte nie vorgehabt, die Minsker-Verträge von 2014 einzuhalten, sondern wollte nur Zeit rausschinden, um die Ukraine an den russischen Grenzen aufzurüsten.

Fest steht jedenfalls, irgendwer hat aktiv einen Angriffskrieg vorbereitet, wobei das Problem darin besteht, dass der DLF ja keine Russenpropaganda verbreitet und die Ex-Bundeskanzlerin natürlich auch nicht.

Nun ist Politik ja der ständige Wechsel von Meinungen oder, wie Konrad Adenauer das passend sagte, „was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“. Genau genommen trifft das auch auf jeden Privatier zu. „Kaufe ich mir jetzt den Mercedes oder den Jaguar?“ ist eine typische, den grünen Durchschnittsbürger beschäftigende Frage und man verhandelt mit beiden Lieferanten. „Du hast aber gesagt …“ gilt nicht, so lange man keinen Vertrag unterschrieben hat. Allerdings nach der Unterschrift gilt es und wer sich nicht dran hält, ist ein Betrüger. Das gilt auch in der Politik und gemäß Merkel waren Verträge mit der festen Absicht des Betruges geschlossen worden. Wo hinsichtlich des Anstandes und der Vertrauenswürdigkeit der schwarze Peter zu suchen ist, muss nicht weiter erläutert werden.

So ein vorsätzlicher Vertragsbruch hat genügend Potential für einen neuen einhundertsiebenunddreißigjährigen Konflikt, wenn auch nicht durchgehend mit Peng-Peng (eine keinere Variante eines Doppel-Wumms). Und ihn tatsächlich dazu zu machen, ist festes Ziel deutscher Think-Tanks. Wobei notiert werden sollte, dass die schlimmsten Kriegstreiber von heute die Friedenstauben von Gesten sind: die Grünen. Bei potentiellen Vertragspartnern dürfte das Vertrauen jedenfalls recht eingeschränkt sein, was auch durchaus gerechtfertigt ist:

Wer nun wirklich einen Angriffskrieg vorbereitet hat, ist damit offiziell unklar. Allerdings: wenn die Russen das auch gemacht haben sollten, war das bis jetzt zumindest die deutlich effektivere Vorbereitung. Wer einen Krieg schließlich tatsächlich anfängt und den ersten Schuss abfeuert, ist dabei traditionell eher nebensächlich. 1870 hat Bismarck Napoleon III. in eine diplomatische Falle gelockt, 1914 Frankreich und England zunächst Russland in den Krieg gehetzt, 1939 hatten die Briten die Polen so weit aufgestachelt, dass Hitler blank zog und 2022 mit vergleichbaren Mitteln die Nato Russland provoziert. Aber da kann man natürlich auch anderer Ansicht sein und was wirklich los war, diktiert ohnehin später der Sieger, unabhängig von dem, was tatsächlich passiert ist.

Wie lange der reine Waffenkrieg dauert, lässt sich schwer sagen. Im Moment sieht es für die Ukraine weniger gut aus, obwohl die Russen anscheinend noch lange nicht „all in“ spielen. In der Ostukraine tobt eine Materialschlacht, wobei sich die westliche Führung der ukrainischen Kräfte eher auf die militärische Niederschlagung eines Aufstands vorbereitet hat und eben nicht über genügend Material verfügt, um das lange durchzuhalten. Aber das kann sich ändern, wenn jetzt zunehmend mehr ukrainische Soldaten von der Bundeswehr ausgebildet werden. Wenn die die taktischen Spezialitäten der „wer macht?“ konsequent umsetzen und die Vormarschwege der Russen systematisch mit nicht mehr fahrbereiten Tierpanzern blockieren, dürfte das die russische Armee jahrelang aufhalten. Ob das reicht, das 1000-jährige Reich von Adolf umzusetzen, bleibt abzuwarten, denn selbst grünen Rechenspezialisten dürfte irgendwann aufgeben, dass es bis 2933 noch 910 Jahre braucht – und dabei ist Adolfs Versuch schon mitgerechnet.