Irrsinn vs. Irrsinn

Fritz Vahrenholt, ständiger Autor bei achgut und anderen Plattformen in Sachen Energierealismus, geht hier mit dem RWE in Gericht:

https://www.achgut.com/artikel/rwe_wahlkampfhilfe_fuer_die_gruenen_und_nix_wie_weg

Die wollen nämlich bis 2030 Braunkohlkraftwerke mit 3 GW vorzeitig aus dem Verkehr ziehen – nachdem vorübergehend bis 2024 ein paar Kohlekraftwerke mit 7 GW aus der Reserve geholt werden, um den Ausfall der Ende des Jahren stillzulegenden 4,5 GW KKW zu kompensieren. Um den Irrsinn zu verstehen, muss man ein wenig zwischen den Zeilen lesen – auch bei Vahrenholt selbst.

So verkauft Vahrenholt zunächst halbwegs korrekt den ganzen Zirkus für unnötig, da die Temperaturen allenfalls marginal steigen:

https://www.drroyspencer.com/wp-content/uploads/UAH_LT_1979_thru_August_2022_v6.jpg

„Halbwegs korrekt“, wie ich unten noch zeigen werde. Aber weiter. Richtig erkannt wird, dass die angekündigten Wasserstoff-ready-Gaskraftwerke eine Luftnummer sind. Solche Ankündigungen kann man machen, wenn man gar nicht vor hat, hier noch irgendwie zu investieren, denn eine Wasserstofftechnologie wird es nicht geben. Zumindest nicht ohne KKW-Strom zum Fast-Nulltarif.

Dann kommt Irrsinn gegen Irsinn: man könne doch CO2-freie Kraftwerke bauen, also die CCS-Technologie nutzen. CCS bedeutet Carbon Capture and Storage. Technisch machbar, aber:

  • Irrsinn 1: pro 3 Kraftwerken müsste man ein viertes bauen, das die notwendige Energie für CCS liefert.
  • Irrsinn 2: das Zeug wird nach derzeitigen Plänen dort verklappt, wo man mit absoluter Sicherheit nicht weiß, was es dort anrichtet.¹⁾

Nun muss man vom RWE wissen, dass ca. 25% der Aktien in der Hand von Ländern und Kommunen sind, ähnlich wie bei VW. RWE will aber fortan hauptsächlich in den USA investieren. Anscheinend – nächster Irrsinn – ficht das hier weder Anteilseigner noch Arbeitsnehmer und Gewerkschaften groß an. Die bemerken gar nicht erst die Aussage, die hinter dem RWE-Verhalten mit Stilllegungen und fiktiven Kraftwerken steckt:

Das RWE als einer der Großversorger geht davon aus, dass 2030 in Deutschland keine Industrie mehr existiert, die einen nennenswerten Energiebedarf hat.

Dann kann man auch nicht mehr benötigte Kraftwerke abschalten und den Rest Wind und Sonne überlassen. Von 72 h Blackout in diesem Winter hat sich die Restbevölkerung sicher bis 2030 auf 2-3 Monate Dauerblackout eingestellt.

Noch zum Irrsinn der Temperaturmessungen. Mit Bodenstationen etwas im Bereich 1/10°C als Mittelwert messen zu wollen ist Irrsinn. Die Tagesschwankungen betragen vielfach 20°C, im Jahr sind es nicht selten 40°C und mehr und wenn in der Nähe einer Messstation gebaut wird, ändert sich die Temperatur. Das wird zwar durch Korrekturen irgendwie bewertet, aber eben nicht auf der Skala 1/10°C und weniger. Mittelwerte sagen ohnehin wenig aus;²⁾ für die Vegetation sind Extremwerte und Niederschläge wesentlich wichtiger.

Deshalb misst man vom Weltraum aus. Die Differenzen zur Bodenmessung betragen nicht selten einige Grad. Dafür ist natürlich ein Mittelwert leichter feststellbar, da eine viel größere Fläche ausgemessen werden kann. Man muss sich allerdings fragen, was da gemessen wird. Die Temperatur? Oder eher die Wolkendichte? Natürlich wird auch da korrigiert, aber eben auch dort nicht im Bereich 1/10°C und darunter.

Wer halbwegs verständlich etwas mehr wissen möchte, kann auch hier nachschauen:


¹⁾ Ein paar Versuche gehen in Richtung „fluten von ausgebeuteten Erdgaslagerstätten mit CO2“. Das ist insofern Irrsinn, als inzwischen bekannt ist, (1) dass sich ausgebeutete Lagerstätten wieder nachfüllen und nach einigen Jahren/Jahrzehnten wieder produzieren können, (2) zu wenig Erdgaslagerstätten zur Verfügung stehen, um auch die Kohle-CO2-Mengen zu verpacken und (3) das nur dort funktioniert, wo Pipilines vorhanden sind, deren Förderrichtung umgekehrt werden kann.

²⁾ Man stelle sich die eigene Wohnung vor, die behagliche 21°C Mittelwert aufweist – d.h. im Sommer schon mal 35°C, im Herbst und Winter aber auch schon mal 8-10°C. Nun kauft man eine neue große Tiefkühltruhe mit einer Temperatur von -22°C. Dadurch sinkt der Mittelwert insgesamt von 21°C auf 19,5°C. Irrsinn? Nein, IPCC-Logik.