Der neue EU-Kommissionspräsident

J.C. Juncker hat bekanntlich ein Ischias-Problem, wobei nicht ganz klar ist, ob es sich um seinen Rücken oder den gleichnamigen hochprozentigen Schnapps handelt. Aber vermutlich nicht nur deshalb wird in absehbarer Zeit ein neuer Kommissionspräsident gewählt. Zur Erinnerung: das ist der, der überall auf der Welt im Namen von 500 Mio Europäern auftritt, wenn es etwas zu regeln gilt, das die 27 Einzelstaaten insgesamt betrifft und man nicht alle 27 Hanseln oder Greteln einzeln losschicken kann.

Im DLF befasste sich eine 5-Minuten-Reportage damit, dass sich ein gewisser Herr Weber (den Vornamen habe ich vergessen, aber Gerry war es nicht), der in Deutschland vermutlich komplett unbekannt sein dürfte, als Kandidat der EVP, die vermutlich jedem Deutschen ebenfalls nichts sagt, aufstellen lassen will. Was die EVP genau ist, ging aus dem Ganzen nicht hervor, aber die CDU ist Mitglied in den Club und Weber ist CSU-Mitglied.

Von mir aus hätte man das Thema auch auf den Satz „X.Weber will Kandidat der EVP für das EU-Kommissionspräsidentenamt werden“ beschränken können. Das wären keine 5 Sekunden und völlig hinreichend gewesen, denn die Kandidatur eines völlig Unbekannten als Kandidat eine völlig unbekannten Partei (oder was auch immer) in einem Prozess, bei dem man als Bürger einer Demokratie weder Einfluss noch irgendwelche Mitsprachemöglichkeiten hat, ist genauso interessant wie die Meldung, dass Prinzessin Lea auf Alderaan die Wookie-Koalition bei der Versorgung mit besseren Bananen unterstützt.

Interessieren sollte uns der Vorgang aber schon, denn immerhin wird derjenige, der es letztlich wird, für alle Europäer sprechen. Nicht (vom Volk als Kandidat) gewählt, nicht (vom Volk) kontrolliert, und in der persönlichen Bedeutung wohl kaum vor dem Arschloch rangierend, das einem neulich den letzten Parkplatz weggeschnappt hat. Könige und Kaiser werden auch nicht vom Volk gewählt, repräsentieren aber immerhin was, mit dem sich zumindest die Leserinnen des Neuen Blatts oder ähnlicher Schmonzetten identifizieren können, während es selbst Juncker trotz Ischias nicht geschafft hat, in den Reihen der Alkoholiker größere Bedeutung zu erlangen. Trotzdem nennt sich das Ganze selbstherrlich „Demokratie“.