Wer mit dem Gedanken liebäugelt, sollte sich zunächst eine Karte und einen Zirkel besorgen und zwei Kreise mit den Kartenradien 75 km und 150 km um seinen Wohnsitz einzeichnen. 75 km sind das, was man hin- und zurück mit einer Batteriefüllung erledigen kann, 150 km die Entfernung, nach der man aufladen muss, um wieder zurück zu kehren, vorausgesetzt man findet dort eine passende Steckdose. Kann man mit dem Umgebungsbereich leben? Immerhin kommen mit Urlaub und Feiertagen ca. 6 arbeitsfreie Wochen zusammen, in denen man vielleicht irgendwo hinfahren möchte, und sei es nur zu einem Verwandten. Wie viele Interessenten bleiben jetzt noch? 50% der ursprünglichen? Das ist schon optimistisch.
„Kann man alles auch mit der Bahn machen“ wird vielleicht jemand anmerken. Klar, aber nur in Städten. Auf dem Land, wo man gewöhnlich Entspannung sucht, fahren oft nur ein oder zwei Busse pro Tage, und wenn man die versäumt, bleibt nur noch das Taxi, d.h. die letzten 15-20 km werden genauso teuer wie die 500 km Bahn davor. Selbst zum Bahnhof kommen ist schon eine Kunst, denn das E-Auto dort parken führt nur dazu, dass es nach 2 Tagen abgeschleppt wird, weil i.d.R. nur Kurzzeitplätze zur Verfügung stehen. Landbewohner dürften jetzt eigenlich vom Plan schon Abstand genommen haben.
Die 180 km Fahrstrecke, die die meisten Hersteller angeben, gelten auch nur unter optimalen Bedingungen. In den Städten mit Stop&Go kommt man oft auf kaum mehr als die Hälfte, und so mancher Handwerksbetrieb, der sich ein E-Auto gekauft hat, darf seine Mitarbeiter Nachmittags irgendwo einsammeln, weil der Saft alle ist. Das schränkt den möglichen Kundenkreis weiter ein, nämlich auf solche Kunden, die ihre Touren exakt planen können (z.B. Post- und Paketdienste). Die anderen setzen sich damit nur in die Nesseln
Will man trotzdem ein E-Auto haben, muss man auch die Batterie aufladen können. Alle, die keinen festen eigenen Parkplatz haben, sind jetzt schon mal verloren, und alle, die eine Garage oder einen Platz in einer Tiefgarage haben, müssen erst einmal einen Anschluss dorthin legen – auf eigene Kosten versteht sich, was nicht billig ist, weil ja auch ein Zähler angeschlossen werden muss. Wer anschließend seinen Nachbarn etwas vorschwärmt, kann sich damit ins eigene Bein schießen, denn wenn zu viele E-Auto am Netz hängen – die ziehen ordentlich Strom, damit man auch nach kurzer Zeit wieder beweglich ist – wird sich der Energieversorger weiteren Anschlüssen möglicherweise widersetzen, weil sein Netz dafür gar nicht ausgelegt ist. Wer genau aufgepasst hat, wird übrigens festgestellt haben, dass hier die Gruppe der Städter verkleinert wird: die haben Probleme mit dem Strom, während die Landbevölkerung mit Eigenheimen hier wohl weniger Probleme hat, aber oben schon aufgrund der Entfernungen ausgeschieden ist.
Ob sich der Aufwand finanziell lohnt, ist die Frage: um überhaupt konkurrenzfähig zu werden, rechnen manche Hersteller die Batterie gar nicht in den Preis ein, sondern verlangen eine Miete von 50-100 €/Monat. Der Strom ist dabei noch gar nicht eingepreist. Für das Geld kann man aber auch mit dem Benziner oder dem Diesel schon sehr weit kommen – vermutlich weiter, als man muss, wenn man in das E-Auto-Nutzerprofil passt.
Schnell kommt dann auch das Umweltargument und die erneuerbare Energie. Das Schöne am Umweltargument:
- Es lässt sich nicht kontrollieren, denn es handelt sich um Zukunftsvisionen, die so weit weg sind, dass es nicht mehr alle erleben werden.
- Wieso eine Dashcam im Auto, die beweist, dass Ihr Gegner Schuld war, nicht als Beweismittel zugelassen wird und Sie statt dessen verknackt werden, ist juristisch hochkompliziert, füllt ganze Regalmeter Aktenordner und ist absolut nicht zu verstehen. Umweltproblem sind einfach zu verstehen, denn es gibt immer nur eine einzige Stellschraube: beim Klima ist es das CO2 – andere Parameter spielen überhaupt keine Rolle. Bei der Gesundheit ist es je nach Notwendigkeit der Feinstaub oder NOx, aber immer nur einzeln, und auch hier spielen andere Parameter nie eine Rolle. Kurzum, die Umwelt ist so einfach, dass selbst der α-Kevin der Gesellschaft nicht behaupten kann, er hätte das nicht komplett verstanden.
Das Ganze wird dann so lange wiederholt, bis es alleine aus diesem Grunde schon eine Wahrheit ist (selbst wenn 15 Jahre zurückliegende Fakten den Unfug als Unfug ausweisen, bleibt es eine Wahrheit: Feinstaubbelastungen der Vergangenheit, die nicht verhindern konnten, dass die Lebenserwartung um 20 Jahre zugenommen hat, sprechen nicht dagegen, dass Werte, die 1/10 der alten betragen, wieder und immer wieder als absolut tötlich dargestellt werden).
Das schöne an der erneuerbaren Energie: sie funktioniert nicht, egal wie die Grünen herum lamentieren. 70% der Energie kommen aus Kohle und Gas, und wenn der Anteil Windstrom einmal höher ist, wird von den Umweltfuzzis peinlichst unterschlagen, dass die anderen Kraftwerke in dieser Zeit ebenfalls weiterlaufen und Primärenergie verbraten. Wenn mehr Verbraucher dazu kommen, wird das Verhältnis sicher nicht besser. Strom aus Kohle mit allen Verlusten ist aber nicht besser als Antriebsenergie aus Benzin oder Diesel, eher im Gegenteil.
Ist jetzt noch irgendjeman übrig geblieben, der ein E-Auto aus Überzeugung kaufen will?
Aber bleiben wir mal beim Umweltargument: lässt sich da gar nichts machen? Doch, ließe sich. Solarkraftwerke in Verbindung mit Wasserstofftechnologie oder Diesel aus gentechnisch gezüchteten Algen und Sonnenenergie ließen sich machen, sogar konkurrenzfähig. Damit könnte man nun wieder umweltneutralen Strom produzieren, hätte aber das E-Auto auch nicht mehr nötig, den der Algensprit ist auch umweltneutral. Sollte man daher nicht besser auf die technische Entwicklung setzen statt auf eine Technologie, die nur auf wenige Nutzer wirklich passt?
Einen Wermutstropfen hat diese Perpektive allerdinngs: sie lässt sich nur da umsetzen, wo Sonne und Platz ist, nicht hier in Mitteleuropa, aber beispielsweise in Nordafrika oder Arabien oder auch anderswo. Das ließe sich allerdings nur realisieren, wenn man als Menschheit mal über die Eindämmung schlimmer grassierender Geisteskrankheiten wie Islam, westliche Wertegemeinschaft und Börsenkapitalismus nachdenken würde. Das sind aber gleich drei Aufgaben, an denen man jeweils einzeln scheitert.