Eine Truppe zum Fürchten

Früher waren die deutschen Armeen,obwohl sie zahlenmäßig meist kleiner waren als die ihrer Gegner, gefürchtet. Bei der aktuellen deutschen Armee, der Bundeswehr, kann man sich aber wohl eher davor fürchten, zum Mitmachen aufgefordert zu werden.

Eigentlich sollte die BRD ja gar keine Armee mehr bekommen, aber im Rahmen des kalten Krieges quengelte der Friedensengel Konrad Adenauer auch mit dem Hinweis, dass die DDR im Begriff war, die NVA aufzubauen, so lange rum, bis die Siegermächte es ihm erlaubten. Damit waren die Weichen für eine bis heute nicht abreißende Serie unglaublicher Peinlichkeiten gestellt (und von denen vemutlich nur ein Bruchteil in größerem Maße bekannt sind).

Die erste größere Panne war der Starfighter, die Lockheed F104G. Enwickelt Anfang der 50er, von den USA außer Dienst gestellt Anfang der 60er, in anderen Staaten in Betrieb bis in die 90er (Italien) bzw. das neue Jahrtausend. Spricht eigentlich für ein zuverlässiges Fluggerät – außer in Deutschland. Von den über die Jahre gekauften 900 Maschinen sind 300 verunglückt, davon 269 abgestürzt (das sind mindestens 50 Strahlflugzeuge mehr als die Bundeswehr heute am Boden hat).

Wenn man nach den Gründe fragt, stößt man auf Unfähigkeit und Ignoranz, das typische und bereits damals in großem Umfang vorhandene Accessoire der deutschen Politik. Wo bekommt man Personal her, wenn man eine Luftwaffe nach einem Krieg aufbauen will? Vom Restpersonal des Krieges. Und so war der Chef der Bundesluftwaffe in Spee ein altgedienter Wehrmachtsgeneral, der sein Handwerk verstand. Bei der Beschaffung muss sich ungefähr folgender Dialog abgespielt haben: General: „Die F104 ist ein gervorragender Abfangjäger.“ – Politik: „Wir wollen aber einen Jagdbomber.“ – General: „Dazu ist die Maschine nicht geeignet. Da wäre … besser geeignet.“ – Politik: „Wir haben Lockheed aber schon zugesagt. Das wird ein Jagdbomber, basta.“ – Lockheed: „Das geht schief.“ – Politik: „Wollt ihr Geld verdienen? Dann seid ruhig.“ – Lockheed: „…“

Bleiben wir noch ein wenig bei der Luftwaffe. Irgendwann war es natürlich mit der F104 aus, und man stieg auf die Phantom um. Als kriegstauglich im Vietnam-Krieg nachgewiesen und seit Anfang der 60er im Einsatz. Die USAF war natürlich schon wieder mit Erneuerung beschäftigt, während die Bundeswehr kaufte und den Flieger bis 2013 im Einsatz hielt. Immerhin konnte die Bundeswehr mit der Maschine doch einmal Eindruck schinden: ein Offizier erzählte mir, dass Anfang der 2000er eine Staffel in die USA mit ein paar Zwischenlandungen zu einer gemeinsamen Flugshow in die USA übersetzte. „Eine ganz kleine Air-Base in der Provinz. Nur 250 Maschinen. Also mehr als die ganze Luftwaffe besitzt.“ – so seine Schilderung. Fragen der fachkundigen Besucher: „Wie seid ihr denn mit diesen Museumsmaschinen hier hin gekommen?“ – „Geflogen natürlich!“ – worauf die Frager meinten, sie hätten ja schon viel über mutige Piloten gehört, aber die Luftwaffe sei wohl doch etwas Besonderes.

Eine andere Maschine ist der Tornado, produziert von 1973-1999 (wird also nicht mehr gebaut) und noch heute mit 68 Maschinen (ca. 1/3) in der Luftwaffe vertreten. Den hat jetzt ein Flugverbot ereilt, was die Presse u.a. mit „Modernste Tornado-Jets der Luftwaffe müssen am Boden bleiben“ kommentierte. Grund: ein mangelhaftes Bauteil. Auffallend: nach 35 Einsatzjahren „modernste Technik“ und Mängel, die nicht nur ein Flugzeug, sondern die gsammte Serie stilllegen. Wird zwar schnell behebbar sein, aber doch recht peinlich, insbesondere, wenn das in der Form an die Öffentlichkeit dringt.

Überhaupt Technik: ein Passagierflugzeug fliegt von Deutschland in die Karibik, lädt Passagiere, Gepäck und Catering aus und ein und ab geht es nach zwei Stunden zurück nach D, dort wiederholt sich das Spiel. Wartung: alle 250-600 Flugstunden, etwas intensiver nach 1000 Flugstunden, intensiv nach 5000 Flugstunden, Generlüberholung nach ca. 55.000 Flugstunden. Deutsche Militärmaschine: Flug von D nach Afghanistan (also nur ein paar Flugstunden), anschließend 2-3 Monate Überholung bis zum Einsatz.

Letzte Panne: Transportflugzeuge. Die Transall ist seit 1968 im Einsatz, heute noch mit 45 Flugzeugen. Auch da Pannen: bei der Verlegung von Bodentruppen nach Afghanistan kam ein Teil der Truppe nur bis nach Südosteuropa. Dort hatte die Truppe einen längeren Aufenthalt in einem Nobelhotel, weil das Flugzeug nicht mehr wollte und man sich von den Holländern Ersatz leihen musste.

Für eine Neubeschaffung wurde Airbus der Auftrag zur Entwicklung der A-400 erteilt. Aufgrund diverser Pannen jahrelange Verzögerungen und Preissteigerungen. U.a. stellte sich heraus, dass die Start- und Landebahnen deutlich länger sein müssen als eigentlich vorgesehen.

Letztes Beispiel: das geplatzte Drohnenprojekt, weil das Fluggerät keine Flugfreigabe bekam. Irgendwie peinlich.

Bekannt sind auch die Probleme bei den Handfeuerwaffen. Nach Ersatz des G3 aus dem Jahre 1959 durch das G36 seit 1997 stellt sich kaum 20 Jahre nach Einführung heraus, dass das Gewehr nicht genau schießt. Was hat man eigentlich in den 20 Jahren damit gemacht? Und ist es wirklich so schlecht, dass sich der Soldat garantiert während des 80-130. Schusses in einem Einsatz selbst in den Rücken schießt? Geredet darüber wird jedenfalls nur von Politikern und Pressefuzzis, die selbst garantiert nie so ein Ding selbst in der Gand gehabt haben.

Die mischen sich auch in die Ausbildung ein. Eine Kampfausbildung, die bezüglich der Härte so mancher Hobbysportler freiwillig auf sich nimmt, führt in der Bundeswehr zu Strafprozessen wegen Körperverletzung gegen die Ausbilder. Schon sinnig, wenn man hinterher in irgendeiner 8000 km entfernten Wüste die Demokratie von Deutschland verteidigen darf. Soll sich das vielleicht auf „Geh weg, du böser Taliban!“ beschränken? Ein Feldwebel meinte mir gegenüber einmal „da werden selbst Kampfstiefel ausgemustert, weil sie nicht orthopedischen Ansprüchen genügen.“ Vielleicht übertrieben, aber in der Tendenz glaubwürdig, insbesondere wenn Soldaten, die dort unter Kriegsbedingungen beschossen werden und sich zur Wehr setzen, anschließend hier straf- und zivilgerichtlich belangt werden.

Inzwischen ist die Truppe eine Berufsarmee. Aber trotz halal-Küche, Einhaltung von Kampfpausen während der Gebetsstunden (siehe Asterix in Britannien) und möglicherweise auch Kopftuchzulassung bei der weiblichen Belegschaft scheidet anscheinend bis zu 1/3 der Soldaten vorzeitig aus, weshalb einige auch wieder über eine Wehrpflicht fabulieren. Kaum bekannt: die 170.000 Mann starke Truppe hat zusätzlich ca. 70.000 private Wachschutzleute unter Vertrag, die das Eigentum der Bundeswehr überwachen.

Die Marine soll auch nicht ganz vernachlässigt werden: zum Anti-Piraten-Einsatz in das rote Meer wurden auch Schnellboote geschickt – völlig ungeeignet für diese Klimaverhältnisse, weil für den Einsatz in kalten Regionen ausgerüstet. Ein Gutes hatte das dennoch: bei einer Begegnung mit Piraten konnte ein Schnellboot dank seines starken Motors entkommen, denn eine Gegenwehr war nicht möglich, da die Bordwaffen noch immer in ihren Schutzhüllen steckten und nicht eingesetzt werden konnten. Peinlich, wenn Piraten jetzt auch noch mit gekaperten Fahrzeugen der Bundesmarine unterwegs wären.

Das alles ist natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. Um die Bundeswehr zu finanzieren, kassiert der damalige Bundeskanzler Adenauer kurzerhand die Rentenrückstellungen ein und schaffte das Umlagesystem. Das Ergebnis ist bekannt: nach 40 Jahren Arbeit und mehr als 20% Rentenbeitrag kann man leicht nachrechnen, dass die verbleibenden 15 Jahre Ruhestand gut ohne Lohneinbußen fininazierbar wären. Die Realität sind weniger als 50% bei hohen Nebenkosten und Abnahme der Ruhestandszeit auf demnächst vielleicht 10 Jahre. Und das sind nur die persönlichen Nachteile, die volkswirtschaftlichen aufgrund fehlender langfristiger Investition in eigenen Land, die andere übernommen haben, rechne ich gar nicht erst dazu. Jahrzehnte war der Verteidigungshaushalt der größte im Bundeshaushalt. Während er sich aber relativ nur wenig änderte, wird er inzwischen um den Faktor 5 durch den Sozialhaushalt überflügelt, bei dem dem Bürger immer das Märchen vom demografischen Wandel als einzige Ursache als Lüge aufgetischt wird. Die demografisch bedingten Zusatzausgaben aufgrund des Umlagesystems bei Renten haben daran nicht den größten Anteil. Die Rentenzuschüsse liegen bei ca. 50 Mrd – bei einem Gesamthaushalt von 150 Mrd!

Aber Politik ist, wenn man trotzdem lacht. Wir sind selbst dran Schuld. Wetten, dass mehr als 50% der Bürger eine der täglichen Doku-Soaps aus dem Hartz-IV-TV nicht von Anne Will oder einer runde zwischen Trump und Clinton unterscheiden könnte, wenn man das Bild ausblendet? Was soll man denn erwarten, wenn man solche Panneköpfe das Land lenken lässt?