Wenn ein Deal kein Deal mehr ist

Zu Geschäftsabschlüssen kommt es, wenn sich mehrere Leute treffen und jeweils etwas anbieten können, was der andere haben möchte. Wenn man wissen möchte, ob das Geschäft zufriedenstellend war, braucht man die Beteiligten nur zu fragen, ob sie mit dem Geschäftspartner auch weitere Geschäfte abschließen würden. Das dürfte nicht der Fall sein, wenn einer sich nicht an die Vereinbarungen hält oder den anderen derart maßlos über den Tisch zieht, dass es irgendwie gegen die „guten Sitten“ verstößt.

Manche Geschäfte sind relativ kompliziert, so dass die Parteien einen Makler hinzu ziehen, der für einen vernünftigen Ablauf sorgen soll. Der kann zwar auch nicht verhindern, dass später einer falsch spielt, aber die Möglichkeiten dazu stark einschränken. Dabei sollte der Makler aber im eigenen Interessen neutral sein, denn auch er ist ja letztlich Geschäftspartner und möchte weitere Geschäftsabschlüsse machen. Ein Häuser- oder Wohnungsmakler, der darauf besteht, dass das Hausdach vor dem Eigentümerwechsel knallgrün gedeckt oder die Wohnung komplett lila angestrichen wird, obwohl das weder der Verkäufer noch der Erwerber wollen, dürfte bald sein letztes Geschäft gemacht haben.

Zu einem Makler in diesem schlechten Sinn entwickelt sich immer mehr und immer schneller der Staat, wobei man diesem Makler dummerweise nur schlecht aus dem Weg gehen kann. Eigentlich soll er nur langfristig stabile Rahmenbedingungen schaffen, zu denen die Geschäfte abgewickelt werden können, aber die Rahmenbedingungen sind inzwischen weder in irgendeiner Weise sinnvoll noch langfristig stabil. Und irgendwann will dann keiner mehr Geschäfte machen.

Gut zu beobachten ist das im Bereich der Energieversorgung, angefangen bei der Kernenergie, die zwar die preisgünstigste und sicherste Energiequelle darstellt, aber inzwischen ausgerottet wird. Die Vertragsbrüche haben eine lange Geschichte: überschaubare Projekte werden seit Jahrzehnten in Deutschland zu Tode verwaltet. Überschaubar, weil diese Projekt in anderen Ländern tatsächlich planmäßig und weitgehend zu den projektierten Kosten durchgezogen wurden. Hier häuften sich nach der Projektvergabe neue Vorgaben und Klagen, was in nicht wenigen Fällen zu einer Einstellung der Projekte nach dem Verschleudern eines Vielfachen der projektierten Kosten und dem Ablauf eines Vielfachen der geplanten Zeit führte. Vorzeitige zwangsweise Stilllegungen verstoßen ebenfalls gegen die Verträge und es ist abzusehen, dass die Schadensersatzklagen noch einiges an Geld kosten werden. Gleichzeitig wird eine Politik der verbrannten Erde betrieben, d.h. die noch voll arbeitsfähigen Anlagen werden zerstört.

Inzwischen ist der nationale Stand des Wissens bei dieser Technik tiefste Steinzeit. Die Fachleute sind in Pension oder arbeiten im Ausland. Sollten vorsichtige Diskussionsansätze, ob Kernenergie nicht doch sinnvoll ist, zu einer Renaissance führen, wäre Deutschland auch auf mehrere Jahrzehnte nicht in der Lage, die Technik zu stemmen. Man müsste sie im Ausland kaufen, also von den Russen, Chinesen, Japanern, der USA oder sonst wem. Da es in unserer so genannten Demokratie aber abzusehen ist, dass bei einer der nächsten Wahlen der nächste Irre das Sagen hat, dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand solche Geschäfte mit Deutschland macht, ziemlich klein sein. Zu oft hat sich das, was hier als Recht gilt, über Nacht völlig verändert.

Übertragen wird das inzwischen auch auf den Kohlestrom: die gut funktionierenden Großkraftwerke sollen in den nächsten Jahren stillgelegt werden. Die Situation ist ähnlich: ein von Uniper in Rotterdam in 3 Jahren gebautes Kraftwerk hat baugleich in Deutschland 12 Jahre und ein Vielfaches an Geld verschlungen. Vattenfall, einer der großen Erzeuger, wiederum hat sein neuestes Kraftwerk, das zwar hypermodern, aber aufgrund jeder Menge Vertragsbrüche nicht rentabel ist, als Kandidat zur Stilllegung angeboten. Vielleicht stellt Vattenfall den Betrieb auch ganz ein und dann kann die Bundesnetzagentur entscheiden, ob sie das Kraftwerk auf eigene Kosten weiter betreibt, weil sonst das Licht ausgeht. Vattenfall ist jedenfalls so weit, darüber nachzudenken, wie man sich komplett aus Deutschland zurückziehen kann, da irgendein Vertrauen in die deutsche Vertragssicherheit wohl nicht mehr besteht. Auf andere Erzeuger mit Sitz im Ausland dürfte das ebenfalls zutreffen.

Selbst Gas ist betroffen, wie man aktuell an der Northstream II – Pipeline sehen kann, deren Fertigstellung aus nichtigen und gefälschten Gründen auf der Kippe steht. Die Ausfälle bei Kohle und Kernenergie sollen durch dezentrale Gaskraftwerke zumindest teilkompensiert werden, weshalb die Pipeline technisch gebraucht wird. Derweil steht aber das modernste Gaskraftwerk Europas in BaWü seit Jahren still, weil es nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Möglicherweise unsichere Versorgung mit Gas und der Bau neuer Kraftwerke auf der grünen Wiese – beim derzeitigen Stand der Planungssicherheit in Deutschland sollte man sich als Unternehmen überlegen, ob man das Risiko, dass vieles so endet wie der Flughafen Berlin-Brandenburg oder Stuttgart 21, wirklich eingehen will.

Selbst beim Wind- und Sonnenzappelstrom werden die Rahmenbedingungen nicht eingehalten, und zwar die gegenüber den Nachbarländern. Die Anlagen werden inzwischen gegen die Rechte der betroffenen Bürger im Land gebaut und verunsichern das europäische Stromnetz bis an den Rand des Zusammenbruchs. Die andern Ländern sollen/müssen nämlich den Überstrom abnehmen und bei Mangel ihrerseits liefern. Dabei ist man aber an der Grenze angekommen. Trotzdem wird hier natürlich weiter gemacht. Der Erfolg: mindestens die östliche Grenze der Republik zu Polen, Tschechien und Österreich ist inzwischen elektrisch abgeschottet. Die Länder haben aufwändige Phasenschiebertransformatoren an die Übergabestellen gesetzt, die dafür sorgen, dass bei Wind und Sonne der Überschussstrom nicht mehr ihre Netze in Bedrängnis bringt, was dann hier zu vermehrter Überspannung und Frequenzabweichungen führt. Auch bei Dunkelflauten wird der Strombezug begrenzt mit Unterspannung und Frequenzabweichung hier. Letztlich die plausible Überlegung: wenn schon Blackout, dann bitte beim Verursacher, der sich nicht an die Regeln hält. Vertrauen? Kaum noch vorhanden.

Wie weit der Vertrauensverlust von einigen Unternehmen in die von D und F dominierte EU geht, zeigen die Abwanderungstendenzen von Unternehmen. Der Mischkonzern Unilver und der Energiekonzern Shell sind britisch-niederländische Traditionsunternehmen mit Doppelsitzen in Großbritannien und den Niederlanden. Beide überlegen nach dem Brexit nun sehr ernsthaft, die Unternehmenssitze komplett nach Großbritannien zu verlagern und ihre Aktien nur noch an der Londoner Börse zu notieren. Zu groß ist die Gier der EU und der EU-Länder und zu unsicher die langfristige Rechtssicherheit. Bezeichnend dazu auch die Reaktion der niederländischen Grünen: statt nun Anreize zu schaffen, im Land zu bleiben, wollen diese eine Emigrationssteuer einführen. Unilever und Shell könnten nach diesen Plänen mit bis zu 30 Mrd. € Steuern belastet werden, wenn sie das Land verlassen. Für mich als CEO wäre das ein Signal, alles unter Dach und Fach zu bringen, bevor die Grünen an die Regierung kommen.

Unternehmen wie Vattenfall ziehen sich zurück, andere wandern aus. Einige wie die Autokonzerne können schlecht ausweichen und kriechen inzwischen teilweise auf den Brustwarzen über den Boden, so sehr ist das Vertrauen im Land gesunken. Toyota & Co. dürfte das nur bedingt interessieren. Je weniger hier noch an Know-How vorhanden ist und je weniger hier noch produziert wird, desto mehr wird auch die Kreditwürdigkeit verfallen. Lieferung von Waren? Gerne, aber nur gegen harte Währung und nicht den Euro, und möglichst gegen Vorkasse. Zwangsweise wird diese völlige Unzuverlässigkeit der EU-Staaten dazu führen, dass Chinesen und Amerikaner so anfangen zu denken. Unwahrscheinlich, dass sich rechtzeitig etwas ändert und die völlig durchgeknallten Typen in der Politik abgesägt werden. Derzeit ist der Größenwahn zumindest in Deutschland deutlich ausgeprägter als zu Adolfs Zeiten. Um es mal mit einem Gleichnis zu umschreiben:

Ein Elefant und eine Maus spielen Fußball. Beim Dribbeln tritt der Elefant die Maus versehentlich in den Boden. Nachdem diese sich wieder aus dem Sand empor gearbeitet hat, entschuldigt sich der Elefant: „Tut mir sehr leid, ich wollte wirklich nicht auf dich drauftreten, …“ – „Macht gar nichts!“ unterbricht die Maus, „hätte mir ja schließlich auch passieren können.“