Eigentlich wollte ich außer der Reihe keine Berichte bringen, aber in diesem Fall mal eine Ausnahme.
Nach anfänglichem Ignorieren ist das Virus inzwischen voll auf die Börsen durchgeschlagen. Innerhalb einer Woche verschwanden 5 Billionen US-$ an Börsenwerten. Das ist das 1,5-fache des deutschen Brutto-Inlandsproduktes
Schwankungen sind einerseits verständlich, weil China die Region Wuhan erst einmal dicht gemacht hat und damit einige Lieferketten des Welthandels unterbrochen wurden. In den betroffenen Regionen Chinas leben so ungefähr 70 Mio Menschen, d.h. wirtschaftlich ist tatsächlich ein global Player vorübergehend vom Markt genommen. Dabei hat die chinesische Regierung nach den Erfahrungen mit SARS 2003 so ziemlich alles richtig gemacht, wenn man sich die Fallzahlen anschaut:
Die Infektionsrate in China liegt bei 0,1%, die Zahl der Todesopfer bei ca. 1-2% der Infizierten. Fasst man China und Südkorea zusammen, hat man bereits 95% aller Infizierten erfasst. Ein in Japan unter Quarantäne gestelltes Kreuzfahrtschiff mit 3.700 Menschen an Bord weist bislang 700 Infizierte auf, die meisten aufgrund des durch die Quarantäne erzwungenen engen Zusammenlebens, von denen 6 verstorben sind, während die ersten 500 das Schiff am Wochenende verlassen durften.
Ansonsten zeigt die Krankheit anscheinend den „normalen“ Verlauf: die Ansteckungsrate ist mäßig und normal gesunde kräftige Menschen kommen mit leichten bis mittleren Symptomen davon. Risikogruppen sind alte kranke Menschen und Kinder, bei denen das Immunsystem noch nicht richtig aufgerüstet hat. Im Vergleich dazu hat die Spanische Grippe vor 100 Jahren keine Unterschiede zwischen alt und jung und arm und reich gemacht und alle nieder gemäht. Die Panikreaktionen in den Medien und an den Börsen erinnern aber eher an die Spanische Grippe und passen nicht zum bisherigen Verlauf.
In Deutschland tröpfelt täglich ein Infizierter in die Statistik. Die meisten werden in häusliche Quarantäne geschickt, wobei man mal hoffen muss, dass die Gesundheitsdienste das irgendwie organisiert bekommen. Schließlich kann man nicht einfach die Tür zunageln, denn dann ist der Betroffene nach einer Woche zwar virusfrei, aber auch verhungert. Angesichts der Zahlen ist das die einfachste und sicherste Möglichkeit, die Sache in den Griff zu bekommen. Inzwischen enden auch hier vielfach bereits die Quarantänezeiten von Verdachtsfällen, die doch nicht betroffen sind. Wobei man nach dem medialen Hype wohl davon ausgehen kann, tatsächlich alle Fälle erwischt zu haben: im Gegensatz zur normalen Grippe mit bislang über 100.000 gemeldeten Fällen und ca. 100 Todesfällen, bei der viele vermutlich weiterhin zur Arbeit und nicht zum Arzt gegen, dürfte inzwischen jeder mit Kratzen im Hals beim Arzt gewesen sein.
Die Panik kommt durch mediales Aufpäppeln des Ganzen zusammen. In den Medien „ringt jeder Betroffene um sein Leben“, auch wenn nur die wirklich schweren Fälle in die Kliniken kommen, und in Großbritannien tönt ein Politiker, man werde ganze Städte abriegeln – bei bislang 23 identifizierten Infizierten. In den sozialen Netzwerken blühen derweil die Verschwörungstheorien vom absichtlich in die Welt gesetzten Labor-Mördervirus bis hin zu Tests, wie weit die Bevölkerung kontrolliert werden kann. In einigen Gegenden sind selbst bei Aldi und Lidl bestimmte Regale komplett geräumt und in den Apotheken sind keine Desinfektionsmittel usw. mehr vorrätig. Zumindest hier wird man aber bei Combi in der Spirituosenabteilung noch fündig, wenn auch die Nachfrage, wo denn das Regal mit dem Hamstern sei, auf ratlose Gesichter und nach Aufklärung (die BiLD empfiehlt Hamsterkäufe) auf Lächeln stößt.
Nebenbei: Atemschutzmarken nützen gegen Viren in der Luft natürlich nichts, sind aber trotzdem sinnvoll. Die Kameraden dringen über die Schleimhäute in Mund, Rachen, Nase und Augen in den Körper, sind aber ansonsten auf der Haut relativ harmlos. Dummerweise fasst sich jeder normale Mensch etliche 100x pro Stunde ins Gesicht, sei es, um nachdenklich zu wirken, sei es, um in der Nase zu popeln. Das wird durch die Masken erst einmal unterbunden und der Proband hat sich hoffentlich die Hände gewaschen, bevor er die Maske an die Seite schiebt.
Das wahrscheinlichste Szenario für den weiteren Verlauf lässt ein weiteres langsames Ansteigen der identifizierten Infektionen und damit kleinerer Quarantänemaßnahmen erwarten, während die Welle durch Auslaufen der bestehenden Quarantäne und Gesundung der meisten Infizierten bereits abebbt. Wenn es im Frühling wieder wärmer wird, haben die kleinen Bösewichter ohnehin schlechtere Chancen. Die Wahrscheinlichkeit, durch eine normale Grippe oder einen unvorsichtigen Radfahrer aus der Bahn geworfen zu werden ist jedenfalls höher als vom Corona-Virus erwischt zu werden. Auch die Wirtschaft und die Börsen dürften sich relativ schnell wieder berappeln, wenn man in China zur normalen Tagesordnung übergehen kann.
Wer trotzdem noch einen Nervenkitzel braucht, hier eine Empfehlung:
Bislang scheint der Absatz nicht gelitten zu haben.