Da Deutschland Dank der überragenden Verblödung der politischen Kaste sich mehr und mehr der funktionierenden Teile der Energieversorgung (Kernkraft, Kohle) begibt und die nicht funktionierenden Teile der Energieversorgung (Wind, Sonne, Scheiße) keine Anstalten machen, sich zu funktionierenden zu entwickeln, muss das Loch mit Gas gestopft werden. Das kommt bislang aus den Niederlanden, Norwegen und Russland, reicht aber demnächst nicht mehr so wirklich.
Bekanntlich hat man sich vor Jahren entschlossen, eine weitere Pipeline durch die Ostsee zu bauen. Ukraine wäre theoretisch auch gegangen, aber die Ukrainer hatten schon mal kurzerhand bei einem Streit mit den Russen den Hahn abgesperrt. Außerdem sind die Transitgebühren durch die Ukraine nicht ohne. Die alten Pipelines bleiben aber auf jeden Fall in Betrieb, denn die neue ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung. Inzwischen ist die Pipeline bis auf die letzten 100 km fertig und hat mehrere Milliarden € verschlungen. Eigentlich alles planmäßig und die Russen (die Sowjets eingeschlossen) haben sich bislang immer als zuverlässige Vertragspartner herausgestellt.
Dann kam Donald Trump in den USA an die Präsidentschaft. Er hatte das eine oder andere Wahlversprechen abgegeben und im Gegensatz zu dem üblichen Politikgesocks sich umgehend daran begeben, die einzulösen. Blitzfix ging es mit der Gasgewinnung durch Fracking los, was die USA innerhalb kürzester Zeit von einem Energieimporteur zum größten Exporteur machte, zumindest formell. Wie die Amerikaner so sind, schufen sie aus dem Nichts riesige Anlagenkomplexe für Gewinnung, Verteilung und Export in einer Zeit, in der in Deutschland noch über die Planung eines neuen Fahrradweges zwischen zwei 100 m voneinander entfernten Dörfern verhandelt wird. Also Trump lieferte, aber erst mal nach innen. Trump muss aber auch nach außen liefern, weshalb so langsam aber sicher eine amerikanische Stänkerei gegen die Gaspipeline aus Russland einsetzte.
Dummerweise ist das US-Gas in der Gewinnung teurer (und nicht gerade umweltfreundlich) und muss zudem per Schiff exportiert werden, d.h. es sind am Zielort auch entsprechende Hafenanlagen notwendig. In Rotterdam wurden wohl auch ein paar Terminals gebaut, aber so richtig kommt das Ganze nicht in Gang. Da Trump eher der Hau-drauf-Typ ist und nach vorne prescht anstatt rumzueiern, verlegten sich die USA aufs Erpressungsgeschäft. Wer bei den letzten 100 km Pipeline mitmacht, bekommt in den USA kein Bein mehr auf den Boden, bis hin zu Dorfbürgermeistern in den Ostseeorten, wo de Pipeline enden soll. Hotelzimmer an russische Arbeiter vermieten? Und jetzt mit einem fahrbaren Eiswagen den Partnerort in Texas beglücken? Kommt nicht in Frage! Troll dich! Inzwischen ist dieser nicht enden wollende Corona-Wahnfug dazu gekommen, was Trump zwingt, die Daumenschrauben noch enger anzuziehen.
Also halten wir fest: Spielzeit 90 Minuten. In den ersten 88 passiert nichts, der Lieferant A treibt vertragsgemäß seine Pipeline voran. Minute 89: ein Wettbewerber B meldet sich, kann aber dummerweise die Preise von A nicht halten. Richtig turbulent wird es dann in den letzten 30 Sekunden, in denen B ein Foul nach dem anderen begeht, allerdings nicht an A, sondern am Publikum.
Verkauft wird das Ganze als sinnvolle Politik, weil Russland unzuverlässig sei und Deutschland sich zu abhängig machen würde. Im Prinzip ist das richtig, aber die Abhängigkeit beruht eher auf dem Zerschlagen der zuvor intakten Strukturen. In Wahrheit handelt es sich aber um einen Wirtschaftskrieg, um die Alternativen
- die Russen machen das Geschäft und die US-Boys haben in ihre Infrastruktur fehlinvestiert oder
- die Cowboys machen das Geschäft und die Russen besitzen ein paar 1000 km verlegte Pipeline als Fehlinvestition.
Verloren haben auf jeden Fall die Deutschen, denn entweder können sie nichts mehr in die USA exportieren oder sie bekommen überteuertes Gas und bleiben auf ihrem Anteil der Pipeline sitzen. Es gibt aber auch noch eine dritte Option, die gar nicht mal so unwahrscheinlich ist:
Man veranstaltet hier den nächsten Lockdown, worauf dann zwangsweise so viel kaputt ist, dass man weder zusätzliches russisches noch teures US-Gas braucht. Anscheinend wird an der Option am emsigsten gearbeitet.