Die Impfung: ein Freiheitsmodell

Nicht erst seit SARS-Cov-2 steht das Gespenst von Zwangsimpfungen im Raum, auch beispielsweise die Masern-Impfung von Kindern ist ein Zwangsmodell, gegen das Eltern Sturm laufen. Gerichte sitzen das im Fall „Masern“ leider aus: einstweilige Verfügungen gegen den Impfzwang werden nicht erlassen und das normale Verfahren vor Gericht dauert Jahre. Was ist bis dann? Kommt ein dann vielleicht festgestelltes Grundrecht, sich nicht impfen zu lassen, erst der folgenden Generation zu Gute, während den Zwangsgeimpften der Stinkefinger gezeigt wird.

Manchmal ist der Zwang nicht gesetzlicher Natur – dann haben sich mindestens mal Parlamente damit auseinander gesetzt, auch wenn das nicht viel heißen will – sondern völlig willkürlich durch einzelne Personen angesetzt wie hier:

Wer weiter studieren oder arbeiten will, MUSS sich impfen lassen. Der Link betrifft das linke Kalifornien, aber ähnliches droht auch hier mit dem SARS-Cov-2-Virus. Nötigung nach § 240 StGB, 3-5 Jahre Knast laut Gesetz, aber wenn man sich mit dem Mittel wehren will, muss man bedenken: Gerichtsverfahren dauern mehrere Jahre, verhungern nur ein paar Wochen.

Wenn man den Links auf medizinische Fachartikel in dem Linkbeitrag folgt, stellen sich Impfungen aus zweischneidiges Schwert heraus. Je nach Infektionskrankheit ist die Schutzwirkung einer Impfung nicht selten recht klein (bei Masern allerdings hoch), aber gerade bei Kindern, in denen sich Immunsystem und anderes noch entwickelt, sehr häufig mit Nebenwirkungen verbunden, die man zunächst kaum mit der Impfung in Verbindung bringt: erhöhte Anfälligkeit gegen andere Infektionskrankheiten oder – besonders häufig – Allergien gegen alles mögliche. Man tauscht also einen begrenzten Schutz vor einer Erkrankung, die einen ja auch erst einmal heimsuchen muss, möglicherweise gegen einen lebenslangen Verzicht auf Milchgenuss, weil der buchstäblich in die Hose geht.

Als Individuum kann und sollte man sich daher krankheitsabhängig mit Impfungen auseinander setzen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren (eine Zahl zwischen 0 und 1) und wenn das erfolgt ist, schwer oder lebensbedrohlich zu erkranken (wieder eine Zahl zwischen 0 und 1), direkte Folgen davon zu tragen (dto) oder im späteren Leben mit irgendwelchen Spätfolgen kämpfen zu müssen? Das persönliche Gesamtrisiko ergibt sich aus der Multiplikation aller dieser Zahlen, und das kann man nun in Beziehung setzen zum Impfrisiko, bei dem die erste Zahl 0 (ich lasse mich nicht impfen) oder 1 (geimpft) ist. Tabellen zu den Risiken können die Gesundheitsbehörden liefern oder man versorgt sich direkt an den Quellen (s.o.), was natürlich anstrengender ist. Da man oder eben das Kind den Rest des Lebens mit der Entscheidung klar kommen muss, ist aber ein wenig Anstrengung zumutbar.

Sollte man eine so getroffene Entscheidung als Gesellschaft akzeptieren? Ich meine: JA. Leute, die mit dem Argument

»Menschen, die Impfungen verweigern, sind moralisch verantwortlich für die daraus resultierende Gefährdung anderer.«

https://www.spektrum.de/wissen/was-macht-masern-gefaehrlich/1465491

für einen Impfzwang eintreten, haben m.E. einen an der Waffel, weil das Argument nicht zutrifft. Wirkt die Impfung, ist es völlig egal, ob nun ein nicht Geimpfter sich was einfängt: man wird dadurch ja nicht gefährdet. Gefährdet werden die, die auch nicht geimpft sind, aber die wollten es ja auch so.

Sollte eine Gesellschaft solche Entscheidungen irgendwie sanktionieren, wenn sie zu Nachteilen für die Allgemeinheit führen? Ich meine ebenfalls: JA. Die gleichen Statistiken, die zur Individualentscheidung geführt haben, können auch für eine Kostenkalkulation eingesetzt werden. Welche Schäden entstehen der Gesellschaft, wenn ein Geimpfter an den Folgen der Impfung erkrankt bzw. ein nicht Geimpfter an der Krankheit selbst erkrankt? Versicherungsgesellschaften berechnen schon immer ihr Risiko auf solche Weise, und wenn ein Versicherungsmathematiker berechnet, dass pro nicht Geimpftem mehr Krankheitskosten im weiteren Leben entstehen, wo ist das Problem, diesen Effekt durch Zuschläge bei den Versicherungsbeiträgen zu berücksichtigen? Bei den Kfz-Versicherungen geht das doch auch, so gar wohnort-, fahrzeugtyp- und alterskorreliert.

Auf diese Weise wären die individuellen Interessen und die gesellschaftlichen Interessen miteinander vereinbar. Das ließe sich vermutlich auch recht einfach zu einem Standardentscheidungsverfahren umsetzen, wenn es Google schon automatisch gelingt, bereits auf alle möglichen Anfragen vorbereitet zu sein:

Wenn die Gesellschaft eine Impfung für sinnvoller hält als eine Nichtimpfung, kann sie es auch zur Pflicht machen, solch ein standartisiertes Verfahren zu durchlaufen, um halbwegs sicher zu gehen, dass der Verweigerer zumindest die Folgen kennt.

Machbar sicher. Das Problem ist wohl eher, dass das RKI es bislang noch nicht einmal hinbekommt, in Sachen SARS-Cov-2 die notwendigen statistischen Daten zu liefern. Und so endet die Freiheit an der Unfähigkeit einiger weniger.