Trendsport To-do

Eine neue Trendsportart aus dem fernen Osten macht sich breit: To-do. Ich habe kürzlich den Braungurt in dieser Disziplin erhalten.

Was verbirgt sich hinter To-do? Es ist, wie andere dieser fernöstlichen Disziplinen auch, eine stark auf die Förderung der mentalen Disziplin ausgelegte Sache. Man kann sie auch als die Kunst des gezielten Nichtstuns bezeichnen.

Im Grunde ist es recht einfach: man schreibt alle Dinge, die eigentlich zu erledigen wären, auf eine Liste und versucht anschließend, alles so lange wie möglich zu ignorieren. Die japanische Meisterregel lautet „明日できることは明後日まで延期する“ (Ashita dekiru koto wa asatte made enki suru). Was dann doch erledigt werden musste, wird aus der Liste wieder gestrichen.

Die Graduierung erfolgt hauptsächlich an Hand der Anzahl der nicht gestrichenen Dinge auf der Liste. Bei Wettkämpfen kommt es aber eher darauf an, möglichst viele alte Dinge nicht erledigt zu haben, d.h. einzelne oder besser auch Gruppen von Dingen durch möglichst lange Passagen von gestrichenen Dingen zu trennen.

Für den 4. Dan beworben hat sich die Regierung dieses Landes mit der Begründung, dass sie immer noch Aufgaben aus dem Jahr 2008 vor sich her schiebt und nicht erledigt (die Klärung der Fage, ob noch ältere Dinge dazugehören, ist ein Punkt auf der Liste). Es wird aber international noch darüber nachgedacht, ob es statthaft ist, immer wieder Dinge auf die Liste zu schreiben, mit deren Erledigung man bereits begonnen hat, um möglichst viele alte Dinge stehen zu lassen. Ein Sprecher der zuständigen Meisterkonferenz hat allerdings zu erkennen gegeben, dass vor dem Jahr 2144 nicht mit einer Entscheidung zu rechnen ist, während der Chef der Konferenz lediglich zu erkennen gegeben hat, dass er gewillt ist, eine Stellungnahme dazu in seine Liste aufzunehmen.