Der Unterschied zwischen Meinung und Ideologie

Unabhängig davon, ob es sich um reale Dinge (beispielsweise einen Baum) oder um virtuelle (beispielsweise Gott) handelt, sind wir normalerweise in der Lage, diese so genau zu beschreiben, dass jeder weiß, was gemeint ist. Die Beschreibung umfasst in der Regel auch Methoden, mit denen man Eigenschaften des Dings messen kann. Die Kombination aus Ding und zugewiesenem Messwert ist ein Fakt (der im Fall von Gott auch durchaus schwammig sein kann).

Eine Meinung ist nun eine Projektion einer realen Situation auf eine virtuelle. Das ist durchaus nichts philosophisch an den Haaren herbei gezogenes: wenn ein Auto auf einen zu rast, muss man entscheiden, ob es vorbei oder über einen drüber fährt (Projektion), um zu entscheiden, ob man besser an die Seite geht.

Um sich eine Meinung in diesem Sinn zu bilden, benötigt man

  • sämtliche realen Fakten, die einem zur Verfügung stehen,
  • weitere virtuelle Fakten, die nicht zur Verfügung stehen, aber wichtig sind und deren Messwerte geschätzt werden,
  • gewisse innere Einstellungen (ängstlich, risikobereit), um die Grenzen näher festzulegen.

Aus diesem Satz von Parametern generiert man nach bestimmten Regeln eine Projektion, also ein Bild, wohin die Reise geht (oder auch, woher sie gekommen ist).

So gebildete Meinungen differieren von Individuum zu Individuum, so dass man sich in einer Gruppe i.d.R. zu einigen versucht, d.h. Meinungen so weit zur Übereinstimmung zu bringen, dass alle gemeinsam handeln können. Immer häufiger gelingt das nicht: vielfach entwickeln sich Meinungen so, dass sie sogar überschneidungsfrei sind. Das ist darauf zurück zu führen, dass es sich bei einer Meinung nicht um eine Meinung, sondern um eine Ideologie handelt.

Eine Ideologie geht vom Endpunkt der Meinungsbildung aus, d.h. sie wählt ein Bild aus, zu dem die Reise gehen soll. Hierbei spielen die inneren Einstellungen eine wesentliche Rolle. Dieses Bild soll durch eine Projektion erreicht werden, wobei die Projektionsregeln i.d.R. die gleichen sind wie bei der Meinungsbildung. Damit das funktioniert, wird

  • eine Teilmenge der zur Verfügung stehenden realen Fakten ausgewählt, die dem Projektionsziel nicht widersprechen,
  • eine Menge virtueller Fakten, darunter möglicherweise auch nicht berücksichtigte reale, deren Werte so angepasst werden, dass die Projektion zum gewünschten Bild führt.

Aus diesen Definitionen wird unmittelbar klar, wie Diskussionen zwischen Meinungsinhabern und Ideologieinhabern verlaufen. Eine Meinung kann sich durchaus ändern, wenn sich reale Fakten verschieben (etwa dass virtuelle Fakten durch Messungen zu realen werden) oder neue hinzu kommen (weil man etwas übersehen hat). Folglich wird sich eine Diskussion solcher Leute um reale Fakten drehen und einen rationalen Charakter haben.

Bei Ideologen ist eine Veränderung der einmal fixierten realen oder virtuellen Fakten nicht möglich, ohne dass gleich die gesamte Ideologie in sich zusammen fällt. Es ist somit völlig sinnlos, mit einem Ideologen auch nur zu diskutieren zu wollen, weil er gar nicht anders kann als unverrückbar bei seinem Bild zu bleiben und alle Fakten, die nicht in sein Bild passen, leugnen oder ignorieren muss.


Das ist zwar problematisch, aber insofern nicht weiter tragisch als die Realität ohnehin irgendwann feststellt, wer richtiger liegt. Tragisch wird es durch den Übergang

Ideologie -> Ideologismus

Ideologismus ist die militante, gewaltbereite Form der Ideologie, die Meinungen zu unterdrücken sucht. Beispielsweise

  • handelt es sich bei der immer breiter vertretenen Ansicht, es gäbe keine Viren, um eine Ideologie, die bestimmte medizinische Fakten ignoriert und die Biologie, die sehr viel länger und wesentlich breiter mit dem Begriff arbeitet, komplett ignoriert, aber nicht dazu tendiert, anderen Ansichten mit dem Baseballschläger zu begegnen;
  • ist der Genderscheiss ein waschechter Ideologismus, der ebenfalls die sehr eindeutige Faktenlage der Biologie ignoriert, aber zusätzlich juristisch gewaltbewehrt die Biologie unterdrückt.

Heute sind die meisten Gesellschaftsprobleme auf ausgeprägten Ideologismus zurück zu führen.