Die Ukraine-Probleme

Was immer auch als Grund für den Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine angegeben wird, ¹⁾ die Russen haben sich beim Einmarsch verkalkuliert. Die schnelle Beseitigung des Selenski-Regimes ist nicht gelungen und sie mussten sich zurückziehen. ²⁾

Inzwischen muss man aber sagen, dass sich der Wertewesten noch sehr viel kräftiger verkalkuliert hat und derzeit alles im Großen und Ganzen im Sinne der Russen läuft.

Nach ihrer eigenen Definition kämpfen die Russen nun im eigenen Land gegen die Ukrainer. Die anscheinenden weiteren strategischen Ziele, bis Odessa vorzudringen, sind erst einmal nicht zu verwirklichen und strategisch haben sie sich etwa im Stil des 1. WK auf einer festen und großenteils optimierten Frontlinie eingeigelt. Der Krieg ist so in eine Materialschlacht ausgeartet, in der die Russen eindeutig die taktischen Vorteile haben, was Material und Aufstellung angeht. Die Ukrainer kämpfen offensiv für die Rückeroberung ukrainischen Bodens (müssen sie, um glaubhaft zu wirken), was in einer solchen Konstellation ziemlich verlustreich ist. Sie selbst schweigen sich zwar aus, aber die Russen geben die Verluste der Ukraine mit ca. 60.000 Mann an, von der Leyen mit 100.000 und einige US-Militäranalytiker mit ca. 200.000. ³⁾ Erfahrungsgemäß kommen auf einen Gefallenen 2-3 langfristig oder ganz ausfallende Verwundete. Die Russen schweigen zwar auch, inoffiziell liegen deren Verluste aber bei ca. 10% der ukrainischen. Kann man glauben, muss man aber nicht.

Da liegt schon mal die erste und ziemlich fatale Fehlkalkulation des Westens. Der ist es gewohnt, ein paar Bomber und raketenbestückte Helis zu schicken und alles in kurzer Zeit in Klump zu hauen. Für Materialschlachten taugt die Strategie natürlich vorne und hinten nicht und die Arsenale selbst der US-Streitkräfte sind inzwischen blank – was noch da ist, brauchen sie selbst. Der Ukraine geht daher die Munition aus, während die Russen anscheinen noch keinerlei Probleme haben.

Krieg ist vor allen Dingen Logistik und die klappt in der Ukraine auch nicht. Da sind zum Beispiel die russischen Waffen in der Armee. Sind die kaputt, sind sie kaputt, weil die Russen natürlich keine Ersatzteile liefern. Gilt für Munition natürlich auch: keine Granaten = Panzer nutzlos. Der Ersatzbedarf der Ukrainer ist also deutlich höher als normal. Der Westen muss also nicht nur Ersatz für die Waffen liefern, die einen Totalschaden aufweisen, sondern großenteils auch Ersatz für solche, die noch reparierbar wären.⁴⁾ Die ukrainische Armee ist damit allmählich vergleichbar mit der Wehrmacht, die zu Ende des Krieges nahezu jedes Waffensystem jedes am Krieg beteiligten Landes im Einsatz hatte. Da fehlt dann da mal ein Ersatzteil, da passt dann mal die Munition nicht ⁵⁾ – mit der Folge noch schnelleren Ausfalls.

Zudem können auch nicht alle Waffen geliefert werden, weil die Russen auch da strategisch vorne liegen. Kleinwaffen sind kein Problem ⁶⁾, aber bei größeren wird es gefährlich. Mit der Ausbildung der Ukrainer in den EU-Staaten betreibt die Nato ohnehin einen Tanz auf dem Vulkan. Wie gefährlich, zeigt der Anschlag auf die Krim-Brücke, vermutlich ein Test, der gründlich schief gegangen ist. Für die Russen war das die passende (und beim Northstream-Anschlag noch nicht gegebene) Begründung, nun die nächste Waffenstufe einzusetzen und die ukrainische Infrastruktur gezielt auszuschalten. Das Licht ist weitgehend aus bei anscheinend minimalen zivilen Opfern (v.d.L: 20.000 insgesamt, einschließlich dieser Angriffe) und kann mutmaßlich mehr oder weniger beliebig ganz ausgeschaltet werden, da die Trefferquote recht hoch ist. ⁷⁾ Die Warnung wurde zumindest bisher verstanden: jede neue Waffengattung des Westens würde den Russen die Begründung liefern, auch von ihrer Seite zu eskalieren. Taktisch ist da nichts zu holen für den Westen.

Aus der Sache herauszukommen ist inzwischen alles andere als einfach. Für die Russen gibt es – nach Minsk etc aus ihrer Sicht verständlich – keinen Grund, sich auf etwas anderes als eine Art Kapitulation einzulassen. Ein Waffenstillstand wäre taktisch unklug, weil die Ukrainer dann ihre Bestände auffüllen können, also wird es den nicht geben. Wie kann man aber begründen, dass Russland die Gebiete behält (vielleicht auch noch was dazu bekommt) und die Ukraine neutralisiert wird, d.h. die Nato dort verschwindet? Unendlich lange die Sache weiter dümpeln zu lassen ist aber auch ein Problem, denn die EU-Staaten nähern sich immer mehr dem Kollaps und ganz alleine werden die US-Boys das nicht schultern wollen.

Möglicherweise kommt das Ende sogar schneller als man glaubt. Die Russen haben wie gesagt weitgehend das Licht in der Ukraine ausgeschaltet. Und jetzt kommt der Winter. Ganz offiziell wurde den Ukrainern empfohlen, für die Winterzeit das Land zu verlassen und woanders zu überwintern. Im Gespräch sind Zahlen von 5-6 Millionen Menschen oder mehr. Wohin sollen sie gehen? In Frage kommt eigentlich nur das Land, dessen Regierung meint, die Erde habe eine Umfang von mehreren 100.000 km und das Land sei in der Lage, auch 50 Mio afrikanische Klimaflüchtlinge aufzunehmen. Da macht doch eine Anzahl von Menschen, die bis zu 10% der bereits hier lebenden zusätzlich ausmachen, doch keinerlei Probleme.

Keine Probleme? Wohnraum gibt es nicht, man müsste praktisch den größten Teil der Schulen schließen, um die Menschen unterzubringen, denn es muss ja schnell gehen. Nahrung: schon jetzt werden die Regale in den Märkten leerer und leerer – wenn noch 10% dazu kommen … Energie: muss man nichts zu sagen. Sicherheit? Durch wen, durch die Polizei? Die kann doch nur gegen Rentner. Wenn tatsächlich sehr große Flüchtlingszahlen hier ankommen, dürfte das den totalen Zusammenbruch hier weiter beschleunigen.

Was bleibt denn als Ausweg? Nun, ich könnte mir vorstellen, dass die USA und die Russen sich auf einen Maidan 2023 einigen: eine neue Revolution fegt die Selenski-Regierung wie einen Haufen Hundescheisse vom Tisch und die neuen Machthaber erkennen den Status quo mit den Russen an und werfen die Nato raus. Im Gegenzug wird die völlig ruinierte und auch bald deindustrialisierte EU die neue Ukraine für die USA: abhängige Vasallenstaaten mit einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ausrichtung wie die mittel- und südamerikanischen Staaten.


¹⁾ Selbst durch Belege untermauerte Meinungen sind ja inzwischen in dieser Republik strafbar, wenn sie von der offiziellen Darstellung abweichen, also Devise: Mund halten!

²⁾ Nach eigener Darstellung geplant, weil nie eine Besetzung der Ukraine beabsichtigt war. Wie gesagt: Darstellung der Russen.

³⁾ Wenn man das Perverse an der Situation voll erfassen will, sollte man sich vor Augen halten, dass 2020 unter dem Motto „Jedes Leben zählt“ positive Testraten von 0,05% (wenn man die berühmte Inzidenz einmal auf Prozent umrechnet) hinreichend waren, ein ganzes Land in einen kompletten Lockdown zu schicken, während jetzt 6-stellige Zahlen von wirklich Toten eben mal so nebenbei fallen.

⁴⁾ Das trifft inzwischen selbst auf die Ersatzlieferungen zu: bei der Panzerhaubitze 2000 müssen teilweise beschädigte, aber reparable Haubitzen ausgeschlachtet werden, um andere zu reparieren. Auch die US-amerikanische M777-Haubitze scheint inzwischen betroffen.

⁵⁾ Man muss nun nicht meinen, dass das Nato-Kaliber 155 mm eine Garantie wäre, jede Granate einsetzen zu können. Jede Nato-Armee ist immer noch eigenständig und wahrt ihre Geheimnisse, so dass eine 155 mm Granate aus Nicht-US-Produktion eine M777 schnell zum Reparaturfall machen kann.

⁶⁾ Inzwischen schon, aber nicht für die Russen. Immer mehr Waffen tauchen in Skandinavien im illegalen Waffenhandel auf und auch der IS und Boko Haram haben inzwischen namhafte Bestände aufzuweisen. Ein großer Player scheinen die Bandidos zu ein, die angeblich in fast jeder ukrainischen Stadt vertreten sind und internationalen Waffenschmuggel betreiben.

⁷⁾ Die US-Berater haben die Ukrainer inzwischen ermahnt, die ca. 300.000 US-$ teuren Flugabwehrraketen nicht gegen russische 20.000 US-$-Drohnen einzusetzen, die ohnehin oft nicht getroffen werden. Das Preis/Leistungs- und das Trefferverhältnis sei nicht zu vertreten.