Gestern stiegen bei mir verschieden Elektrogeräte aus. Also nicht kaputt, sondern vorübergehende Arbeitsverweigerung. Als Grund wurde im Display „falsche Netzspannnung“ angegeben.
Eine Kontrolle ergab, dass anstelle der Normspannung 230 V bis zu 245 V aus der Steckdose kamen. Laut VDE-Vorschrift sind Spannungsschwankungen von +/- 10% zulässig, d.h. die Versorger müssen im Bereich 207 – 253 V bleiben, bevor sie die Leitung abschalten. Nun sind 10% im technischen Betrieb eine ziemliche Hausnummer. Geräte, die auf eine bestimmte Arbeitsspannung angewiesen sind, tun ihren Dienst i.d.R. nur in einem Bereich von 230 V +/- 3% und auch das ist schon viel. Bei Ausreißern dürfen sie zwar noch nicht durchbrennen, müssen aber auch nicht mehr arbeiten können. Die +/- 10% sind ein Zugeständnis an den EE-Schwachsinn.
Wenn man sich ein wenig umschaut, ist das Phänomen solcher Arbeitsverweigerung weiter verbreitet als gedacht. Windpark oder – noch wesentlich schlimmer – Photovoltaik in der Nähe und es scheint vielfach vorprogrammiert zu sein, dass stärkere Spannungsschwankungen im Netz auftreten. Was man als Kunde bemerkt, ist eben, dass bestimmte Geräte nicht mehr arbeiten wollen. Was man nicht bemerkt, zumindest nicht sofort: andere Geräte geben ihren Geist schnell ganz auf. Bei Glühlampen beispielsweise würde man die Spannungsschwankungen unmittelbar an der Helligkeit bemerken (und sie würde natürlich auch schneller durchbrennen), bei LED und anderen Beleuchtungen merkt man das nicht; die Lichtmenge ist weitgehend spannungsunabhängig. Nicht aber die Lebensdauer der kleinen Elektronik in den Lampenkörpern. Verspricht der Hersteller Lebenserwartungen von mehreren Jahren, gilt das für eine Normeinspeisung von 230 V. Bei > 240V brennen die Burschen zwar auch noch, aber eben nach kurzer Zeit auch durch.
Bislang kannte man die Energiewende nur in Bezug auf die Industrie. Kostspielige Notabschaltungen stromintensiver Betriebe sind längst an der Tagesordnung. Weniger bekannt, aber genauso kritisch sind Notabschaltungen, weil die Versorger die Netzfrequenz nicht halten können. Ganze Fertigungsstraßen beispielsweise in der Papierindustrie sind darauf angewiesen, dass die Motoren ihre 50 Hz bekommen. Über längere Zeit 49,9 Hz oder gar 49,8 Hz und die Maschinen laufen aus der Synchronität.
Nun ist die Energiewende anscheinend auch in den Haushalten angekommen.