Von Blinkmuffeln und Ampelpennern

Im seiner Mitgliederzeitschrift „motorwelt“ hat der ADAC ein Kampagne gegen Blinkmuffel gestartet. Abbiegen und Blinken? Klar, der Blinker wird gleichzeitig mit dem Einschlagen des Lenkers gesetzt, und die anderen Verkehrteilnehmer müssen sich oft mehr auf ihre Intuition verlassen als auf Signale. Auch der umgekehrte Fall trifft zu: wer hat sich nicht schon mal über die vielen Leute gewundert, die auf der linken Spur auf der Autobahn aus irgendeinem Grund links abbiegen wollen und ständig den Blinker gesetzt haben?

Der ADAC hat völlig Recht, das Problem ist allerdings uralt. Schon mein Fahrschullehrer, das ist mehr als 45 Jahre her, und mein letzter Unfall fast genauso lange, hat mir beigebracht: „vertraue nie einem, der blinkt oder nicht blinkt.“ Konkret: wenn man abbiegen will, warte man gefälligst, bis der andere vorbeigefahren oder abgebogen ist, egal was der Blinker anzeigt. Damit bin ich bislang 45 Jahre gut gefahren.

In einem haben die Verkehrsmacher und der ADAC allerdings unrecht. Die Vorschriften verlangen, dass man auch beim Verlassen eines Kreisverkehrs den Blinker setzt. Und da streike ich oft, und zwar ganz bewusst. In vielen sehr engen Kreiseln, die auch ein Problem für 38-Tonner darstellen, kommt es nämlich zu einem Konflikt zwischen Lenken und Signalgeben. Blinker betätigen heißt nicht selten „Hand vom Lenker“, und das in einer Situation, in der schnell die Richtung gewechselt werden muss. Oder, noch viel gravierender, wenn es gilt, die 90 PS meiner Harley unter Kontrolle zu halten und ausgerechnet in diesem Moment der Griff um den Gashebel gelockert werden soll. Eine Delle in der Fahrbahn kann dann bedeuten, dass  man erst im nächsten Kreisel vom Beschleunigungsstoß wieder herunterkommt.

Kurz und gut: aus Erfahrung blinke ich hier meist nicht, und wenn die Ordnungsbehörden versuchen sollten, mich per Verwarnung oder Bußgeld zur Kasse zu bitten, dürfte das ein Fall für den Bundesgerichtshof werden: was ist wichtiger? Irgendein Verwaltungsfurz oder die Verkehrssicherheit an sich?

 

Einen zweiten ausgesparten Bereich sollte sich der ADAC auch noch vornehmen, nämlich den der Ampelpenner. Von denen gibt es zwei Sorten: die gefährlichen und die störenden.

Gefährliche Penner sind die, die beim Springen von Grün auf Gelb nicht etwa den Bremsvorgang einleiten, sondern aufgrund von Koordinationsschwierigkeiten verschiedener Beinmuskeln zwar das Bein strecken, aber nicht die horizontale Position verändern, also Gas geben. Oft so, dass sie zwar nur 50 km/h fahren und selbst bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h noch ohne Vollbremsung locker halten könnten, nun aber stumpf über die bereits bis zu einer Sekunde Rot anzeigende Ampel brettern. Leider sieht man das zu oft, und sehr viele dürften obendrein, wenn sie angehalten würden, vermutlich geltend machen, dass das Handy am Ohr den Blick auf die Ampel verstellt hat (toter Winkel und so).

Störende Penner finden sich besonders bei Linksabbiegern. Erst wenn die Ampel bereits Grün anzeigt, wird nachgesehen, wo der erste Gang ist, und nach knapp der Hälfte der meist knapp bemessenen Grünphase setzt sich der erste in Bewegung, natürlich sehr vorsichtig, denn man kann ja nicht sicher sein, ob der Fahrbahnbelag tatsächlich die ganze Kurve umfasst und auf der anderen Straße weitergeht.  Oft wartet auch der zweite in der Reihe, ob das Manöver des ersten gut geht, und wenn der die Kreuzung schon fast verlassen hat, fährt der zweite los. Fazit: eine Grünphase, die wohl ohne Probleme 10 Fahrzeuge durchlassen würde, reicht in der Praxis oft nur für 3. Geradeaus und rechts ist es marginal besser.

Inzwischen gibt es auch Mischwesen aus beiden Kategorien. Das sind Leute, die auf einer Landstraße, auf der 70 km/h zugelassen sind (und auf denen die Ampeln eben auch so eingestellt sind, dass ein sicheres Anhalten beim Wechseln von Grün auf Gelb bei dieser Geschwindigkeit gewährleistet ist), mit knapp 60 km/h dahin bummeln und vor der grünen (!) Ampel die Geschwindigkeit auf 50 km/h oder darunter reduzieren. Dass es sich hierbei um Ordnungswidrigkeiten handelt, wissen die meisten gar nicht, und mir sind Fälle bekannt, in denen die Polizei, die nur freundlich auf das Verhalten hinweisen wollte, gezwungen war, die sich plötzlich wie rasend gebärdenden Penner mit Handschellen zeitweise zu fixieren.