Logik und Statistik

Ich habe euch Leser schon des Öfteren aufgefordert, Berichte nicht einfach so hinzunehmen, sondern zu prüfen, ob das, was da berichtet wird, auch logisch und vollständig ist. Hier einige Beispiele dazu.

Fangen wir beim Schulz-Hype an. Angeblich hat die SPD unglaubliche Mitgliederzuwächse, seit Martin Schulz Kanzlerkandidat ist. Einer nachvollziehbaren Logik folgt diese Behauptung nicht. Ein Wechsel von Gabriel zu Schulz mag zwar den einen oder anderen dazu bringen, statt irgendeiner anderen Partei vielleicht doch wieder SPD zu wählen, aber ein Grund für eine massiven Parteieintritt ist das nicht. Einer so ideenlos wie der andere, eine andere politische Ausrichtung der Partei ist nicht in Sicht und Gabriel ist ja auch nicht weg vom Fenster, sondern bleibt immer noch in Entscheidungspositionen. Die Personalie als Entscheidung für den Parteieintritt wäre so vergleichbar mit dem Wechsel vom BvB-Fan zum Bayern München Fan, bloß weil Manuel Neuer den Verein gewechselt hat.

Die Meldungen sind auch unvollständig. Nicht gemeldet wird nämlich die Zahl der Parteiaustritte. Wenn man nicht gerade Erika Steinbach heißt und bei der CDU das Handtuch wirft, kommt so was auch nicht in die öffentliche Berichterstattung. Wie sieht also die Gesamtbilanz aus? Und selbst die müsste man noch mit anderen Daten korrelieren. Die Grünen zerlegen sich gerade selbst, und ausscheidende Grüne dürften die SPD als erste Anlaufstelle wählen, wenn sie weiter aktiv bleiben wollen.

Ich will die Zahlen aus der Parteizentrale nicht in Abrede stellen, aber die Interpretation „durch Schulz zur Kanzlerschaft“ halte ich für einen Fake aus parteitaktischen Gründen. Die Presse, traditionell links, hinterfragt das nicht, sondern fördert das Bild noch. Erstaunlich, dass sich niemand von den anderen zur Wehr setzt.

 

Kommen wir zu Köln als Exponenten der AfD-Feindlichkeit. Köln könnte derzeit auch durchaus die alten Schilder „KAUFT NICHT BEI JUDEN!“ aus den 1930er Jahren rauskramen und braucht nur JUDE durch AfD zu ersetzen. Die schwarzen Antifa-Uniformen sind auch nicht so weit von den SA-Uniformen entfernt. Angefeuert wird dieser verdreht Antisemitismus widerlichster Form durch die politische Spitze der Stadt (man erinnert sich: ein „verwirrter“ Mann hat einen Anschlag auf die jetzige parteilose Oberbürgermeisterin verübt, weil er angeblich genau das in seiner Verwirrung als Ergebnis befürchtete) und „Kölner Karnevalskünstler“. Das Wort „Karnevalskünstler“ sollte man sich dabei mal im Kopf zergehen lassen. So etwas nannte man früher Spaßmacher, Büttenredner oder Karnevalskapelle, die vor einem ziemlich angetrunkenen Publikum hölzerne Scherze nach dem Motto „Reim dich! Oder ich fress dich!“ von sich gaben, worauf alle die Wirkung des Alkohols durch Schunkelbewegungen verstärkten, um noch angemessen lachen zu können, wenn die Kamera auf sie gerichtet war. Heute sind das schon „Künstler“. Manche von ihnen kann man auch über das Jahr im WDR-Fernsehen genießen, eine Freude, die ich mir nur gönne, wenn mir schlecht werden soll und gerade kein Alkohol verfügbar ist. In den meisten Fällen unterstes Prollniveau, wenn es politisch wird, worüber selbst eingefleischte Ruhris nur gezwungen lachen können.

Wo ist hier der Fake? Die Sachlage ist klar: den etablierten Parteien stehen keine Sachargumente gegen den Gegner zur Verfügung, was in bewährter Weise – besonders die SPD hat ca. 150 Jahre Erfahrung damit – zu krawallartiger Unterdrückung der Gegner führt, so lange man noch in der stärkeren Position ist oder zu sein glaubt. Das muss man moralisch aber rechtfertigen. Und genau dazu wird das Wort „Karnevalskünstler“ benötigt. Mit „Künstler“ wird automatisch eine moralische Instanz verbunden, die die vertretenen Interessen legitimiert (bei mir nicht: ich halt fast alle Künstler lediglich für Wünstler, wobei das K von Können, das W aber nur von Wollen abgeleitet ist). Wenn die Presse hier mit „Karnelvalskünstler“ aufwartet, ist das nichts anderes als eine Legitimierung einer sehr verdrehten Art eines extremen Antisemitismus.

 

Bleiben wir bei der Kunst. In Dresden wurden mehrere Busse senkrecht hingestellt, weil das in irgendeiner syrischen Stadt angeblich so geschehen sein soll, um die Leute vor Heckenschützen zu sichern. Darauf, dass „Künstler“, die auf solche Ideen kommen, mit einiger Sicherheit das im Kopf haben, was normale Leute durch den Enddarm auszuscheiden pflegen, will ich nicht weiter eingehen. Der Fake liegt meiner Ansicht nach woanders: senkrecht stehende Busse sind statisch eine Katastrophe. Der Schwerpunkt liegt nahe beim Chassis, und die Karosserie ist für solche Belastungen nicht ausgelegt. Es ist schon ein größerer Akt, so ein Ding überhaupt in eine solche Position zu bringen. Dazu brauch man einen Schwerlastkran und ein stabiles Fundament, das auch erst einmal eingerichtet werden muss. Welcher Aufwand dahinter steckt, weiß der eine oder andere Dresdner. Sind die Biester nicht richtig verankert, kippt das Ganze bei einigermaßen starkem Wind um.

So, un jetzt übersetzen wir das mal auf syrische Verhältnisse: unter Beschuss wird zunächst ein Fundament geschaffen, dann kommt der Schwerlastkran und stellt die Busse senkrecht, natürlich auch unter Beschuss, und abschließend wird das Ganze dann noch so abgesichtert, dass es nicht durch ein paar Garben aus einer M60 oder dem Windstoß einer kleinen Mörsergranate wieder umgepustet wird. Wie wahrscheinlich ist das? Oder fragen wir mal andersherum: wie eindrucksvoll wirkt dies auf ein blödes deutsches Kartoffelgemüt? Wenn das Ganze nicht von vornherein ein Photoshop-Fake ist, dann allenfalls ein Propaganda-Kunstwerk, das nichts mit dem Bürgerkrieg zu tun hat. Wirkung hat es allemal gezeigt wie in Dresden.

 

Bleiben wir bei Syrien. Berichtet wird von bis zu 13.000 Opfern des Assad-Regimes. Wenn man sich die Mühe macht, mehrere Medien zu lesen, stellt man fest: in 7 Zeitungen findet man 5 unterschiedliche Darstellungen. Jeder zitiert eine andere Organisation, von der man – abgesehen von Amnesty International – mit einiger Sicherheit noch nie etwas gehört hat. Beim Einen sind es 10 Zeugen, beim Anderen schon mehrere Dutzend, und beim Dritten kartonweise herausgeschmuggelte Unterlagen. Einig ist man sich in Pressekreisen nicht, d.h. mit anderen Worten: seriös abgesichert ist nichts, was aber niemanden hindert, breit darüber zu berichten und Kommentare zu verfassen.

Nimmt man einmal AI als bekannstest Quelle, ist das nun nicht gerade eine sehr vertrauenswürdige Organisation, denn der Standard ist dort, von 100 Fakten sich auf die 15-20 zu beschränken, die in die Ideologie passen, und das noch maßlos zu überhöhen. In den Jahresberichten findet man dann auch stellenweise Deutschland als „Folterland“ wieder, was, wie jeder denkende Deutsche weiß, absoluter Humbug ist (leider ist in gewissen Kreisen das Denken noch nicht sehr verbreitet). Von AI etwas ungeprüft zu übernehmen kommt eigentlich journalistischem Selbstmord gleich – eigentlich. Diversifizierung in verschiedene Organisationen aus diesem Grund?

Bei 13.000 angeblichen Hinrichtungen und der Unzahl von Flüchtlingen darf man eine andere Informationslage erwarten. Schließlich wussten ja auch im 3. Reich alle im In- und Ausland von Anfang an, wie es in den Lagern lief (oder nicht?). Doch anscheinend weiß niemand etwas davon außer AI. Nicht, dass nichts geschehen ist, aber die Nachricht in dieser Form halte ich für einen Fake.

Warum? Wo ist die Logik? Die ist recht einfach zu finden. Jeder Offizielle jammert über die Zustände in Syrien und dass das Töten doch bitte endlich aufhöre. Aber wer ist der Bremser? Assad hat zusammen mit Russland für eine militärische Stabilisierung gesorgt, und die Grabenkämpfe könnten wie im 1. WK noch jahrelang ohne Entscheidung weitergehen, weil ja auch die Aufständischen sehr großzügig vom Westen mit Material versorgt werden, da der böse Putin ja Assad verorgt. Militärisches Patt, also sollte man reden. Wer nicht reden will, wer sich standhaft weigert, zu Konferenzen zu kommen, sind aber, vom IS abgehen, ausgerechnet die vom Westen unterstützen Milizen. Allmählich läuft dem Westen aber die Zeit davon. Jeder Tag der Weigerung macht die Sache unglaubwürdiger (genau wie in der Ukraine, in der die vom Westen finanzierten ukrainischen Milizen permanent den Konflikt neu anheizen). Da kommt eine solche Meldung gerade Recht. Assad als Massenmöder, mit dem man nicht zu verhandeln braucht! Für Nachrichtendienste wie die CIA kein Problem: man erfindet ein paar 1.000 Tote und jubelt die Erfindung solchen Leuten wie AI unter (selbst ist man ja seit dem Irak-Krieg nicht mehr vertrauenswürdig), die voll drauf abfahren und automatisch Resonanz in der Gutmenschengemeinschaft finden.

 

Wer will, kann wieder alles unter Verschwörungstheorie abbuchen. Besser wäre allerdings, die Logik zu prüfen und passende Fragen zu stellen. Leider ist die Zahl der Leute, die das machen, zu klein, um die Medien so weit in die Ecke zu treiben, dass sie nachweisen müssen, nicht manipuliert zu haben, oder dies eben zugeben.