Man kann sich fragen, ob so etwas wie die EU überhaupt funktionieren kann. 27 Nationen unter einen Hut zu bringen ist schon ein sehr ehrgeiziges Vorhaben. Zählen Sie die Nationen versuchsweise einmal alle auf. Den wenigsten unter den Lesern dürften das gelingen und meist ist schon bei der Hälfte mindestens ein Land dabei, das gar nicht in der EU ist. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass selbst Georgien als Kandidat gehandelt wird, dürften viele Probleme haben, dieses Land auf einer Karte überhaupt zu finden, weil es ziemlich weit weg ist und eigentlich zu einer anderen Einzugssphäre gehört.
Den Römern ist so etwas wie die EU mal gelungen, sogar über mehrere Jahrhunderte hinweg. Allerdings durften sich nach dem Ende des weströmischen Reiches die Bewohner, bereichert durch verschiedene wandernde Völker aus dem Osten, 1.500 Jahre lang selbständig entwickeln, was eine Vielzahl von Völkern mit reicher Kultur und Sprache hervorgebracht hat. Und nicht nur eigene Sprachen: auch drei völlig verschiedene Schriftsprachen sind in der EU im Umlauf (Lateinisch, Griechisch, Kyrillisch) und selbst bei Ländern mit gleicher Schriftsprache wie der Lateinischen weiß man letztlich nicht, wie etwas überhaupt ausgesprochen wird, wenn an jedem zweiten Buchstaben Häkchen, Winkel, Sicheln, Durchstreichungen, Punkte, Doppelpunkte und was weiß ich noch angebracht sind, mal abgesehen von Anhäufungen von Konsonanten in größerer Anzahl ohne Vokale, die man sich auch passend denken muss. Immerhin hat man Englisch zur Hauptverkehrssprache ernannt. Dumm nur, dass die Engländer inzwischen gar nicht mehr dabei sind und die Iren sich bemühen, das Keltische wieder zu fördern, auch wenn Englisch dort die Führungsrolle hat.
Wenn der Versuch einer EU ernst gemeint war, hat man das jedenfalls sehr gründlich verkackt. Höflicher ist das nicht ausdrückbar. Verglichen mit den Römern hat die EU sofort in deren Untergangsphase angefangen und gar nicht erst versucht, irgendeine verbindende Klammer zu schaffen. Die Kommissionspräsidenten*innen treten zwar mit dem Anspruch „Ich, Ursula Caesar Imperator, Kaiser und Gott“ auf, erinnern aber eher an eine Mischung aus Caligula und Romulus Augustus, denen die Feldherren nur so lange folgen, wie es für sie von Vorteil ist. Wenn sich nun die amtierende Kaiserin von eigenen Gnaden auch noch mit Gestalten wie Kaja Kallas umgibt, die in jeder Beziehung ohne Weiteres eine blond gefärbte Annalena Baerbock abgibt, trägt das nicht zu einem besseren Ruf der EU bei.
Aus Sicht der Völker ist die EU inzwischen oft nichts weiter als eine Geissel der Knechtschaft. Statt in ihrer Geschichte irgendeinen Versuch gemacht zu haben, die gesellschaftlichen Systeme einander anzunähern (Steuern und Sozialsysteme sind immer noch so unterschiedlich wie in den ersten Tagen), hat die EU konsequent eine Politik gegen die Bürger betrieben. Aus Brüssel kamen immer unsinnigere Auflagen, bei denen man sich überlegen musste, wie lange der Beamte wohl mit schmerzhafter Verstopfung auf der Toilette gesessen haben muss, bis ihm so etwas einfiel. Von den Landesfürsten wird das allerdings gerne genutzt, denn die Vorschriften kamen meist hervorragend zupass, um dem Volk seine Recht zu entziehen, und außerdem kann man sich hervorragend hinter der EU verstecken, denn selbst hatte man ja noch nicht einmal derart blöde Ideen.
Man muss dazu sagen, dass die europäischen Landespolitiker mit wenigen Ausnahmen wie Orban und einigen anderen eine Bande von Hasardeuren ist, stets dem eigenen Gewinn hinterher jagend. Pragmatismus? Fehlanzeige. Charisma? Zumindest in Deutschland kommt dem Lauterbach noch am nächsten, allerdings in der Charisma-Sonderform des Karies.
Kurz und gut: aus Sicht eine großen Anzahl der EU-Bürger, vermutlich sogar der Mehrheit, wenn man sie konkret abstimmen ließe, kann die EU weg. Wenn schon nicht für die Bürger, so war die EU politische als Organisation zumindest mal als Wirtschaftsklammer gedacht, mit der die kleinen, aber wirtschaftlich mächtigen EU-Staaten vereint gegen die anderen großen auftreten können. Aber selbst das ist mit den Kaiser-Allüren im Hoftstaat Ursulas der Letzten Vergangenheit. Zu oft tritt die EU inzwischen nicht nur den eigenen Völkern, sondern auch den örtlichen Heerführern auf die Füße. Und das merken auch andere.
Die Chinesen haben damit angefangen, dass sie nur Annalena Baerbock empfangen haben, die mitreisende Kaiserin Ursula aber nicht zur Audienz bei Xi zugelassen war (später war auch A.C.A.B. kein Wunschgast mehr). Sie machen lieber Verträge mit den einzelnen Staaten und beachten die EU als Institution so lange, wie sich Profit daraus ziehen lässt. Nachgelegt haben inzwischen die USA: auch Trump sieht keine Grund, mit einer Möchtegernkaiserin zu verhandeln, sondern fordert EU-Staaten sogar ganz offen auf, dem Laden die Kehrseite zu zeigen. Andere große Industrienationen wie Indien, Brasilien oder Südafrika sehen das pragmatisch und verhandeln mit dem, der die besten Bedingungen bietet, aber auch das scheinen zunehmend die Einzelstaaten zu sein, und die Araber sind ohnehin davon überzeugt, dass man Fachleute wie Robert Habeck noch einfacher und effizienter über Ohr hauen kann als Brüsseler Bürokraten.
Druck von Innen durch die Bürger, zunehmende internationale Ignoranz – ist das das Ende der EU als Institution? Würde man die Bürger abstimmen lassen, wäre der Spuk vermutlich schnell zu Ende – weshalb man das auch nicht macht. Aber die Drohungen verschiedener EU-Länder stehen im Raum: wenn es sich nicht mehr lohnt, dabei zu bleiben, könnten einige Staaten diese Karte ziehen. Andererseits sollte man sich als Bürger nicht allzu viele Hoffnungen machen. Bürokratien haben erstaunliche Überlebenskräfte, die weit über die Staaten, die sie geschaffen haben, hinaus gehen. So zogen die Reste des römischen Finanzamtes noch 200 Jahre nach Ende des Imperium Romanum im Westen Steuern „im Namen des Kaisers“ ein und verwendeten sie an althergebrachter Weise. Für die neuen Herren fiel aber wohl genug ab, so dass sie dem Treiben nicht so schnell ein Ende setzten.
Etwas ähnliches darf man wohl auch von der EU erwarten. Eine bürokratische Monsterleiche, deren Macht sich darauf beschränkt, die Bürger weiterhin zu piesacken. Und so lange die weder mit Charisma noch mit Karies ausgestatteten politischen Hasardeure davon profitieren, wird sich daran so schnell nichts ändern.