Was bleibt, wenn man auf ein Leben von etwas mehr als 70 Jahren zurück blickt? Irgendwie eine Mischung aus Wut und Hoffnungslosigkeit.
Zu Beginn meines Lebensweges war vieles noch vom wenige Jahre zurück liegenden Krieg geprägt. Mit Fleiß, Wissen und Leistungsbereitschaft konnte man erfolgreich seine Zukunft gestalten, und selbst für Facharbeiter wie Schlosser oder Ähnlichem war es kein Problem, bis zum 30. Lebensjahr Eigentum zu erwerben, in dem sich die Hausfrau den Kindern widmen konnte, wenn sie es wollte, und nicht um jeden Preis berufstätig sein musste. Das gesellschaftliche Klima war offen: man konnte mit (fast) jedem über (fast) alles reden und gemeinsam fröhliche Feste feiern.
Und heute? Fleiß, Wissen und Leistungsbereitschaft sind durch bedingungslose Ideologiehörigkeit abgelöst und selbst wissenschaftliche Fakten darf man heute nicht mehr äußern, ohne Gefahr zu laufen, massiv von der Justiz belangt zu werden. Nicht nur Journalisten, auch Naturwissenschaftler und Ärzte haben sich zu gewissenlosen Lügnern und Betrügern gemausert, denen man besser nicht einmal die Uhrzeit unkontrolliert glauben sollte. Ein fröhliches und offenes Volk hat sich zu einer missgünstigen, hasserfüllten Denunziationsgesellschaft entwickelt, in der man selbst dem Pfarrer bei der Beichte besser nicht seine Ansichten erläutert. Unter dem Deckmantel der Weltoffenheit wird nicht nur ethnischer Hass gefördert, sondern inzwischen rassistischer Massenmord kultiviert, wobei die Mahner Gefahr laufen, irgendwo im Knast zu landen, wenn sie den falschen Mord kritisieren. Kaum ein Begriff, der nicht inzwischen einen völlig beliebigen Inhalt besitzt und in der Regel für die Bezeichnung des genauen Gegenteils dessen dient, was er früher einmal ausdrücken sollte. „Demokratie“ als abstraktes Beispiel kann neben „Mann/Frau“ als konkretes Beispiel gestellt werden – falsche Verwendung mit bis zu 10.000 € geahndet.
70 Jahre: der Beginn liegt 6 Jahre nach dem Ende der totalen Zerstörung durch den Krieg. Das Ende liegt 6 Jahre vor der Verwirklichung der totalen Zerstörung ohne Krieg, vielleicht aber auch nur wenige Monate vor der noch gründlicheren Zerstörung durch einen Krieg, den größenwahnsinnige Schwachmaten herbeisehnen und -reden. Die Antwort auf die Frage, wie viel Blödheit die Welt verträgt, dürfte bald erfolgen.