„Ich werde dich lieben bis zum letzten Arbeitstag.“

versprach (sich) eine junge Braut ihrem Bräutigam als Hochzeitsgelöbnis. Klar, war der Versprecher des Tages und für Stimmung brauchte auf der Feier weiter nicht mehr gesorgt werden. Doch dahinter steckt auch ein tieferer Sinn.

Das Rentensystem ist inzwischen so aufgestellt, dass deutsche Rentner immer mehr mit palästinensischen Kindern gemein haben: während letztere schon heute verhungern, falls sie nicht von Bomben zerissen werden, dürfte das für Rentner wohl auch bald gelten, falls sie nicht von prügelnden Polizisten nieder geknüppelt werden. Das übliche Wahnsinnsrezept gegen diese Entwicklung besteht aus zwei Punkten:

  1. Rentenniveau weiter senken (dann tritt der Hungertod schneller ein),
  2. das Renteneintrittsalter weiter erhöhen (dann kann nahtlos von der Pflegekraft zum Pflegefall gewechselt werden)

Eines der Hauptprobleme besteht darin, dass die Jungen nicht arbeiten wollen, die Alten nicht mehr arbeiten können und die dazwischen zu doof sind, irgendetwas richtig zu machen, was dazu führt, dass auf jeden Fall zu wenig Geld da ist.

Ich hätte da noch ein Modell auf Lager, das alle Probleme auf einen Schlag beseitigt:

Die Lebenserwartung an das Renteneintrittsalter koppeln.

Wer jetzt meint, das wäre das Gleiche wie 2., sollte mal darauf achten, was an was gekoppelt wird. In den vielen Berufen ist die Arbeitsleistung ab 60 gelinde gesagt gering, was aber nur deshalb nicht auffällt, weil die der Leute unter 60 grundsätzlich und nicht altersbedingt gering ist. Wenn die älter werden und noch mehr nachlassen …

Also setzt man am Besten das Renteneintrittsalter auf 60 Jahre. Danach kommt nicht die Pensionierung, sondern die Humierung, wie es dann zweckmäßigerweise heißt. Jeder, der das Rentenalter erreicht, erhält in einer feierlichen Zeremonie eine Piccolo-Flasche Sekt der Marke Pfizer, die er auch gleich auf das Wohl Aller trinken muss. Man wünscht ihm ein langes Leben im Ruhestand und stellt am nächsten Morgen erstaunt fest, dass er nach 12 langen Stunden eines ausgefüllten Rentnerdaseins einen friedlichen natürlichen Tod gestorben ist, weil Menschen eben – gesetzlich festgelegt und damit die Genetik überschreibend – immer im Renteneintrittsalter glücklich und zufrieden sterben. Glaubt mir: nach wenigen Jahren wird sich niemand mehr daran erinnern, dass irgendwelche Leute 90 oder 100 geworden sind.

Wer jetzt meint, das wäre doch teuer: zusätzliche Flächen für Friedhöfe und das ständige Gehämmer, um auf alten Grabsteinen zu verdecken, dass doch mal jemand älter geworden ist. Nee, ist es nicht! Es ist nicht nur billiger als jede andere Lösung, sondern bringt sogar Profit:

In einigen Bundesländern ist das inzwischen sogar schon zugelassen und eine Reihe von Grünen setzen sich für die grüne Beerdigung ein. Man kann sich völlig pietätlos beerdigen lassen und die verbreitete Abscheu davor, dass der eigene Körper von Würmern zerfressen wird, wäre auch erledigt, denn es machen Bakterien.

Um das Programm komplett zu machen: statt einer Rentenversicherung wird eine Humierungsversicherung Pflicht. Die ist günstiger, muss auch nicht bezuschusst werden und kann als reine kapitalgedeckte Versicherung angelegt werden. Der anfallende Humus geht in den Besitz des Bundeslandwirtschaftsministeriums über, der ihn als Pflichtdünger an die Bauern verkaufen kann. Die frei werdenden Friedhofsflächen können umgehend als Neubaugebiete ausgewiesen werden, um Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen, der wiederum von den Einnahmen aus dem Humus-Verkauf bezahlt wird. Win-win-Situation für alle.

So besehen hat unsere junge Braut eine bahnbrechende Idee artikuliert.