Was in der Bibel steht

Als Christ weiß man zwar, dass es größere Unterschiede zwischen dem Alten und dem Neuen Testament gibt, aber selbst von Alten Testament sind in der Regel nur die rührseligen Geschichten von Adam und Eva sowie die 10 Gebote Gottes an Moses (eigentlich 15) bekannt sind, vielleicht auch noch ein paar andere.

Nun ist das Alte Testament ja im Grunde die heilige Schrift der Juden bzw. wurde daraus abgeleitet. Was dazu verleitet, zu glauben, man kenne damit im Wesentlichen auch die Grundzüge aller abrahamitischen Religionen, also des Juden-, Christen- und Mohammedanertums.

Dummerweise ist die Leselust an diesen Dokumenten eingeschränkt. Was wohl ein Fehler ist. Beispielsweise findet man in einer Bibelausgabe mit Imprimatur aus dem Jahr 1966 in den Büchern Moses

Kurzform: „Tötet alle Männer und Knaben und Frauen, die mit einem Mann geschlafen haben, und nehmt euch das Vieh und die Jungfrauen und Mädchen.“ Das ist kein Einzelfall und kehrt immer wieder, nicht nur in den Büchern Moses, sondern auch in anderen „heiligen Schriften“. Beschrieben wird die 1. Landnahme der Israeliten, deren einzelne Kapitel von der Stimme des HERRN mit „Tötet … Tötet … Tötet …“ eingeleitet werden und wo alleine dieses Kapitel die (vermutlich nicht wörtlich zu nehmende) Zahl von 32.000 Jungfrauen und Mädchen als Opfer auflistet. Im Verhältnis kann man dann leicht ausrechnen, dass ein Mehrfaches einfach umgebracht wurde. Dazu passend gibt es auch archäologische Funde von niedergebrannten Dörfern und Städten aus der Zeit, wenn auch nicht eindeutig mit den Israeliten zu verbinden.

Man muss sich dabei vor Augen halten, dass das Alte Testament der christlichen Bibel mutmaßlich bereits eine entschärfte Version der Urtexte darstellt. Vergleiche der Luther-Bibel mit dem heutigen Bibeltext zeigen, dass ca. 90% nicht mehr dem Urtext entsprechen, was natürlich zum Teil dem Sprachwandel zuzuschreiben ist, aber auch inhaltliche Redaktionen dürften wohl an der Tagesordnung sein. Andere Bücher sind gar nicht erst in den Kanon aufgenommen worden und Fristen anderswo ihr Dasein, beispielsweise in den Apokryphen.

Natürlich widerspricht das den Botschaften, die man normalerweise mit den Religionen verbindet, und nicht ohne Grund existiert über ihre Gründer ein Traktat mit dem Titel „de tribus impostoribus„. Man kann sich zumindest in diesen drei Religionen nämlich aussuchen, ob man etwas als Verbrechen oder gottesfürchtige Tat sehen will. Oder um einen aktuellen Bezug zu setzen: ob das von vielen Nationen und Organisationen als Kriegsverbrechen bezeichnetet Vorgehen Israels gegen die Bevölkerung im Gaza-Streifen tatsächlich ein Verbrechen ist oder eben gerechtfertigtes Vorgehen. Manche wie der US-Senator Lindsay Graham haben dazu die Einstellung

In einem Interview mit CNN wurde Graham am Dienstag gefragt, ob es für ihn eine „Schwelle“ gebe, ab der er Israels Taktik infrage stellen würde. Der Senator von der Republikanischen Partei verneinte die Frage und sagte, es gebe für ihn keine Grenze, „was Israel mit den Leuten machen sollte, die versuchen, die Juden abzuschlachten“.

https://rtde.site/der-nahe-osten/185754-us-senator-graham-zivile-opfer/

und empfehlen lediglich, „klug dabei vorzugehen“, was bislang auch den Einsatz von Phosphorgranaten einschließt (Amnesty International und Human Rights Watch). Selbst hochrangige UN-Beamte kündigen inzwischen ihren Job, weil es keinen Fortschritt beim Eindämmen des Mordens, hier zum Beispiel in Form der Bombardierung eines Krankenhauses.¹⁾

Was hat nun die Religion mit den Vorgängen in Gaza zu tun? Nun, die religiöse Botschaft Israels hört mit dem Alten Testament auf. Was danach kommt, betrifft nur Christen und Moslems (und die halten sich auch nicht an die Friedensbotschaften). Israelische Juden, besonders solche, die erst vor Kurzem in das Land gekommen sind, sprechen davon, in „ihre Heimat und das Land ihrer Väter“ zurück gekehrt zu sein und daher alles Recht auf das Land auf ihrer Seite zu haben. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass die Vorfahren dieser Menschen von den Römer 70 n.Chr. bzw. 135 n.Chr. vertrieben wurden, hat die Bezeichnung „Heimat“ oder „Land unserer Väter“ nach 60 oder mehr Generationen schon einen sehr eigenartigen Beigeschmack. Nimmt man jedoch die Religion so ernst, dass man davon ausgeht, dass Gott einem das Land geschenkt hat, ist der Schritt, den unsäglichen Rest der religiösen Botschaften auch ernst zu nehmen, dann noch besonders groß? Quid pro quo, schließlich wird den Moslems ja auch immer vorgeworfen, Terror im religiösen Kleid zu verstecken. Wenn es dort Menschen gibt, die religiöse Sprüche derart Ernst nehmen (oder dazu aufgestachelt werden, das zu tun), dass sie ohne Bedenken andere umbringen, könnte es nicht sein, dass auch unter den Israelis der eine oder andere in dieser Weise fehlgeleitet wird?

Gefährliches Terrain, oder? Es ist zwar eine alte Weisheit, bei der Suche nach Auswegen aus verfahrenen Situationen nach möglichen Motivationen zu forschen, die in die Situation geführt haben, denn nur so kann man auf Lösungen kommen. Heute steht man bei solche Suchen allerdings bei gewissen Themen bereits mit einem Bein im Knast, wenn man auf ein politisch unerwünschter Ergebnis kommt. Und das hier ist sicher unerwünscht. Aber hat jemand etwas anderes auf Lager?


¹⁾ Stellen Sie sich einmal ein Fußballspiel vor. Eines, in dem es äußerst unfair zugeht. Und ein Teil des Fan-Publikums einer Mannschaft jubelt jedes Mal, wenn einem gegnerischen Spieler die Beine unter dem Körper weggetreten werden, selbst wenn der weit vom Ball entfernt ist. Und jubeln erneut, wenn „aus Versehen“ auf den am Boden liegenden auch noch drauf getreten wird. Ich habe den Eindruck, dass das der derzeitige Begriff von „fair play“ in der deutschen Regierung und den meisten Medien ist.