Das Problem der Flachwurzler

Bei einer Rundreise durch die Republik kann man feststellen, dass einige Mittelgebirge teilentwaldet sind. Im Sauerland beispielsweise sind ganz Hänge und Kuppen inzwischen kahl.

Wenn man allerdings genauer hinschaut, betrifft das nur Nadelwälder. Während die in den letzten Jahren zunehmen absterben, wuchern die Laubbäume üppiger denn je. Von Waldsterben kann folglich keine Rede sein.

Das Problem liegt in der Profitsucht. Nadelbäume wachsen gerade und schnell. So ein Fichten-Tannen-Wald ist nach 80 Jahren schlagreif, während ein Buchen-Eichenwald eher 120 Jahre benötigt und die Bäume zudem oft krumm und schief wachsen, wenn man sie nicht passend erzieht. Folglich bauen die Waldbauern Fichten und Tannen an – unabhängig vom Mikroklima.

Das ist lange gut gegangen, allerdings scheinen sich die Feuchteverhältnisse in den letzten Jahren so verschoben zu haben, dass die Flachwurzler in Laubwaldgegenden Probleme bekommen. Sie bekommen nicht genügend Wasser und sterben über Jahre hinweg ab (und nicht plötzlich, wie die Grünen gerne verkaufen). Dazu muss es noch nicht einmal absolut trockener werden, sondern es genügt eine Verschiebung der jahreszeitlichen Niederschläge. Den Tiefwurzlern macht das wenig aus, weil solche Zustände periodisch eben wiederkehren und sie es gewohnt sind.

Hinzu kommt, dass die geschwächten Bäume zusätzlich in den Monokulturen vom Borkenkäfer heimgesucht werden. Wie bei uns: wenn man geschwächt ist, ist man anfälliger gegen Krankheiten.

Baum weg, Hang kahl. Problem 1: die Hänge sind nicht mehr durch die Bäume stabilisiert und es besteht die Gefahr von Erdrutschen und Überschwemmungen bei starkem Regen. Problem 2: die Holzernte ist auf Jahrzehnten hinaus nicht möglich, da erst einmal neuer Wald bis zur Schlagreife herangezogen werden muss. Und das im Grunde nur, weil gegen die Natur Bäume an Standorten hochgezogen wurden, für die sie langfristig (und Wälder „denken“ in Jahrhunderten) ungeeignet sind. Was den Bürgern natürlich wieder einmal als Klimaproblem verkauft wird, an dem wir Schuld sind. Problem 3: das Holz abgestorbener Bäume ist allenfalls bedingt als Rohstoff zu gebrauchen, d.h. auch die laufende Ernte fällt großenteils aus.


Lösung Mischwald? Also Nadel- und Laubbäume gemischt? Vermutlich, aber man muss die Standortcharakteristik kennen. Kahle Schläge kann man mit Fichten und Buchen besetzen. Die Fichten wachsen schnell und dunkle Standorte machen den Buchen nichts aus. Werden die Fichten nach einigen Jahrzehnten geschlagen, machen die Buchen allerdings unten das Licht aus. Fichten vertragen das nicht, wohl aber Tannen, denen Dunkelheit weniger etwas ausmacht. Die wachsen halt ein wenig langsamer. Sind die Buchen schlagreif, kann man wieder Fichten nachsetzen. Allerdings ist das ein Denken in Jahrzehnten und Generationen.


Wird das Klima trockener? Ich kann es nicht genau sagen, aber es sieht für mich eher so aus, als würden die Trocken- und Regenperioden länger werden, während die Jahresstatistik wenig schwankt. Schon solche jahreszeitlichen Schwankungen wirken sich allerdings auf Pflanzen aus, die eigentlich ungeeignet für unsere Gegend sind. Der Energiemais beispielsweise kümmert vor sich hin, wenn er nicht ständig grundwassersenkend beregnet wird. Dem hier ansässigen Getreide und den Grassorten macht das wenig aus; die wachsen trotzdem hervorragend, weil sie solche Schwankungen gewohnt sind.


Nebenbei: sowohl die IPCC-Klimarechner als auch deren Kritiker kommen mit verschiedenen Ansätzen zu dem Schluss, dass Windkraftanlagen genau solche Auswirkungen auf die Feuchte-Verteilung haben (eigentlich noch schlimmer: alle kommen zu dem Schluss, dass Windkraftanlagen Trockenheit verursachen). Ob sich das auf die Gegenden übertragen lässt, in denen die Nadelwälder trockengeschädigt sind, ist eine gute Frage, da die Windkraftrechnung i.d.R. nicht über weite Entfernungen von den Anlagen durchgeführt wird. Allerdings gibt es eine Korrelation, die darauf hinweisen könnte: stellt man die Zeit, die so ein Wäldchen benötigt, um sich zu einem Gebiet abgestorbener und die Rinde verlierender Säulen zu verwandeln, mit dem Ausbauwahnsinn der WKA ins Verhältnis, so ist die Bauwut zeitlich genau der Auslöser für das Absterben. Nebenbei auch für den unglaublichen Rückgang an Insekten und Vögeln.


Manche Leute hoffen, dass es so trocken wird, dass es auch grüne Gehirne endlich austrocknet. Ich weiß nicht so richtig: „Grüne“ und „Gehirne“ kann ich schon seit längerem nicht mehr in einen syntaktischen Zusammenhang bringen.