Polen: die Blaupause für die Ukraine

Wenn man einmal eine Blaupause für die Auslösung eines Krieges hat, kann man es ja noch einmal versuchen. Die Blaupause für den Ukraine-Krieg heißt „Polen-Überfall 1939“.

Das Deutsche Reich hatte den 1. Weltkrieg verloren, der hatte jedoch in einem Friedensvertrag geendet, in dem sehr ausführlich festgelegt war, wann und wie die meisten territorialen und ethnischen Konfliktpotentiale zu lösen waren. Polen war wieder neu erstanden und da gab es einige Konfliktpunkte, weil sich die Ethnien eben in Verlauf der Jahrhunderte vermischt hatten. Die Polen zu einer harten nationalistischen Haltung zu bewegen war nach dem langen Souveränitätsverlust und der nur unzureichenden Integration in die Nationalstaaten vor dem Krieg nicht schwierig. Polen wollte die Konflikte in seinem Sinn lösen, was aber nicht unbedingt mit den Verträgen vereinbar war.

Bei der Ukraine war das nicht ganz so einfach: um ein vergleichbares Klima wie vor dem 2. WK in Polen zu schaffen, bedurfte es eines Putsches, der 2014 durchgepeitscht wurde (Hauptinteressent: die USA, die leider auch über die Mittel verfügen, das umzusetzen). Das Ergebnis waren schließlich wieder Vereinbarungen (Minsker Verträge), in denen festgeschrieben wurde, die die ethnischen und territorialen Konflikte zu beseitigen waren.

Nun sind beide Fälle im Parallelbetrieb angekommen. Um in den Krieg zu münden genügen zwei Auslöser:

  1. Eine strikte Weigerung, sich an die Verträge zu halten und militant dagegen zu verstoßen. Es muss nicht weiter aufgeschlüsselt werden, dass dies in Polen in den Gebieten mit vorzugsweise deutscher Bevölkerung und in der Ukraine mit vorzugsweise russischer Bevölkerung exakt in gleicher Form erfolgte.
  2. Ein verdeckter Unterstützer im Hintergrund, der weitreichende Zusicherungen macht und Unterstützung gewährt und im Kriegsfall Garantien gibt, den Angegriffenen rauszuhauen. Nur mit dieser Zusicherung im Rücken sind die Vertragsverstöße in ausreichend militanter Form durchzuhalten. Der Geleimte für den Stellvertreterkrieg, hier die Ukraine, dort Polen, muss sich sicher fühlen. Treiber/Garanten in beiden Fällen: die USA mit ihren britischen Anhängseln.

Die Devise heißt nun, den Gegner – hier Russland, dort das neue Deutsche Reich – bis aufs Blut zu piesacken, immer wieder diplomatische Scheinmanöver anzufangen, die im Nirvana enden und die Minderheitsethnien zu drangsalieren. Auch diese Anlaufphase zum Krieg ist in beiden Fällen absolut identisch.

Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem der Herausgeforderte zuschlagen muss, schon alleine im Interesse der Minderheiten, die er vertritt. Hitler stampfte Polen im Blitzkrieg in wenigen Wochen in den Boden, Putin machte das Gleiche, allerdings bedächtiger. Militärisch war die Sachlage jedenfalls nach kurzer Zeit klar. Ob sich die Englisch sprechenden Kriegstreiber und Verantwortlichen verkalkuliert und nicht mit derartigen Blitzkriegen gerechnet haben, sei einmal dahin gestellt. Auf jeden Fall war damit erst einmal eine solide Basis für Verhandlungen geschaffen – falls man verhandeln will. Also auch bis hierhin weiterhin Parallelität zwischen den Ereignissen.

Was vielen unbekannt sein dürfte: bereits in den letzten Kriegstagen des Polenfeldzugs gab es weitreichende Verhandlungsoffensiven der deutschen Seite: volle Wiederherstellung der polnischen Souveränität, deutsche und internationale Garantien für polnische Gebietsansprüche und einiges mehr.¹⁾ Im Gegenzug eben die Durchsetzung der deutschen Rechte aus dem Versailler Vertrag und eine Blockfreiheit Polens. Wieder eine volle Parallelität mit dem, was bislang im Ukraine-Krieg von russischer Seite kommt.

Die Antwort ist allgemein bekannt: „unconditional surrender“ anstelle von Verhandlungen. Von britischer und US-amerikanischer Seite wurden Verhandlungen strikt abgelehnt. Der Krieg gegen den „Aggressor“ sollte und musste bis zum bitteren Ende weiter gehen. Und auch heute ist das wieder so: niemand außer ein paar Ukrainern verhandelt mit Russland. Im Gegenteil wird der Kriegsschauplatz Ukraine (damals Westeuropa) weiterhin mit Waffen und Munition zugepflastert. Menschliches Leid? Was interessiert das die Kriegstreiber? Also auch hier wieder eine Parallelität.

Die nächste Phase ist eine Einkreisung des Aggressors und die Führung eines Zermürbungskrieges in der Hoffnung, auf den Schultern anderer Völker zum Erfolg zu kommen. !939/40 wurden alle möglichen Staaten mit oder gegen ihren Willen zu aggressivem Verhalten gezwungen. Heute sind das die EU-Staaten, die derzeit besonders von den ehemaligen Friedens-Engeln, den Grünen, die sich aber inzwischen als kompromisslose widerliche Kriegshetzer erwiesen haben, eingepeitscht. Die Konstellationen sind natürlich nun andere als vor 80 Jahren, aber der große Kriegstreiber dahinter, der mit seiner wirtschaftlichen Macht einen geheimen und sehr dreckigen Krieg führt – die USA – ist der gleiche.

Wie geht es weiter? Denn Unterschiede gibt es ab jetzt schon. 1940 gelang es nach und nach, nahezu die gesamte Welt gegen das Deutsche Reich in Stellung zu bringen. Heute scheint das ungleich schwieriger. Außer den Englisch sprechenden Nationen und den EU-Ländern macht bislang keiner gegen Russland mit. Eher im Gegenteil. Außer durch den Krieg gibt es für Russland weltweit keine Hindernisse. Man sollte vielleicht auch darauf hinweisen, dass die US-Rechnung bereits 1940 gute Chancen hatte, nicht aufzugehen: hätte Hitler auf den Überfall auf Russland verzichtet, hätten die Westaliierten am Status quo wenig ändern können und es wäre bei einem Dauerkonflikt geblieben, in dem man sich gegenseitig ein paar Bomben an den Kopf warf, bis ev. die Bevölkerungen die Nase voll gehabt hätten. Die US-Seite hätte mit der Hoffnung weitermachen müssen, dass schließlich Stalin Deutschland überfällt und nicht umgekehrt.

Wie sieht es heute aus? Ich kenne natürlich nicht alle Details, aber die russische Seite sollte sich nach der Einnahme der strittigen Gebiete und einer Pufferzone einen Materialkrieg leisten können, der für die USA und ihre Vasallen deutlich teurer ist als für die Russen (von toten Soldaten abgesehen). Waffen müssen erst in die Ukraine geschafft werden und da scheint das Terrain so übersichtlich zu sein, dass die russische Armee vieles frühzeitig ausschalten kann (erste Meldungen scheinen das zu bestätigen). In Westeuropa läuft derweil alles in Richtung eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Weder Wehrfähigkeit noch überhaupt Wehrwilligkeit kann vorausgesetzt werden. Bereits 2005 gab es durchgesickerte angebliche CIA-Analysen, die von bürgerkriegsähnlichen Entwicklungen in den EU-Staaten nach 2020 ausgingen. Das scheint inzwischen eher wahrscheinliches Szenario denn Verschwörungstheorie.

Wenn wirklich weitgehend alles nach US-Plan verläuft, was stecken dann für Ziele dahinter? Westeuropa als Konkurrent auszuschalten schaltet auch gleichzeitig die Verbündeten aus, während die eigentlichen Konkurrenten von Russland über China, Indien und den gesamten fernen Osten noch stärker werden.


¹⁾ Ob das gegen Stalin durchzusetzen gewesen wäre, sei einmal dahin gestellt.

Wer sich ausführlich informieren will, wird hier fündig: