Impfzentrum Berlin-Brandenburg

Nachdem der bestimmungsgemäße Nichtgebrauch des Flughafen BER wegen Corona um Jahre vorgezogen werden musste (das Fliegen ist auf Leute beschränkt, die keine mechanischen Hilfsmittel benötigen, also einige Insekten, Vögel, Engel, Supeman und Bibi Blocksberg) musste Ersatz her und ist im „Impfzentrum BER“, deren Versionen bundesweit gebaut werden, gefunden worden: eine Kakophonie (oder eher Kackophonie) des Nichtfunktionierens nach guter Deutscher Tradition.

Bei uns ist nicht das Impfzentrum des Kreises zuständig, sondern das der nächsten Stadt, wobei man aber, wenn man Informationen möchte, von dort wieder an den zuständigen Kreis verwiesen wird. Ob der existiert, war nicht genau heraus zubekommen, denn Anfragen versickern unbeantwortet seit März 2020 im Nirwana, gleich ob per Email oder Brief. Selbst im Ministerium in Hannover scheint der Kreis nicht bekannt zu sein, denn eine dortige Beschwerde blieb unbeantwortet (vielleicht existiert das Mnisterium ja auch nicht ?).

Trotzdem wird mit aller Macht selbst im örtlichen Käseblättchen für die Impfung getrommelt. Unsere Nachbarin (87 und damit primäre Zielgruppe für Viren und Impfstoffe) bestand noch Anfang Januar empört auf „Ich mich impfen lassen? Nie und nimmer!„. 10 Tage mediales Dauerfeuer haben die anfängliche Impfbegeisterung dann bereits zu der Form „Aber ich kann doch gar nicht eine Stunde vor dem Laden rumstehen!“ abgeschwächt. Grund für den Sinneswandel: die Zeitung sagt immer die Wahrheit. Immer! Der vorsichtige Hinweis, dass sie mit 87 nicht nur das Plagiat Södolf, sondern auch noch das Original Adolf mitbekommen hat und wie es denn damals mit der Wahrheit der Zeitungen gewesen sei, wurde allerdings sehr ungnädig aufgenommen. Seitdem kann man mit ihr nur noch über Katzenbilder sprechen.

So um den 20.1. flatterte dann ein amtliches Schreiben auf ihren Tisch, dass sie zur Impfkönigen auserkoren sei und sich so um den 28.1. unter einer Telefonnummer zu melden habe, wo ihr dann ihr Termin verpasst werde. Ich weiß nicht, ob alle alten Leute noch so fit sind, nach fast 10 Tagen daran zu denken, die Nummer anzurufen. Aber sei’s drum: amtlicher Befehl ist amtlicher Befehl seit Adolfs Zeiten, also hat sie sich das tatsächlich gemerkt.

Zwischenbemerkung: wie kommen die Alten zum Impfzentrum? So eine Sternfahrt mit dem ÖPNV – 20 alte Menschen zwischen 80 und 90 mit FFP2-Maske und einigen km Busfahrt – kann schnell enden wie Sight-Seeing-Touren mit den berühmten Treblinka-LKWs. Der Weg von der Halte zum Impfzentrum ist zwar nicht weit – ca. 5 Min. Fußweg für Leute unter 50 – aber nur für Enduro-Versionen der üblichen AOK-Chopper geeignet. Da müssen dann Nachbarn herhalten. Die Drohung „wenn es die schlecht geht, rufe ich sofort den Krankenwagen“ hat allerdings an der Haltung der Nachbarin nichts geändert.

Am besagten Anruftag rief sie im Impfzentrum an. Der Anschluss war zunächst über mehrere Stunden dauerbesetzt, dann tot und zwar dauerhaft. Eine Enkelin zwei Bundesländer weiter nahm sich der Sache an und bekam heraus: es bestehen irgendwelche nicht näher zu spezifizierenden Probleme und Interessenten für die Impfung sollten sich doch bitte so um den 10.-15. Februar im Internet schlau machen, wie es denn weitergeht.

Wie gesagt, es geht im Leute im Alter 80-90. Schon die Information, dass man einen halben Monat weiter das Internet konsultieren sollte, erforderte den Einsatz des Internets. Ob das wirklich alle Alten hinbekommen? Spinnennetz oder Haarnetz ja, aber Internetz?

Stultitia adolescit ubivis Germaniam.