Blackout, selbst produziert

Hamburg-Moorburg ist das modernste Kohlekraftwerk von Vattenfall und in Deutschland überhaupt. Wenn man sich die Details anschaut, kommt man nirgendwo auf bessere Wirkungsgrade. Ein Grund, das Kraftwerk möglichst schnell zu schließen.

Vattenfall hat das Kraftwerk bei der Netzagentur-Olympiade angemeldet. Dort wird ausgelost, welche Kraftwerke im Rahmen der Energiewende (Motto: „Ein Leben ohne Strom!“) vom Netz gehen sollen. Noch ist nichts entschieden, aber so manchen Hamburgern (außer Grünen und Linken) geht inzwischen ein Licht auf:

https://www.welt.de/regionales/hamburg/article220681288/Vattenfall-Moorburg-Die-Angst-der-Wirtschaft-vor-dem-Blackout.html

Um zu verstehen, was da abläuft, muss man etwas weiter ausholen. Bei den Planungen sollte das Kraftwerk in die Kraftwärme-Kopplung und einiges andere eingebunden werden, was natürlich auch bei den Investitionen von Vattenfall berücksichtigt wurde. Dann kam der Rot-Grüne Senat. Den Grünen war das Kraftwerk schon immer ein Dorn im Auge (vermutlich weil es zu effizient ist). Zu verhindern war es nicht, aber Stück für Stück – die Grünen haben Erfahrung, wie man da vorgehen muss – wurde den Vattenfallern eine Zusage nach der nächsten abgegraben. Moorburg produziert Strom – übrigens so erfolgreich, dass der Windstrom aus SW säuberlich um Hamburg herum geleitet wird, was die Preise im Rahmen hält – aber eben nichts mehr, und selbst den Strom nicht zu den Bedingungen, die ursprünglich vereinbart waren.

Erfolg der grünen Politik: Moorburg erwirtschaftet die Investitionskosten nicht mehr, Vattenfalls fährt Verluste ein. Man muss das so sehen, dass alte Kraftwerke schon längst abgeschrieben sind und nur noch die Betriebskosten anstehen, die auch erwirtschaftet werden. Bei den neuen Kraftwerken kommen die Abschreibungen hinzu (schließlich ist das Geld ja investiert worden und muss erst mal wieder hereingeholt werden), d.h. sie sind teurer, auch wenn sie effizienter sind. Das geht nicht nur Vattenfall so, sondern auch den meisten anderen Betreibern.

Ausweg 1 ist der Netzagentur-Contest: wenn man gewinnt, wird das Kraftwerk stillgelegt und man bekommt die Stilllegungsprämie. Das kann für die Betreiber auf die Dauer günstiger sein als die Dinger weiter laufen zu lassen, auch wenn das Verluste bedeutet. Deshalb werden überproportional viele neue und effiziente Kraftwerke angemeldet, für die die Abschaltprämien auch höher sind – nicht nur von Vattenfall.

Die Netzagentur muss allerdings prüfen, ob die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Damit fallen einige Kraftwerke aus dem Contest, bei den restlichen wird ausgelost. Die Variante lässt sich für die Unternehmen recht gut durchrechnen.

Ausweg 2 ist die schlichte Ankündigung, man werde das Kraftwerk stilllegen, auch ohne Prämie. Die Verluste sind dann natürlich höher, aber trotzdem könnte das für das Unternehmen wirtschaftlicher sein. Allerdings ist hier ein wenig Pokern mit im Spiel. Die Netzagentur muss nämlich auch hier prüfen, ob die Versorgungssicherheit gewährleistet ist, und kann die Stilllegung untersagen, wenn das nicht so ist. Konkret bedeutet das, dass der Versorger weiterhin Eigentümer ist, das Kraftwerk betreibt und dem Staat den Betrieb zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellt. Selbstkostenpreis bedeutet dann aber, dass die derzeitigen Verluste durch den Staat ausgeglichen werden.

Das lohnt sich natürlich eher, wenn das Kraftwerk auf Staatskosten weiter betrieben wird als wenn man stumpf abschaltet. Das Risiko dabei ist eben, dass die Netzagentur einfach „okay“ sagt oder nach ein paar Jahren auf die Idee kommt, ein weiterer Betrieb wäre unnötig. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass Unternehmen diese Option zunehmend wählen werden, weil die Versorgungsstabilität weiter rapide fallen wird.


Welche Stimmung in den Konzernen herrscht, kann man bei Vattenfall beobachten. Der Konzern will sich nach eigenen aus dem Geschäft in Deutschland langfristig zurückziehen, weil die Vertragstreue oder besser Untreue zunehmend zu einem ernsten Risiko wird. Bei Investitionen wird man wohl zukünftig extrem zurückhaltend sein. Wie auch bei anderen Konzernen (u.a. Unilever, Shell) soll die Börsennotierung komplett nach London verlagert werden – die Unsicherheiten durch erpresserischen Zugriff der Finanzminister ist den Konzernen ebenfalls ein Dorn im Auge.

Vermutlich werden auch rein deutsche Konzerne auswandern. Die EU plant bereits für 2025 das vollständige AUS für die Automobilindustrie. Die zu erfüllenden Vorgaben, um Modellzulassungen zu erhalten, liegen dann jenseits von dem, was physikalisch machbar ist (aber Physik ist ja auch nur ein soziales Konstrukt). BMW und Mercedes-Benz verlagern den Motorenbereich, also Fertigung und wohl auch Entwicklung, bereits jetzt in andere Länder. Selbst die Dumpfbacken von der IGM haben das inzwischen mitbekommen und laufen Sturm dagegen – dummerweise natürlich bei den Konzernen und nicht bei den eigentlich verantwortlichen in Brüssel und Berlin. Ist die Produktion weg, lebt es sich auch als Konzernchef sicher irgendwo anders auf der Welt besser als in Deutschland.


Deutschland 2025 – ein Leben in Erdhöhlen ?

Übertrieben ? Gegenfrage: was macht man, wenn ohnehin in den Schulen kaum noch Unterricht stattfindet und die Schüler mehr mit Frostbeulen und Atemnot zu kämpfen haben als mit dem Schulstoff ? – Genau. man streikt:

https://rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/moenchengladbach-schueler-streiken-fuer-mehr-corona-schutz_aid-54735499