Wenn Größenwahnsinnige sagen, wo es langgehen soll

Bei allem Hin und Her hat Corona einen Vorteil – oder hätte ihn, wenn nicht inzwischen alles so völlig verkorkst wäre:

Es handelt sich primär um ein medizinisches und damit im weitesten Sinn naturwissenschaftliches und nicht um ein geschwätzwissenschaftliches Problem. Natürwissenschaftliche Probleme kann man anhand von Fakten diskutieren und nicht anhand von Gefühlen, was dazu führt oder führend müsste, dass alle Beteiligten einen gewissen Grundkonsens entwickeln. In Details kann man natürlich weiterhin anderer Meinung sein.

Wer James-Bond-Filme und ähnliche Schinken kennt, kennt auch den Typ des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers. Der hat sein eigenes Weltbild, das das einzig richtige ist und jeder, der etwas andere sagt, ist ein Idiot. Diskutiert wird mit Idioten natürlich grundsätzlich nicht. So ein größenwahnsinniger Wissenschaftler könnte Sätze wie

„Es lässt sich kaum noch zusammenfassen, was in den sozialen Medien kursiert, meist in Form von Videos, die zum Teil Millionen Abrufe haben und voller Unsinn sind“

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_87867956/corona-virologe-drosten-kritisiert-falsche-experten-unverantwortlich-.html

oder

„Es sind zum Teil Ärzte und Professoren dabei, die irgendeinen Quatsch in die Welt setzen, die nie an diesen Themen gearbeitet haben. Denen man aber aufgrund ihrer akademischen Qualifikation glaubt. Und es sind natürlich auch richtige Verschwörungstheoretiker dabei.“ Und weiter: „Ich bekomme das Echo zurück in Form von Anschuldigungen und Fragen.“

Wer jetzt den Links nachgegangen ist, hat vermutlich festgestellt, dass der irre Wissenschaftler nicht aus einem Film stammt, sondern eine reale Person aus der Charité ist, der alle, die nicht seiner Meinung sind, als Verschwörungstheoretiker bezeichnet und es auch nicht nötig hat, irgendwelche Fragen zu beantworten. Wo kämen wir denn da auch hin, wenn jeder eine Begründung für den Irrsinn verlangen würde? Und so geht es dann weiter:

Personen würden sich anmaßen, zu Themen Expertise vorzugeben, die überhaupt nicht in ihrem Fachbereich liegen: „Ich bin auch Professor. Aber ich würde mich nie trauen, irgendwelche Dinge an die Öffentlichkeit zu geben, die auch noch so viel Meinung beinhalten.

Beispielsweise über Bakterien. Ich bin Virologe. Ich würde mich nie zu einem bakteriologischen Thema äußern.

Das ist schon ein merkwürdiges Eingeständnis, denn der gute irre Wissenschaftler weiß genau, dass Themen, zu denen er sich nicht äußern möchte, sehr wohl eine Bedeutung in dem Umfeld haben, er aber trotzdem keine Expertise von anderen einholt, die dringend notwendig wäre.

Richtig konfus wird er dann, wenn Sätze wie

Laien sollten daher darauf achten, welches Fachgebiet ein möglicher Experte, der sich öffentlich äußert, hat. „Und da muss man dann auch noch mal ganz genau hinschauen, wie er sich spezialisiert hat. Und gibt es Hinweise, dass die Fach-Community diesen als Experten respektiert? Und wenn das nicht der Fall ist, dann sollte man einfach die Finger davon lassen.“

von Sätzen wie

In diesem Zusammenhang nimmt Drosten auch SPD-Politiker Karl Lauterbach in Schutz, der in den sozialen Medien zuletzt für einige seiner öffentlichen Auftritte angegriffen wurde. „Ich habe gelesen, wie er in die Kritik geraten ist. Da haben Kommentatoren geschrieben, er solle mal weniger in Talkshow gehen und mal darauf achten, wie er sich so verhält“, so Drosten. Damit würden auch Lauterbachs kompetente Äußerungen in Frage gestellt werden. „Das ist ein Zielen auf eine Person und damit ein Treffen des Inhalts, den die Person von sich gibt – aber dieser Inhalt ist vollkommen richtig.“

gefolgt werden. Also Fachleute, die nicht die Meinung des irren Wissenschaftler teilen, sollen ignoriert werden, während Nichtfachleute (Lauterbach hat seit mindestens 20 Jahren nichts mehr mit Medizin zu tun, sondern ist ausschließlich Politiker), die die richtige Meinung äußern (also die des irren Wissenschaftlers), werden in den Himmel gelobt. Vermutlich sind dann solche Kritiken an seinem Spezi bei dem irren Wissenschaftler auch nicht beliebt:

Besonders kühn fand ich Lauterbachs Aussage, Covid-19-Erkrankte verlören im Schnitt 11 bis 13 Lebensjahre. Wie, um alles in der Welt, kann er das heute schon wissen? Und was bedeutet dies für 80-jährige? Werden die, falls sie normalerweise 85 würden, ins 74. Jahr zurückgebeamt?

Der Gastromom und Koch Tim Mälzer war bei Lanz den Tränen nahe. Er hat 240 Mitarbeiter, die stehen am Abgrund. Solche existentiellen Sorgen kennen Abgeordnete wie Lauterbach nicht, seine Kinder hocken auch sicher nicht in einer kleinen Wohnung und er betreut sie sicher nicht Fulltime.

https://www.tagesspiegel.de/politik/martenstein-ueber-karl-lauterbach-ein-harter-lockdown-verfechter-mit-vielen-sozialen-kontakten/25815886.html

Also halten wir fest: alle, die nicht Drostens Ansicht teilen, sind blöd und er ist der einzige auf der Welt, der den Durchblick hat. Nachweis unnötig. Besser kann man Größenwahnsinn nicht definieren.