Wissenschaftliche und andere Scheuklappen

Vor ein paar Tagen hatte ich um etwa Zeit gebeten, um einen kleinen Fragebogen rumzuschicken. Hier ein paar Antworten, die ich bekommen habe.

Bundesumweltamt

vielen Dank für die Anfrage, die wir Ihnen – nach Rücksprache im Haus – hiermit beantworten möchten.

Zur Frage nach der Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Erkenntnis sowie den Schlussfolgerungen aus der aktuellen Klimaforschung stellen wir Ihnen gerne einige Informationen zur Verfügung.

Wie Sie bei Ihrer Analyse richtig beobachtet haben, sind Aussagen der wissenschaftlichen Klimaforschung sehr häufig ‚wenn-dann‘-Formulierungen. Das ist oftmals einer generellen Unsicherheit zur globalen Emissionsentwicklung geschuldet, die auch stark von politischen Entwicklungen abhängt. Da hier grundsätzlich mit sog. Emissionsszenarien gearbeitet wird, die bestimmte Pfade der Emissionsentwicklung abbilden, sprechen Klimawissenschaftler in diesen Fällen ganz gezielt von ‚Projektionen‘ und nicht von ‚Prognosen‘. 

Zu Ihren Fragen den IPCC betreffend vertreten wir folgenden Standpunkt:

Der IPCC arbeitet nach strengen wissenschaftlichen Standards. Er ist dazu verpflichtet, die neusten verfügbaren Erkenntnisse über den Klimawandel und seine Folgen zu sammeln und diese objektiv und ausgewogen darzustellen, über Unsicherheiten der wissenschaftlichen Erkenntnisse transparent zu informieren sowie alle verwendeten Studien zu nennen, um eine eigenständige Überprüfung zu erleichtern. Die Erarbeitungsprozesse werden außerdem von Fachleuten überprüft und die Ergebnisse von Regierungsvertreterinnen und -vertretern begutachtet.

Das Umweltbundsamt vertritt die Meinung, dass die IPCC-Berichte ausgeglichen alle wissenschaftlich anerkannten Forschungsergebnisse berücksichtigen und dabei weder bestimmte Erkenntnisse ignorieren noch die Gefahren des Klimawandels übertreiben.

Einschätzungen des Umweltbundesamtes zum Vorwurf der Übertreibung der Gefahren des Klimawandels durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler finden Sie unter Punkt 17 der häufig gestellten Fragen https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel/haeufige-fragen-klimawandel#textpart-18

Antworten auf die Frage, ob man den Ergebnissen vom Klimamodellen überhaupt vertrauen kann, finden Sie unter Punkt 14 der häufig gestellten Fragen https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel/haeufige-fragen-klimawandel#textpart-15

Es ist richtig, dass wissenschaftliche Erkenntnisse oft mit bestimmten Unsicherheiten behaftet sind. Daher gehen die IPCC-Berichte auf diese Unsicherheiten ein und informieren über die Eintrittswahrscheinlichkeiten der angenommenen Ereignisse. Informationen zur Arbeitsweise des IPCC, den Umgang mit Unsicherheiten sowie dem Vorwurf mangelnder Transparenz finden Sie hier:

Weltklimarat (IPCC): https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel/weltklimarat-ipcc

Einschätzung des Umweltbundesamtes zu der Frage nach der Verlässlichkeit der IPCC Berichte finden Sie bei den häufig gestellten Fragen unter Punkt 16 https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimawandel/haeufige-fragen-klimawandel#textpart-17

Bezüglich Ihrer Kritik über den Umgang in Ministerien und den Medien mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen können wir auf Grundlage Ihrer Anfrage nur im Allgemeinen Stellung nehmen. Uns ist bewusst, dass Medien komplizierte Zusammenhänge mitunter verkürzt oder überspitzt formulieren. Die Ansicht, dass Medien aber generell Erkenntnisse der Klimaforschung „fälschen“, teilen wir allerdings nicht. Ebenfalls können wir Ihre Einschätzung nicht teilen, dass innerhalb der Ministerien systematisch Erkenntnis und Schlussfolgerung auseinanderfallen oder aus den zugrundeliegenden Erkenntnissen falsche Implikationen abgeleitet werden.

Wenn Sie sich ausführlicher mit der Frage auseinandersetzen wie im Bereich der Klimaforschung mit Unsicherheiten umgegangen werden sollte, empfehlen wir Ihnen das Unsicherheitshandbuch https://www.klimafakten.de/meldung/das-unsicherheits-handbuch

Wir hoffen, dass wir Ihnen weiterhelfen konnten.

Ich finde es erstaunlich, dass dass UBA zugibt, dass es sich nur um Projektionen mit vielem Wenn und Aber handelt. Eine Konsequenz wird daraus aber nicht gezogen, denn die IPCC-Berichte werden trotzdem als exakte Wissenschaft behandelt. Oder nicht? Also noch mal nachfragen:

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort, nach der wir ja im Wesentlichen übereinstimmen, was meine ursprüngliche Fragestellung angeht. Ich habe aber noch einige Anmerkungen/Fragen dazu. Ich möchte vorausschicken, dass ich als Ingenieur Arbeiten mit naturwissenschaftlichen Inhalt auf methodische Korrektheit bewerten kann. Außerdem eröffnet das Internet die Möglichkeit, nahezu alles relativ schnell zu recherchieren.

Auf Betreiben der AfD-Fraktion finden verschiedentlich Anhörungen in Bundestagsausschüssen oder weitere Veranstaltungen statt, die als Video im Netz verfolgt werden können. Dabei hat die AfD-Fraktion verschiedentlich Klima-Wissenschaftler eingeladen, deren Arbeiten sich bei Durchsicht methodisch als völlig korrekt erweisen, die aber nach meiner Kenntnis vom IPCC nicht in den Berichten berücksichtigt werden. Zu einem Vortrag eines israelischen Wissenschaftler über den Einfluss von Wolken polterte Herr Levermann vom PIK aber lediglich los „Das ist Quatsch!“, was nun beim besten Willen nicht als wissenschaftliche Widerlegung durchgeht. Eine andere Arbeit zum Sonneneinfluss wurde von Herrn Lesch in einer seiner Wissenschaftsendungen „widerlegt“, wobei die Widerlegung den kleinen Schönheitsfehler hatte, dass Lesch etwas widerlegte, was niemand behauptet hat, aber auf die eigentlichen Argumente gar nicht einging. Summarisch gibt es also neben dem offiziellen Kanon einige Apokryphen, bei denen nicht klar wird, weshalb sie keine Berücksichtigung finden. Welche Kriterien werden dort angelegt?

Bei anderen Sachen beruft man sich gerne auf das IPCC oder das PIK, was ich aber im einzelnen aufgrund des Aufwand nicht prüfen kann. Allerdings widersprechen die Behauptungen oft den Messungen. So wird von zunehmenden Dürren und Ausbreitung von Wüstengebieten gesprochen, während gleichzeitig Satellitendaten der NASA eine Zunahme der Erdbegrünung um ca. 20% aufweisen (übrigens ein ziemlich wunder Punkt in der Theorie, auf den nirgendwo eingegangen wird: auf den gleichen Effekt kann man während des Klimaoptimums in der Antike schließen, was einige Fragen hinsichtlich der CO2-Konzentration aufwirft). Das arktische Eis soll schnell weniger werden (was bei Meereis noch nicht einmal kritisch wäre). NASA-Satellitenmessungen zeigen aber wiederum, dass die Sommer/Winter-Variation insgesamt keine signifikanten Veränderungen aufweist, während dänische Eisforscher von einer Zunahme der Grönland-Gletscher berichten. Die Buschbrände in Australien/Kalifornien werden auf den Klimawandel geschoben, was aber weder nach der klimatisch bedingten Vegetationsart, die Brände zur Erneuerung erfordert, noch nach den Statistiken des australischen Wetterdienstes stimmt. Usw.

Wenn man darauf hinweist, dass die Panikaussagen nicht zu Messwerten – also Fakten – passen, bekommt man von den Medien zu hören, dass man in den Redaktionen nicht an Minderheitenmeinungen interessiert sei (die ZEIT hat mir das sogar durch einen Anwalt mitteilen lassen). Haben Sie Verständnis dafür, dass meine Meinung zu den Medien inzwischen nicht mehr besonders postiv ist. Leider hört man auch von Stellen, die es besser wissen müssen, keine Richtigstellung. Mal ketzerisch an Sie gefragt: ist da so einen Art Maaßen-Effekt im Spiel und keiner möchte mit seinem Job spielen, wenn er die Wahrheit sagt?

Was Ministerien angeht, weise ich auf den Energie-Monitoring Bericht der Bundesregierung hin, den ich vom Wirtschaftsministerium erhalten habe. Darin wird in Fortführung der Energiewende bis 2030 der Anstieg der Importleistung auf über 50% des Bedarfs beziffert, um im Gegenzug den derzeitigen Export aufgrund des Vorhaltens der Regelleistung auf Null zu fahren. Je nach Sonne und Wind zwischen 0% und >50% der elektrischen Leistungs aus dem Ausland zu beziehen kann aber schon alleine deswegen nicht funktionieren, weil die Nachbarländer ja ebenfalls ihre konventionellen Kapazitäten „abrüsten“. Es stehen noch ein paar andere Sachen in dem Bericht, die auf die systematische Erkenntnis verweisen, dass die Energiewende nicht funktioniert. Wo bleibt dann die Schlussfolgerung, ein paar Weichen anders zu stellen?

Wie überhaupt vieles nach dem Prinzip Hoffnung angefasst wird. Es wird beschlossen, bis dann und dann Sachen abzuschalten in der Hoffnung, dass bis dahin irgendjemand eine funktionierende Ersatzlösung gefunden hat. Wäre es nicht auch aus Ihrer Sicht sinnvoller, erst einmal die Alternativen zu entwickeln? Schließlich muss das, was als Klimaprojektion verbreitet wird, ja nicht eintreten, wie Sie selbst sagen. Wenn es anders kommt und man voreilig auf das falsche Pferd gesetzt hat, steht man aber ziemlich nackt im Regen. Damit kann doch auch niemandem gedient sein.

Darauf wird man dann relativ wortkarg:

vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung auf unsere ausführliche Antwort von gestern.

Wir begrüßen Ihr Interesse an den Folgen des Klimawandels, werden aber nicht jede Einzelaussage oder Nachfrage bewerten oder beantworten können.

Daher verweisen wir hier noch einmal auf unsere gestrige Antwort zur Einordnung der Aussagen des IPCC.

Die Argumentation des Umweltbundesamtes basiert auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand der Klima- und Klimafolgenforschung, welcher unter anderem in den periodisch publizierten Sachstandsberichten und in thematischen Sonderberichten des IPCC abgebildet ist.

Zu Ihren Fragen, die die Entwicklung in den Polargebieten betreffen, verweisen wir auf den im vergangenen Jahr publizierten Sonderbericht des IPCC ‚Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate‘ (https://www.ipcc.ch/srocc/).

Fazit: sobald etwas auf den Tisch kommt, das den IPCC-Berichten widerspricht, ist es mit einer Diskussion zu Ende. Etwas anderes als die IPCC-Sachen kann man vom UBA nicht erhalten.

Bundesamt für Umwelt und vieles andere

Denen hatte ich die Anfrage zwar auch geschickt, aber noch nichts gehört. Dafür zu der Anfrage über den Green New Deal. Dazu liest man:

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).

Beim von Ihnen angesprochenen europäischen Grünen Deals handelt es sich um ein Programm der Europäischen Kommission. Ausweislich des Anhangs zu Ihrer E-Mail haben Sie sich bereits an die Kommission gewandt und werden von dort sicherlich Antwort erhalten.

Also auch hier nochmal Nachhaken:

Sie sind aber für die Umsetzung dieses Programms in Deutschland zuständig und müssen von Amts wegen beurteilen, was geht und was nicht. Da dürfte ich schon an der richtigen Adresse bei Ihnen sein. Also geben Sie sich doch bitte etwas Mühe.

Seitdem ist erst mal Ruhe.

Bundesministerium für Wirtschaft und … ?

Die haben wieder den ersten Fragebogen bekommen und meinen dazu:

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ist leider nicht der richtige Ansprechpartner für Ihr Anliegen. Die Zuständigkeit liegt beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.  Wir empfehlen Ihnen daher, sich mit Ihrem Anliegen dorthin zu wenden. Eine Weiterleitung Ihres Anliegens ist uns ohne Ihre ausdrückliche Einwilligung leider nicht möglich, da dies mit der Übermittlung sensibler personenbezogener Daten einhergehen würde (§ 25 Absatz 1 Bundesdatenschutzgesetz).

Ist schon interessant, dass die noch nicht mal eine Nachricht, die lediglich den Namen enthält, nicht weitersenden können. Die Antwort ist auch nicht so richtig befriedigend, also:

ich habe gefragt, ob Ihnen bewusst ist, wie die wissenschaftlichen Zusammenhänge sind. Wieso sind Sie für Ihre Kenntnisse der Zusammenhänge nicht zuständig ? Schließlich reden Sie ( = Ihr Chef) im Kabinett ja mit.

Auch danach verständlicherweise erst mal Funkstille.

Bündnis irgendwas, – die GRÜNEN

Erstaunlicherweise sind die GRÜNEN fast die einzige Partei, von der man tatsächlich mal Antworten bekommt. Andere sind da wesentlich schweigsamer.

Ich kann auch aus Gründen der Arbeitskapazität an dieser Stelle leider keinen umfassenden wissenschaftlichen Fachdiskurs mit Ihnen führen. Ich empfehle Ihnen diese Informationen des Umweltbundesamtes, die auch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Quellen aufführt:

https://www.umweltbundesamt.de/tags/klimaskeptiker

Ich hoffe, ich konnte Ihr Anliegen zufriedenstellend beantworten.

Viel besser als Schweigsamkeit ist die Antwort nicht, aber auch nicht anders erwartbar.

ich möchte gar keinen wissenschaftlichen Fachdiskurs mit Ihnen führen. Meine Frage geht dahin, ob Ihnen bewusst ist, dass

– bei naturwissenschaftlichen Fragestellungen keine Meinungsfreiheit existiert, da Naturgesetze nicht diskutabel sind,

– weder die primären Klimaforscher beider Seiten noch das IPCC behaupten, über wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zu verfügen.

Die Beurteilung beider Punkte bedarf keiner speziellen wissenschaftlichen Ausbildung, denn der erste Punkt sollte zur Allgemeinbildung gehören (was heute aber leider nicht mehr selbstverständlich ist, da man beispielsweise bei der ZEIT selbst bei der Schwerkraft eine anderen Meinung vertreten kann, wie mir die Redaktion mitteilte), den zweiten kann man schlicht durch Nachlesen der Texte verifizieren (was leider aber auch nicht jeder macht).

Ein wissenschaftlicher Diskurs würde die Frage nach den Auswahlkriterien des IPCC betreffen, ein politischer Diskurs die Frage, weshalb stets behauptet wird, es lägen wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse vor. Beide Fragestellungen möchte ich mit Ihnen aber gar nicht erörtern. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir auf die ersten beiden Punkte eine Antwort geben könnten.

Das war wohl eine Frage zu viel.


Natürlich ist noch mehr rausgegangen, bislang aber ohne Echo. Sollte noch was kommen, hänge ich es hier an.