Tierhaltung ist ja soooo klimaschädlich. Weil viel zusätzliches CO2 dabei emittiert wird. Was vermutlich so manchen grünen Jünger aus der Stadt bei seinem ersten Landbesuch im zarten Alter von 25 im Anblick einer Kuh zu der Frage
Wo ist denn der Tankstutzen (ersatzweise Kohletür oder Gasanschluss)?
veranlasst hat. Den gibt es nicht, in eine Kuh kann man nur Gras oder sonstiges Grünfutter einfüllen, das aus CO2 aus der Atmosphäre produziert wurde. Wo kommt dann das zusätzliche CO2 her? Schauen wir also mal genauer drauf.
Nutztiere
Nutztiere sind die, die auf dem Bauernhof zur Produktion irgendwelcher Nahrung gehalten werden. Was in dieser Formulierung schon nicht richtig ist. Ob nun Geflügel, Schweine oder Rinder, fast nichts findet mehr auf DEM Bauernhof statt, sondern verteilt sich auf verschiedene spezialisierte Betriebe, bei Hühnern beispielsweise
1. Basiszucht: Sie liegt heute in der Hand weniger kommerzieller Zuchtunternehmen. Diese erzeugen die Elterntierküken und verkaufen diese an die Vermehrungsbetriebe.
2. Vermehrungsbetrieb: Hier wachsen die Elterntierküken auf. Hähne und Hennen werden kombiniert, sodass befruchtete Eier entstehen, die an die Brütereien verkauft werden.
3. Brütereien: Hier werden die befruchteten Eier der Elterntiere innerhalb von drei Wochen ausgebrütet. Die weiblichen Küken – die späteren Legehennen –, werden an die Aufzuchtbetriebe geliefert. Die männlichen Küken werden, weil sie für die Geflügelmast unwirtschaftlich sind, getötet.
4. Junghennenaufzucht: Die Küken werden hier bis zu einem Alter von etwa fünf Monaten großgezogen. Kurz vor der ersten Eiablage werden sie an den Legebetrieb ausgeliefert.
5. Legebetrieb: Hier werden die Legehennen für einen Zeitraum von 12 bis 14 Monaten für die eigentliche Eiererzeugung genutzt.
Jeder dieser Betriebe operiert dort, wo die günstigsten landwirtschaftlichen Bedingungen für die jeweilige Produktionsart existiert, was dazu führt, dass sich alles obendrein auf verschiedene Länder verteilt. Werden in Deutschland die Schweinebauern politisch ausgerottet, haben die dänischen Schweinebauern ein ernsten Problem.
Geflügel und Schweine stellen, abgesehen vom Futtermittelanbau, kein großes Klimaproblem für die Hysteriker dar. Aber es geht ja auch um die armen Tiere, beispielsweise die männlichen Küken, von denen die meisten entsorgt werden. Was nämlich als Brathähnchen vom Grill oder als Hähnchenschnitzel in die Pfanne kommt, ist in den meisten Fällen eine ausgemusterte Legehenne. Warum ein Hähnchen mästen, wenn man das Huhn ohnehin mästen muss und es den gleichen Zweck erfüllt?
Hier, liebe Fleischfeinde, kommen wir zu einem ziemlich entscheidenden Punkt: ein Grillhähnchen bzw. dessen Fleisch ist im Grunde ein Abfallprodukt. Hauptprodukt der Hühnerhaltung sind Eier, die in viel größerem Umfang produziert werden und eine ganz andere Biobilanz haben. Der Anteil der hauptsächlich zur Fleischversorgung gehaltenen Hühner ist zumindest hier ziemlich klein.
Ohne Eier würden die Regale in den Supermärkten ziemlich leer und die Wartezimmer bei den Ärzten ziemlich voll. Die menschliche Ernährung kommt an einem gewissen Anteil an tierischen Proteinen nicht vorbei, und der wird vorzugsweise von Eiern und Milch geliefert. 2/3 der Geflügelwirtschaft dient zunächst hauptsächlich der Eiproduktion und auch von dem verbleibenden Drittel der Puten kann man ca.100 Eier/Jahr gewinnen, die ebenfalls im Kreislauf landen dürften.
Bei Geflügel ist übrigens die so genannte Bodenhaltung, wenn eine gewissen Dichte nicht überschritten wird, das, was dem natürlich Verhalten am nächsten kommt. Hühner leben in Kleingruppen (was nur bei Hobbyhaltern realisierbar ist) und suchen Deckung, weshalb man bei Freilandhaltung meist nur einen geringen Teil der Hühner sehen kann. Die meisten bleiben lieber drin. Fragt die Bauern, wenn ihr es nicht glaubt.
Bei Schweinen ist das Produkt natürlich Fleisch. Das hat laut UBA einen „CO2-Fußabdruck“ von 3 kg CO2 / 1 kg Fleisch, nebst Foto von einer Fleischtheke. Was aber auch wieder eine Mogelpackung ist und allenfalls für Hausschlachtungen gilt. Die Fleischausbeute liegt bei ca. 50-60% des Schlachtgewichts, Großschlachtereien haben aber die Möglichkeit, das meisten des Restes ebenfalls auf die eine oder andere Art zu verwerten, angefangen beim Export von Füßen oder Ohren, die hier nicht gegessen werden, woanders aber eine Delikatesse sind, über Futtermittelproduktion bis hin zu Lederprodukten. So besehen sieht die Bilanz schon wieder anders aus. Schweinefleisch war nebenbei bemerkt übrigens eine Voraussetzung dafür, dass Mitteleuropa großflächig durch eine Agrargesellschaft besiedelt werden konnte. Anders waren die notwendigen Proteine in der Ernährung nicht zu beschaffen.
Bei Rindern kommen wir dann zu den Hauptkimaschädlingen mit fast schon beliebig viel CO2 / kg. Man findet locker Werte von 14 kg bis 45 kg CO2 / kg Fleisch und kann sich das frei aussuchen. Grund für das zusätzliche CO2 ist das Verdauungssystem der Rinder: in deren Mägen produzieren freundliche Mikroben Methan beim Aufschluss der Pflanzennahrung, das ausgerülpst und viel klimaschädlicher als CO2 ist oder zumindest sein soll. Dieses Methan wird auf CO2-Äquivalente umgerechnet, wodurch man zu solchen fantastischen Werten kommt, ohne das die Kuh dazu Diesel als Nahrung benötigen würde.
Weltweit mag die Rechnung insofern vielfach zutreffen, als geschätzt ca. 60% der Rinderhaltung auf Fleischerzeugung ausgelegt ist. Allerdings nicht in Deutschland. Hier ist Rindfleisch wie bei den Hühnern mehr oder weniger ein Abfallprodukt bei der Milcherzeugung. Nur ein geringer Anteil der Rinder wird tatsächlich zur Fleischproduktion gemästet. Eine Kuh produziert ca. 16.500 kg Milch/Jahr und macht das ca. 3-5 Jahre lang, bevor sie mit einem Gewicht von ca. 580 kg zum Schlachter geht. Und auch beim Rind wird vieles, was wir Menschen nicht unbedingt mögen, anderweitig mitverwertet. Alles das ist in der so genannten CO2-Bilanz natürlich nicht drin, sondern nur das Fleischrind. Sonst könnte man die Leute nicht zu herrlich belügen.
Milchprodukte sind essentiell für die menschliche Ernährung, was damit anfängt, dass Männer eine Weile mit der elektrischen Eisenbahn spielen müssen, wenn die Brüste ihrer Frauen von Babys belagert werden. Vegan ernährte Kinder weisen schwere Mangelkrankheiten und Entwicklungsrückstände auf; nach Abschluss der körperlichen Entwicklungsphase wird das unauffälliger, aber nicht unbedingt besser. Die Milchviehhaltung zurück fahren ist somit ein direkter Angriff auf die Volksgesundheit, ohne dass nun wirklich nennenswertes virtuelles CO2 eingespart werden würde.
Aber es geht noch besser: auch über Methan existieren eine Reihe von Klima-Märchen. Bei wiederholten Messungen bei großen Rinderherden in den Fleischzuchtgebieten in Amerika hat man die zu erwartende Konzentrationszunahme nämlich in keinem Fall gefunden. Methan ist als Hochenergieträger nämlich sehr begehrt bei anderen Mikroorganismen, die im Boden vorkommen und Methan verwerten, das bei anaerober Zersetzung immer in großen Mengen entsteht. Das Rinder-Methan wird gerne nebenbei mitverwertet, wie die Grundlagenforschung inzwischen nachgewiesen hat. Auch in der Atmosphäre zersetzt sich das Methan wesentlich schneller als es die Klimahysteriker gerne hätten. Und was Methan, das nicht vorhanden ist, nun wirklich schaden soll, wissen wohl selbst die Grünen nicht.
Große Mengen von Methan werden auch in den Ozeanen bei der Zersetzung von organischem Material gebildet und sinken als Methanhydrat zu Boden, und das seit hunderten von Millionen von Jahren. Dort wird das Zeug unter die Kontinente subduziert und landet mit ziemlicher Sicherheit in Erdgas und Erdöl. Bei den typischen geologischen Zeiträumen werden zwangsweise große Mengen aus natürlichen Quellen wieder freigesetzt. Sümpfe und Feuchtgebiete liefern weitere große Mengen, und zwar regelmäßig mehr als vermutet, wenn tatsächlich mal gemessen wird. Insgesamt ist das schwer bilanzierbar, aber die klimahysterischen Annahmen liegen eher weit neben der Realität als dass sie sie beschreiben.
Nicht in der offiziellen Rechnung sind Schafe und Ziegen, von denen es hier nur folkloristisch interessante Menge an Deichen und in Heidegebieten gibt, die aber in Australien und Neuseeland in riesigen Mengen gehalten werden, u.a. um den islamischen Fleischmarkt, der mit Schweinefleisch nichts anzufangen weiß, zu beliefern:
Wer Ähnlichkeiten zur Aida-Flotte entdeckt: der Transporter wurde ebenfalls von der Meyer-Werft in Papenburg gebaut.
Insekten als Proteinlieferanten tauchen in Bilanzen nicht auf, was neben den hiesigen Essgewohnheiten auch damit zusammen hängt, dass bislang eine industrielle Produktion nicht möglich ist und das Viehzeug hier ohnehin nicht „gemästet“ werden kann. Trotzdem bei manchen ein temporärer Hype, der aus Fernost importiert wird. Fische lassen wir auch weg. Zuchtlachs wird beispielsweise in Norwegen in Farmen gezüchtet und mit Futter aus Südamerika versorgt.
Haustiere
Bei den Haustieren wäre zunächst der beste Freund des Menschen, der Hund zu nennen. Davon gibt es mind. 11,8 Mio in Deutschland. Die kann man zählen, weil die Herrchen Steuern zahlen müssen. Das sind genauso viele wie Rinder (auch 11,8 Mio), aber ok, Hunde sind kleiner. Die Anzahl der Katzenhalter wird auf etwa 8,2 Mio geschätzt, wobei es viele gibt, die mehr als eine Katze besitzen. Wobei es mir persönlich nicht so ganz verständlich ist, wieso so viele Katzen gehalten werden: Hunde haben ein Herrchen, Zimmertiger einen Dosenöffner. Was hat man von Katzen, außer jede Menge Kratzspuren? Aber ok, nicht mein Problem.
Immerhin vertilgt das Viehzeug eine Unmenge von dem, was beim Schlachten übrig bleibt. Hunde sind überwiegend, Katzen ausschließlich Fleischfresser. Verbietet man dem Menschen das Fleischessen und schließt die Bauernhöfe, gibt es auch für Hunde und Katzen ein Problem.
Natürlich gibt es inzwischen ein paar Spinner, die beide Haustierarten vegan ernähren. Die Lebensspanne solcher Tiere liegt bei unqualifiziertem Vorgehen in der Regel unter einem Jahr, bei Katzen sogar nur bei wenigen Monaten (und bitte jetzt keine Vorträge von Leuten, die ihre Katze doch vegan ernähren und ihr mehr Chemie ins Futter mischen als die Bayer AG im Jahr produziert; ich habe kein Verständnis für Leute, die gegen Agrarchemie sind, aber ihr Haustier mit dem Zeug zumüllen, nur damit die Ideologie stimmt).
Wie dem auch sei: im Sinne der Klima-Hysterie ist das Viehzeug natürlich schädlich, was aber nur recht verschämt hier und da erwähnt wird. Man will sich ja nicht mit der eigene Klientel anlegen.
Noch verschämter geschwiegen wird über ein weiteres Haustier, das vorzugsweise ebenfalls der grünen Gutmenschenklasse gehalten wird: das Pferd. Davon gibt es ca. 1 Mio in Deutschland, das sind etwa vier Mal so viele wie noch 1980. Da Pferde ein ähnliches Verdauungssystem wie Rinde besitzen, setzen sie ebenfalls Methan frei. Eine Vergleichsrechnung kommt auf ca. 21.400 Kilometer / Jahr, die man an Stelle der Haltung eines Pferdes mit dem Auto fahren können, um die gleich CO2-Bilanz zu produzieren. Dazu legt ein Pferd weder Eier noch gibt es Milch noch wird es hinterher gegessen. Pferde sind ein reines Luxusgut, wobei der Besitzer eines Reitpferdes in der Regel über 200 weitere Pferde verfügt, die sich unter der Haube des SUVs tummeln, der wiederum notwendig ist, um das Pferd von A nach B zu bewegen, weil dort ein Turnier stattfindet.
Fazit
Die kurze Exkusion zeigt, dass die Tierhaltung und -Nutzung ein ganzes Stück komplizierter ist als die Grünen das wahr haben wollen. Die CO2-Bilanzen sind vorne und hinten zusammen fantasiert: Nutztieren wird einiges angedichtet, in dem man wesentliche Bilanzteile oder Stoffkreisläufe einfach ignoriert, über Haustiere wird das Mäntelchen des Schweigens gebreitet. Dabei haben wir einiges noch gar nicht erwähnt, wie etwa den positive Einfluss der Beweidung auf die Qualität der Grasnarbe oder den positiven Einfluss der Zimmertiger auf Vermeidung von Vogelkot auf der Fensterbank. Nicht erwähnt wird auch, dass die Regale in den Geschäften ohne Eier und Milch weitgehend leer blieben und zur Erhaltung der Volksgesundheit mit importierter pflanzlicher Nahrung aus allen möglichen Ländern aufgefüllt werden müsste. Aber Transport ist ja an ganz anderer Stelle schädlich, den muss man hier nicht berücksichtigen.