Arm und Reich, CO2 und die politische Logik

Es ist ein alt bekannter Hut, dass die reichsten 10% der Bevölkerung 90% des Einkommens abgreifen. Oder so ähnlich; nagelt mich nicht auf genau Prozentzahlen fest. Die politische Logik hat nun festgestellt, dass diese Aufteilung auch auf anderen Gebieten gilt.

So ist ja bekannt, dass wir zu viel Fleisch essen. Schuld sind die bösen Bauern, die EU-politisch zur Massen- statt zur Qualitätsproduktion gezwungen werden/wurden. Die Fleischproduktion erzeugt aber viel CO2. Wer wissen will, wie das geht:

(1) Ohne Fleischwirtschaft: Pflanzen wachsen im Frühjahr und Frühsommer und verwenden dazu CO2 aus der Luft. Im Herbst sterben viele wieder ab, und Bakterien und andere Saprophyten bauen die Biomasse wieder ab, wobei wieder CO2 entweicht. Und zwar etwa so viel, wie zuvor aufgenommen wurde, wodurch das Ganze CO2-neutral abläuft.

(2) Mit Fleischwirtschaft: Pflanzen wachsen im Frühjahr und Frühsommer und verwenden dazu CO2 aus der Luft. Die werden vom Viehzeug gefressen, das damit Fleisch und Milch produziert. Auch hier wirken Bakterien und anderes Kleinzeug mit, das dafür sorgt, dass Kühe pupsen (Schweine auch, aber nicht mehr als Menschen). Pupsen ist CH4, erzeugt aus dem durch die Pflanzen aufgenommenen CO2, das später in der Athmosphäre wieder zu CO2 abgebaut wird. Das Fleisch (aus CO2 über die Pflanzen) wird vom Menschen gegessen und wiederum zu CO2 und Furzen umgewandelt, d.h. das CO2 landet nach einem Umweg am Ende des Jahres wiederum in der Athmosphäre.

Kreislauf (1) ist der normale, CO2-neutrale Kreislauf, während Kreislauf (2) auch als Jesus-Kreislauf bezeichnet werden kann, weil aus irgendeinem geheimnisvollen Grund dabei am Ende mehr CO2 vorhanden ist als vorher. Die Lücke, in der das passiert, habe ich allerdings noch nicht gefunden. Wahrscheinlich muss man theologische Chemie studieren, um das zu verstehen.

Um den Fleischkonsum zu verringern (er sinkt derzeit sowieso, aber solche Nebensächlichkeiten interessieren in der Politik nicht) und das geheimnisvolle Zusatz-CO2 zu verringern, fordern Grüne (es ist Herbst, und ich hoffe, dieser Haufen verrottet endlich) und einige SPDler eine CO2-Steuer auf Fleisch. Diese – so eine SPD-Ministerin – würde ja vorzugsweise die Reichen treffen, weil die mehr Fleisch konsumieren und das dann nicht mehr täten.

Das, auch wieder in einen logischen Zusammenhang gebracht, würde aber bedeuten, dass ein Bürger aus dem unteren Drittel Mittags ein Schnitzel isst, während der reiche Boss bei der gleichen Mahlzeit mindestens 60 in sich hineinstopft. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese Bilanz der politischen Logik tatsächlich haltbar ist. Andererseits … wenn man sich Peter Altmeier oder alte Fotos von Helmut Kohl (oder noch ältere von Hermann Meier – äh, Hermann Göring, oder zählt der nicht mehr, weil er zur Schicklgruber-Ära gehört?) anschaut, dann könnte schon was dran sein.