Leute müssen von A nach B, mit Betonung auf MÜSSEN. Später müssen die meisten auch wieder zurück von B nach A. Um das zu bewerkstelligen, können sie die Methoden a, b und c verwenden, oder auch A mit C und B mit D vertauschen, wenn das günstiger sein sollte. Die meisten benutzen a, aber aus irgendwelchen Gründen wäre die Benutzung von b oder c politisch wünschenswert. Zu Abstrakt?
Kurzfassung: die Leute wohnen im Umfeld der Großstadt und müssen täglich zur Arbeit. Dazu können sie das Auto, den ÖPNV oder das Fahrrad verwenden. Die meisten nehmen das Auto, umziehen in die Stadt kommt aus verschiedenen Gründen nicht in Frage, und die Arbeitsstelle zieht auch nicht um. Nun ist das Auto heute iih-ba-pfui, und ÖPNV oder Fahrrad wären politisch gewollter.
Wie bekommt man nun die Leute dazu, von a auf b umzusteigen? Dazu könnte man zunächst einmal darüber nachdenken, ob man die Umstände, die a zum ideologischen Problem machen, nicht vermindern kann. Schließlich können Autofahrer beispielsweise wenig dafür, wenn Baustellenmanagement und Verkehrsführung einfach nur bescheuert sind. Sodann sollte man sich fragen, warum sie a benutzen und nicht b oder c. Fahrradfahren funktioniert beispielsweise nicht bei jedem Wetter und auch nicht über lange Wege, ÖPNV nicht, wenn kein Bus kommt, wenn man ihn braucht, und man lange Fußwege in Kauf nehmen muss. Und ebenfalls wichtig: können b und c das leisten? Wohin mit dem Fahrrad – auch die Stellplätze sind heute schon überlastet und man müsste sich etwas Neues einfallen lassen, und Busse und Bahnen sind zu den Stoßzeiten heute schon voll und könnten die erhofften Massen von Umsteigern gar nicht bewältigen.
Auf den Punkt gebracht: wenn man die Benutzung von b statt a will, muss man die Nutzer von a fragen, wie b gestaltet sein muss, damit b eine interessante Alternative wäre. Beim ÖPNV wären die Antworten vermutlich: 5-10 Minuten-Takt, max. 200 m zur Haltestelle, preiswerter als der Spritfresser. Dann kann man überlegen, wie man vom heutigen Zustand – 30-60 Minuten-Takt, 500 m zur Haltestelle, 1xBusfahren so teuer wie 3x mit dem Auto – zum Zielzustand gelangt. Erfahrungen aus anderen Ländern, wo man so gedacht hat, zeigen: das funktioniert tatsächlich.
Die deutsche Lösung sieht allerdings anders aus. Man beginnt mit einer Unterstellung: die Leute verwenden a nicht deshalb, weil sie müssen, sondern steigen nur aus purer Nickeligkeit nicht auf b um, und in den Stau stellen sie sich gerne, weil das ein Ersatz für soziale Netzwerke darstellt und nicht etwa, weil der Weg mit B noch länger dauert. Die Böswilligkeit der Leute unterstellt sind die Lösungen dann recht einfach.
- a muss deutlich teurer werden, um die fehlende Attraktivität von b auszugleichen. An b wird nichts geändert, denn das ist schon hyperoptimiert. Notfalls denkt man über Verbote von a nach, wobei das von-A-nach-B-MÜSSEN keine Rolle spielt.
- Da b nun mehr leisten muss, muss leider auch b deutlich teurer werden.
Auf den Punkt gebracht: man zockt die Leute ab, ohne wirklich an einer Problemlösung zu arbeiten.