Ein Empörungstsunami, der geeignet ist, die Skyline von Frankfurt unter Wasser zu setzen, rast durch den Medienwald: Die Automobilfirmen haben Versuche an Menschen durchführen lassen!
So weit vom Wortlaut, so korrekt. So weit von der Intention, so verlogen wie immer.
Versuche an Primaten, zu denen der Mensch gehört und unter denen er inzwischen mutmaßlich nicht gerade der intelligenteste ist, lassen sich trotz allen Fortschritts nicht vermeiden. Ein neues Medikament beispielsweise muss nun mal getestet werden, bevor man es in den Handel bringt. Solche Tests werden erst durchgeführt, wenn man sich ziemlich sicher ist, dass nichts passieren kann, und laufen kontrolliert ab, um Schlimmes möglichst zu vermeiden, und die Teilnehmer sind Freiwillige. Die Wirksamkeit wird in der Regel in Doppel-Blind-Versuchen ermittelt, d.h. die Hälfte der Probanden erhält das Mittel, die andere Hälfte nicht, wobei weder der Proband (der 1. Blinde) noch der Behandelnde (der 2. Blinde) weiß, ob er zur Placebo- oder zur Wirkstoffgruppe gehört. Wenn dann bei der Krebstherapie nach 6 Monaten festgestellt wird: ohne Mittel 80% tot, mit Mittel 20% – dann ist das ethisch korrekt. Immerhin hatten die armen Schweine, die zur Placebogruppe gehörten und jetzt tot sind, ja ihre 50:50-Chance.
Solche Versuche werden auch an anderer Stelle durchgeführt, beispielsweise zum MAK-Wert, d.i. die höchste zumutbare dauerhafte Konzentration an Schadstoffen am Arbeitsplatz, ohne das gesundheitliche Schäden auftreten. Die liegt bei NOx, also dem Schadstoff, um den es mal wieder geht, bei ca. 950 μg/m³ . Dieser Wert ist an Menschen unter ärztlicher Kontrolle GEMESSEN worden, also durch einen Versuch an Menschen.
Den Dieselfahrzeugen den Hals brechen soll die maximale Konzentration an NOx im Straßenverkehr, und die liegt bei ca. 50 μg/m³ , also 1/20 des MAK. Gemessen wird meist an Stellen, die besonders nahe am Auspuff liegen und wo Menschen nichts zu suchen haben. Die sind meist sehr viel weiter weg, was ihre Belastung in der Regel nochmals erheblich vermindert. Überhaupt tritt sie nur ein, wenn sie auf genau auf der Straße rumlaufen, auf der die Rushhour stattfindet. Zwar kann sich das wetterbedingt etwas anstauen, aber das ist nun mal so, wenn zu viele Leute auf einem Haufen wohnen. Dieser Grenzwert ist BERECHNET, nicht gemessen.
Um an solche Werte zu gelangen, sammeln die Statistiker Daten: die NOx-Konzentration, das Sterbealter, die Anzahl der Regentage, die Entfernung zum nächsten Aldi, die Anzahl der Nutella-Gläser, die dort gekauft werden, die gefühlte Qualität des örtlichen Bieres und noch eine Reihe anderen Unfugs. Daraus rechnen sie dann heraus, dass alleine in Deutschland 20.000 – 50.000 Menschen vorzeitig alleine durch das Einathmen von Dieselfahrzeugabgasen sterben. Die Suggestion in der Nutella-Werbung, dass man durch Verzehr des Inhalts von soundsoviel Nutella-Gläsern automatisch und unabwendbar Mitglied des Kaders der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft wird, ist deutlich seriöser als diese Zahl.
Nun haben sich die Autofirmen den ganzen Unfug klaglos gefallen lassen, was nicht verwunderlich ist, kann man doch von den oberen Funktionären sagen „er ist Vorstandsvorsitzender und auch sonst von bescheidener Intelligenz“. Irgendeiner aus der unteren Abteilung (komisch, nicht? Immer machen die unteren Abteilungen kriminellen Unfug, ohne die oberen Chefs zu informieren) ist aber wohl auf die Idee gekommen, vielleicht doch mal was zu messen. Also hat man Institute u.a. an der RWTH Aachen beauftragt, doch mal eine Messung durchzuführen. Klar, dass hier anders vorgegangen werden muss als bei einer MAK-Studie, und auch klar, dass das nicht bis zum Tod der Probanden durchgeführt wird. Laborwerte lassen sich aber allemal ermitteln. Zum Beispiel, wie sich Blutwerte beim Aufenthalt in der undurchdringlichen NOx-Suppe der zulässigen Straßenkonzentration verändern. Risiko +- Null. Und das ist nun der verachtenswerte Versuch an Primaten, also an Menschen und sogar an den höherstehenden Menschenaffen. Kaum ein Schmierenblättchen und kaum eine der üblichen Ökoterroristenorganisationen, die sich diese Chance entgehen lassen.
Nun, aus deren Sicht ist das wohl auch notwendig. Es könnte ja passieren, dass der Unfug mit den hochgerechneten Toten auffällt und alleine die Selbstmordrate derjenigen, denen man ihr Dieselfahrzeug wegnimmt, um ein Vielfaches höher liegt. Wo käme man denn hin, wenn sorgfältig zusammenfantasierte, aber ideologisch gut begründete Werte plötzlich durch rein wissenschaftliche Werte ersetzt werden, die alles als groben Unfug entlarven?
Um noch eins drauf zu setzen, macht man sich auch Gedanken, wie man das zukünftig verhindern kann: solche Forschungen werden mit Drittmitteln durchgeführt, d.h. ein Auftraggeber gibt das Thema vor, finanziert das Ganze und hat natürlich auch bestimmte Erwartungen vom Ergebnis. Und der böse Wissenschaftler wird auch das erwartete Ergebnis liefern, selbst wenn es nicht stimmt, denn er möchte ja in der nächsten Runde wieder Geld haben. Das muss man durch strenge Kontrollen der Drittmittelfinanzierung verhindern. Womit man den Bock mal wieder zum Gärtner macht. Denn wer hat wohl diesen Statistik-Unfug in Auftrag gegeben und finanziert?