Putsch in der Türkei – oder in Deutschland ?

Da haben die Türken den 20. Juli doch tatsächlich schon am 15. Juli begangen. Dummerweise nicht so konsequent wie die deutschen Putschisten, aber genauso erfolglos. Und vermutlich mit den gleichen Folgen: irgendwelche Früslürs oder wie die Richter der türkischen Vülksgerüchtshüfe auch heißen mögen, werden unter der Opposition, gleich ob sie am Putsch beteiligt war oder nicht, kräftig aufräumen.

Doch genug zu dem Thema. Darüber zerreißen sich selbst deutsche Qualitätsmedien schon genug das Maul. Werfen wir einen Blick ins Inland: Tausenden demonstrieren in nahezu allen deutschen Großstädten mit türkischen Fahnen und lebensgroßen Erdogankonterfeis. Und keinem fällt etwas auf?

Sollte es aber: genau diese Reaktionen der so genannten Deutschtürken zeigen, dass die so genannte Integration in Deutschland noch sehr viel kläglicher gescheitert ist als der Putsch in der Türkei. Leute, die in eigenen Vierteln leben (und glücklicherweise selten aus diesen herauskommen), nicht Deutsch sprechen, wenn es sich nicht unbedingt vermeiden lässt, ihr eigenes Recht pflegen und auch noch bei Vorgängen in einem völlig anderen Land zeigen, was sie als ihre eigentliche Heimat betrachten, bei Vorgängen wie Terroranschlägen hier aber auffallend zurückhaltend sind, sind hier nicht angekommen und werden es auch nie, es sei denn, wie Erdogan selbst auf Veranstaltungen in Deutschland herumbrüllen durfte, als Soldaten, die eine Großtürkei errichten.

Selbst Integrierte, die bereits sehr lange in Deutschland leben, gestehen in Interviews ein, dass sie anläßlich ähnlicher Putsche in der Vergangenheit in die BRD gekommen und aufgrund der Verfolgungswellen nach den Putschen nicht unbedingt freiweillig hiergeblieben sind. Wobei es sich oft um Integrierte, aber nicht Inkludierte handelt, d.h. sie engagieren sich für Gruppenrechte von Türken, die nicht unbedingt mit deutschen Interessen übereinstimmen (zur Begriffsdefinition von Integration). Vermutlich steht auch jetzt wieder zu erwarten, dass Deutschland um eine ganze Reihe von Leuten reicher ist, wenn der abzusehende Erdogan-Terror abflaut, und diesmal sogar mit schlagenden Argumenten der politischen Verfolgung, wenn sie hier ankommen.

Zeilen wie diese werden mit Sicherheit wieder den Schrei der Hetze auf sich ziehen, weil das einfacher ist, als einmal über die Sache nachzudenken. Integration ist so was wie in den USA: im Notfall kann man alle unter einer Fahne versammeln und alle sprechen zumindest eine Sprache, aber bei passender Gelegenheit fallen die weitgehend immer noch getrennten Gruppen der Weißen, Schwarzen, Latinos und wer sich da noch organisiert übereinander her. Wollen wir solche Zustände? Ich nicht. Und wo steht Deutschland? Das ist noch nicht mal bei der Integration angekommen: explizite Abgrenzung durch Sprache und gesellschaftliche Werte, und eine gemeinsame Fahne, unter der man sich versammeln kann, existiert allenfalls partiell beim Fussball. Es wird Zeit, mit der Selbstbeweihräucherung aufzuhören, um zu retten, was noch zu retten ist.