Geht’s nicht auch ’ne Nummer größer?

Sehen Sie die kleine Person am rechten hinteren Pfeiler des Eiffelturms, die sich in Richtung Empire-State-Building bewegt? OK, durch die Bäume etwas schlecht auszumachen, aber wenn man weiß, worauf man zu achten hat und intensiv sucht …

Das ist Holger K. aus W. bei S., geboren am 15.4.2011, also jetzt … noch nicht ganz so viele Jahre alt. Aus Datenschutzgünden darf ich hier nicht mitteilen, dass er mit seinen Eltern Hans und Gisela K aus S. bei W. wohnhaft Goethestraße 27, 3. Stock links, hier auf eine Urlaubsreise ist. Das wird die Bundesanwaltschaft noch heraus bekommen, wenn sie der Sache nachgeht. Holger K. ist gerade dabei, einen unauffälligen Bindfaden vom Pfeiler des Eiffelturms zum Empire-State-Building zu ziehen und dort an der Fassade zu befestigen. Auf ein Zeichen hin soll dann Tim K. aus W. bei S., sein Bruder, den Eiffelturm mit seinem Bobby-Car rammen und zum umstürzen bringen, der Faden soll dafür sorgen, dass der Turm genau auf das Gebäude fällt und so beide zerstört. Terrorismus vom Allerfeinsten und Raffiniertesten!


Zumindest so surreal wir die Geschichte oben kommt mir diese Geschichte vor:

https://rtde.site/meinung/245708-bundesanwalt-auf-kinderjagd

Da ermittelt die Bundesanwaltschaft (!) gegen einige Jugendliche, die sich im Internet (Nachtigall, ick hör dir trapsen) unter dem Gruppennamen „Letzte Verteidigungswelle“ zu terroristischen Straftaten verabredet haben. Vorgeworfen werden ihnen Taten bzw. geplante Anschläge in Senftenberg, Altdöbern und Schmölln.

Von Senftenberg nach Altdöbern mit dem Fahhrad geht noch, aber nach Schmölln? Die Haupttäter sind 14, 15 und 16 Jahre alt, einer weiterer scheint knapp volljährig zu sein, die anderen sind jünger. Persönlich kennen sich anscheinend nur wenige untereinander, hauptsächlich kennt man sich aus Chatgruppen. Wie es um den Datenschutz und die Taten steht, zeigen folgende Meldungen aus den ÖR-Medien:

  • Ein Brandanschlag auf ein Kulturhaus in Altdöbern (Brandenburg) im Oktober 2024, bei dem ein Sachschaden von 500.000 Euro entstand. Zwei 15-Jährige, Lenny M. und Jerome M., sollen die Tat begangen und gefilmt haben, unterstützt von Ben-Maxim H., der eine Rede für ein Propagandavideo entwarf.
  • Ein versuchter Anschlag auf ein Asylbewerberheim in Schmölln (Thüringen) am 5. Januar 2025, bei dem Claudio S. und Justin W. eine Feuerwerksbatterie in ein Gebäude schossen, um es in Brand zu setzen.
  • Pläne für einen Anschlag auf eine Asylunterkunft in Senftenberg (Brandenburg), bei dem ein 21-Jähriger aus Sachsen Kugelbomben mit hoher Sprengwirkung beschafft haben soll.
  • Die Gruppe soll sich spätestens im April 2024 gegründet haben und organisiert sich hauptsächlich über Chatgruppen in sozialen Medien wie TikTok oder Instagram, mit Unterchats nach Regionen oder „Gauen“. Ihr Ziel ist es, durch Gewalt gegen Migranten und politische Gegner das demokratische System in Deutschland zu destabilisieren und einen nationalsozialistischen Staat zu errichten. Mitglieder müssen Straftaten wie Brandstiftung oder Übergriffe auf Migranten nachweisen, um in die Gruppe aufgenommen zu werden.

Bei Messerstechereien erfährt man weder Ethnie noch Geschlecht des Täters, hier aber gleich wieder halbwegs Klarnamen, die man ggf. auch im örtlichen Telefonbuch zu Komplettadressen ergänzen kann.

Brandstiftung ist natürlich kein Pappenstil, aber ansonsten strotzen die Meldungen mal wieder von Konjunktiven. Anscheinend kannte sich jeweils nur wenige Mtglieder der Chatgruppe persönlich. Und „Mutproben“ mussten wir als Kinder auch bestehen, um in die örtliche „Bande“ aufgenommen zu werden.

Natürlich handelt es sich bei allen um „Rechtsradikale“. Erstaunlich ist aber, dass keine Erwachsenen, die eine entsprechende Ideologie vermitteln können, im Fokus stehen. Die Politik zerstört seit Jahren systematisch das Lebensumfeld der Bürger und gerade für Jugendlich gibt es kaum noch eine Zukunftsaussicht, die sich irgendwie lohnt. Rechtsradikal? Eher sehr verständlicher Zorn und Frust, der dort systematisch von der Politik herangezüchtet wird. Und eine Formulierung muss man sich wirklich mal im rechten Schläfenlappen zergehen lassen:

Ihr Ziel ist es, durch Gewalttaten gegen Migranten und politische Gegner einen Zusammenbruch des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland herbeizuführen.

„Zusammenbruch des demokratischen Systems“? Durch ein paar Jugendliche? Das haben doch schon die Rollatorleute versucht, von denen bisher trotz aller offiziellen Hoffnungen leider erst einer in der U-Haft verstorben ist. Bei den Jugendlichen wird das länger dauern. 15 Jahre – bei Annahme der üblichen Lebenserwartungen wird die U-Haft für die minderjährigen Rechtsterroristen also mindestens bis 2080 dauern, bevor ein Gerichtsverfahren eingeleitet wird. Da schießt die Bundesanwaltschaft mit Panzerhaubitzen nach Zaunkönigen. Das ist kaum weniger surreal als meine Geschichte oben.