Seltene Erden und so

Immer wieder ist von seltenen Erden und der Ukraine die Rede. Die heißen aber nicht selten, weil sie kaum irgendwo vorkommen. Der Name rührt daher, dass ihr Anteil an der Gesamtmege relativ gering ist. Je nachdem, worum es sind handelt, nur wenige Prozent, manche auch deutlich unter 1%.

Wenn man sie fördern will, kann man sich das am Besten an den Löchern in der Kölner Bucht klar machen:

Im Grund sie die im Verhältnis noch klein, weil man in den dicht besiedelten Gebieten gewisse Rücksichten nehmen muss. Der Unterschied: bei den Braunkohlegruben muss man 200 m Erde weggkratzen und hat dann den reinen Rohstoff vor sich, bei seltenen Erden muss man die 200 m Erde gewissermaßen durchsieben, um das Produkt zu erhalten.

In Deutschland gibt es in einigen Gegenden auch Vorkommen, die sich theoretisch ausbeuten ließen. Allerdings nicht unbedingt konkurrenzfähig aufgrund

  1. des vergleichsweise geringen Gehaltes gegenüber anderen Vorkommen,
  2. der ungleich höheren allgemeinen Kosten wegen der politischen Verblödung und
  3. der Unmöglichkeit, so etwas in dicht besiedelten Gebieten, die auch der Erholung dienen, durchsetzen zu können.

In der Ukraine ist das aufgrund der Flächen weniger ein Problem, in China und Russland auch nicht und auch die USA denken jetzt darüber nach, ihre eigenen Lagerstätten zu erschließen, worauf sie aus Kostengründen (auch die USA sind mit ihren Nebenkosten relativ teuer) verzichtet haben.

Also wie geht’s weiter:

  1. Man gräbt ein großes Loch, sofern es sich um relativ lockere Erde handelt. Liegt das ganze in einem Gesteinsmassiv, hat man verloren, es sei denn, es handelt sich um Gold (das einen hohen Wert hat) oder um andere Erze, bei deren Förderung die Bestandteile mit seltenen Erden als Abfall anfallen.
  2. Das Zeug fährt man dann mit riesigen LKW zur Zwischenverarbeitung, die in der Nähe der Gruben ist und ebenfalls einiges an Platz beansprucht. Hier wird zerkleinert, gewaschen (-> siehe Kohlewäsche), zum Teil auch mit Chemikalien behandelt. Letztlich müssen dazu gewisse Voraussetzungen vorhanden sein (z.B. Wasser) und es ist im Grunde eine ziemliche Sauerei. Das ist aber notwendig, um die Erden so weit konzentieren, dass sich der Abtransport lohnt.
  3. Was übrig bleibt, transportiert man wie alle anderen Erze auch zur Raffinierung, also zum Erzeugen des Reinprodukts. Die Eisen- und Stahlherstellung mit ihren Hochöfen und Blasöfen ist so eine Raffinierung. Für die seltenen Erden gibt es natürlich andere Verarbeitungsschritte. Erst dann hat man die gewünschten Reinprodukte.

Und jetzt kommt der eigentliche Knackpunkt: der letzte Schritt findet fast ausschließlich in China statt. 1. und 2. nützen gar nichts, wenn man keinen hat, der das Zeug aufarbeitet. Und da kommt ein weiterer Punkt der absoluten politischen verblödung hinzu: wenn man die Chinesen verärgert, sagen die „machen wir für euch nicht mehr“, wie unlängst gegenüber den USA geschehen. Natürlich kann man eigene Verarbeitungskapazitäten aufbauen: in Russland würde (vermutlich) das ein paar Jahre dauern, in den USA nach Schätzungen der Fachleute ein paar Jahrzehnte, in Europa und insbesondere Deutschland nach eigener Erfahrung ein paar Jahrhunderte. Und so lange gibt’s dann keine Handys, Rechner oder sonstigen elektronischen Schnickschnack mehr.

Warum China? Die meisten Technologien, in denen das Zeug benötigt wird, stammen aus den USA. Die haben, als es losging, zwei Sachen erkannt:

  1. Den Dreck wollen wir eigentlich bei uns nicht (inzwischen denken sie anders, siehe Fracking).
  2. In China kostet die Aufbereitung nur einen Bruchteil und bietet mehr Profit.

Also hat insbesondere die US-Industrie über Jahrzehnte hinweg alles nach China verlagert, was es den Chinesen aber auch erlaubte, gewissermaßen erwachsen zu werden, die Anlagen zu übernehmen oder eigene zu bauen und an der Sache Geld zu verdienen, allerdings nicht so viel, dass anderswo Verarbeitungskapazitäten aufgebaut wurden. D.h. der Westen hat selbst für die Vormachtstellung Chinas gesorgt und erntet jetzt nur, was er gesäht hat.

Nun muss man sagen, weder China noch Russland nutzen ihre Positionen für Erpressung, wie es die USA machen. Beide Nationen setzen eher auf freien Handel, um den Lebensstandard ihrer Bevölkerung zu heben. Mit Erfolg, muss man sagen. Im Erpresserland USA geht es dagegen immer weiter bergab, was den Wohlstand der Bevölkerung betrifft. Über Europa brauchen wir gar nicht erst zu reden. Aber wo geht die Reise hin? Ein designierter Außenminister Wadephul skandiert in typischer 1914-Manier

„Russland wird immer ein Feind von uns bleiben.“

der DGB-Chef jubelt ausgerechnet auf einer 1.Mai-Feier, wenn die Bevölkerung wieder zum Krieg scharf gemacht wird und „Arbeiter auf Arbeiter“ schießen sollen. Andere machen Front gegen China, das man in seine Schranken weisen muss. Wer noch halbwegs bei Sinnen ist, kann nur noch den Kopf schütteln. Die Russen sehen das inzwischen anscheinend fatalistisch:

Trotz der aggressiven Rhetorik sieht man in Russland in Wadephul dennoch eine Verbesserung gegenüber Baerbock. Er habe immerhin Umgangsformen, heißt es. In Moskau wertet man es schon als einen Beitrag zur Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen, wenn der deutsche Außenminister in der Lage ist, mit Messer und Gabel zu essen. Auf diesem Niveau ist das politische Berlin angelangt.

https://rtde.site/meinung/243801-angst-deutschlands-vor-frieden/

Ob sich der Abbau seltener Erden in Deutschland irgendwann lohnt? Immerhin liegen die Konzentrationen mancher Stoffe im Bereich 0,5%. Was sich definitiv nicht lohnt, ist das Schürfen nach politischer Intelligenz: die liegt im einstellen ppm-Bereich, das sind ca. 2 Zehnerpotenzen Unterschied.