Die Wissenschaft und ihr Ende

Gestern wurde der Unterschied zwischen einer Meinung und einer Ideologie diskutiert. Mit Hilfe des Begriffs Meinung lässt sich der Begriff Wissenschaft definieren.

Wissenschaft ist ein Prozess, ein Meinungsspektrum zu verengen.¹⁾ Dies wird erreicht durch

  • eine kritische Sichtung der Projektion, ob auch alle Fakten berücksichtigt worden sind (oder es einen Grund gibt, sie nicht zu berücksichtigen),
  • eine kritische Sichtung der realen Fakten, um korrekte Fakten zur Verfügung zu haben (Beseitigung von Messfehlern, aber auch Beseitigung von Verständnisfehlern),
  • die Überführung virtueller Fakten in korrekte reale Fakten sowie
  • die Ergänzung der virtuellen Menge um weitere virtuelle Fakten (Ideen, Hypothesen), die für die Projektion sinnvoll sind.

Wissenschaftler kann in diesem Sinn jeder sein, der bereit ist, sich mit einer Sache zu beschäftigen und seinen Horizont zu erweitern. Der Begriff ist nicht daran gebunden, dass man irgendetwas studiert haben muss. Aber seien wir ehrlich: die meisten Zeitgenossen sind in diesem Sinn keine Wissenschaftler, sondern überaus stupide Ideologen, deren Ideologie sich auf „ARD und ZDF haben Recht“ beschränkt. Intellektuell beschränkter geht es kaum noch, aber es ist eben so.

Nach einer Zeit vom frühen 19. bis zum späten 20. Jahrhundert, in der Wissenschaft tatsächlich eine Wert hatte, ist sie inzwischen mehr oder weniger verschwunden. Das liegt teilweise an der institutionellen Entwicklung. Forschung und damit Wissenschaft ist auf Geld angewiesen. Letztlich muss auch ein Theoretiker irgendwie ernährt werden. Wie man an das Geld kommt, hat sich stark gewandelt:

  • Stand ein geeigneter Student zur Verfügung, rief der Ordinarius einer Universität seinen Duzfreund im Vorstand von Bayer mit den Worten „du, ich habe das einen …“ an, der schaute nach, ob das Thema für Bayer brauchbar war, und schon gab es Geld.
  • Später wurde die Förderung Bürokraten unterstellt, bei denen man sich einschleimen musste: bestimmte Formen, eher hinderlich für eine ehrliche Forschungsbeschreibung, mussten gewahrt bleiben und die Themen mussten mit bestimmten Begriffen gepaart werden, auch wenn das nicht passte. Dann gab es Geld. Zum Schluss gab es einen Bericht, in den aber niemand reinschaute (besonders der Bürokrat nicht, weil er weder Ahnung hatte noch ihn das interessierte). Wesentlich war, was in der wissenschaftlichen Zeitschrift stand, aber bürokratisch war die Forschung nun mit bestimmten Begriffen verknüpft, auch wenn die Veröffentlichung diese Verknüpfung widerlegte.
  • Heute haben Politiker den bürokratischen Prozess gekapert und verknüpfen die Forschung nicht nur mit einem Thema, sondern geben auch vor, wie das Ergebnis auszusehen hat (anscheinend kam ja im vorherigen bürokratischen Prozess auch immer das heraus, was vorne reingesteckt wurde). Geld gib es, wenn das auch geliefert wird, nun auch in der wissenschaftlichen Veröffentlichung.

Wir haben als „anerkannte Wissenschaftler“, die gefördert werden, und andere, die nicht gefördert werden, aber ein anderes Bild der Realität abliefern. Und da sind wir am Ende der Wissenschaft angekommen:

  • Die einen bekommen Geld, müssen aber die Ideologie bestätigen, was echte Forschung zumindest sehr schwer macht.
  • Die anderen bekommen kein Geld, was Forschung und Wissenschaft im Sinn von „Wissen schaffen“ ebenfalls kaum noch möglich macht.
  • Die breite blöde Masse ist durch sich widersprechende Aussagen verwirrt und hält sich an „ARD und ZDF haben Recht“, also die Ideologie.
  • In das Vakuum hinein stoßen „Verschwörungstheoretiker“, die weitere, den bereits vorhandenen ebenfalls widersprechende Ansichten liefern und meist dadurch auffallen, dass sie nicht nur eine begrenzte Faktenmenge verwenden, sondern diese obendrein nicht korrekt sind. Die breite blöde Masse interessiert’s nicht und ein Großteil rennt auch hier mit.

¹⁾ Dies ist eine sehr offene Definition, die problemlos auch die so genannten Geschwätzwissenschaften einschließt