Israel: Mythos und Realität

Gott hat dem Volk der Juden das Land Israel versprochen und zugewiesen. Das Volk der Juden wurde gewaltsam aus dem von Gott verliehenen Land vertrieben und hat daher jedes Recht, es wieder in Besitz zu nehmen – so lautet vereinfacht das Credo, mit dem zur Zeit jedes Verbrechen der israelischen Regierung gegen die Menschlichkeit als gerechtfertigt begründet wird.

Man beruft sich im Wesentlichen darauf, was für Christen im „Alten Testament“ der Bibel steht. Man kann nun glauben, ob da wirklich etwas Göttliches am Werk war oder nicht (wobei Letzteres, also Unglauben, in Schland inzwischen gefährlich wird), aber zumindest sollte man erwarten können, dass die Prüfung des Credos, das den israelischen Staatsgründungsmythos darstellt, nicht auf eklatante Widersprüche stößt. Will man dem etwas auf den Grund gehen, muss man sich im wesentlichen mit 4 Sachen beschäftigen:

  1. Den kanonischen Büchern der Religion, auf die man sich beruft.
  2. Auf archäologische Befunde, mit denen man die Darstellungen in den kanonischen Büchern vergleichen kann.
  3. Mit Berichten benachbarter Kulturen zu den gleichen Vorgängen.
  4. Mit den technisch-wirtschaftlich-soziologischen Gegebenheiten der beschriebenen Zeiten, anhand derer man prüfen kann, ob solche Vorgänge überhaupt möglich sind.

Beginnen wir mit 1. Bei religiösen Texten und daraus abgeleiteten Geboten und Gebräuchen ist nur in Ausnahmefällen bekannt, wer sie wann und mit welcher Absicht erfasst hat. Das führt zu inneren Widersprüchen, die selbst bei oberflächlichem Nachdenken auffallen und vorsichtig machen sollten. Selbst ansonsten sehr kritische Menschen sind aber in Bezug auf religiöse Texte oft auf beiden Augen völlig blind. Es wäre amüsant, dem mit dem einen oder anderen Beispiel nachzugehen, aber wir beschränken uns auf das Thema der Überschrift.

Das Versprechen des Landes als Eigentum der Juden wird aus Moses zurückgeführt, der in einem in vielen cineastischen Monumentalschinken breit getretenen Action-Drama die Juden aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit hat. Hier stößt man schnell auf Probleme: die ägyptische offizielle Chronik, die selbst das Patt der Schlacht von Kadesh mit den Hethitern in eine totalen Sieg von Ramses umgedeutet und auch sonst über jeden Furz im Pharaonenreich berichtet hat, weiß ausgerechnet davon absolut nichts, ebenso wie die Quellen anderer Völker, die betroffen gewesen sein müssen, fallen Horden mit der Behauptung „das gehört alles uns“ über sie her. Hinzu kommt, dass es aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Möglichkeiten völlig unmöglich war, eine derartige Menschenmenge, wie es behauptet wird, über lange Zeit unentdeckt „durch die Wüste“ zu führen. Aus ägyptischer Sicht war Moses wohl eher ein Furz, der nicht stinkt und deshalb im Bericht fehlt und der Rest sieht eher nach „Ali Baba und die 40 Räuber“ als nach einem „Moses und ein ganzes Volk 40 Jahre in der Wüste“ aus. Hat Gott einer mutmaßlich kleinen Räuberbande gleich ein ganzes Land versprochen?

Wie dem auch sei, irgendwie hatte das Unternehmen Erfolg, bis es die Babylonier verärgerte, die das großartige und monumentale Reich Salomons und seiner Nachfolger samt seiner Prachtbauten in Schutt und Asche legte und die Einwohner zwangsweise entführte. Da tun sich gleich die nächsten Probleme auf: zunächst einmal gibt es auch hier keine archäologische Befunde für das, was über das salomonische Reich behauptet wird. Die vorhergehenden Perioden haben im Boden ihre Spuren hinterlassen, die nachfolgende auch, aber sind die Geschichten über die Großartigkeit des 1. Tempels und sonstigen Prachtbauten ein Fake? Und nach der babylonischen Aktion war das Land weiterhin bewohnt und wurde bebaut. Wie geht das, wenn das komplette Volk entführt wurde? Schließlich gab es beim damaligen Stand der Landwirtschaft eine enge Korrelation zwischen Bevölkerungsdichte und Landbestellung und auch die verkehrstechnischen Möglichkeiten, mal eben ein Volk gegen ein anderes auszutauschen, fehlten den Babyloniern. Schaut man sich deren Vorgehensweise an, sieht es so aus, dass sie einen Teil der städtischen Bevölkerung mitnahmen, um weiterem Ärger den intellektuellen Kopf abzuschlagen, ansonsten aber alles beim Alten ließen. Die 1. Vertreibung hat folglich nicht statt gefunden und die Städte entwickelten sich neu.

Nicht viel anders verhielt es sich mit der „2. Vertreibung“ durch die Römer, die die Aufständischen kurzerhand über die Klinge springen ließen, aber ansonsten alles beim Alten beließen. Nur so ist erklärbar, dass die „Vertriebenen“ 50 Jahre nach dem „jüdischen Krieg (66-74)“ bereits wieder den Bar-Kochba-Aufstand inszenieren konnten. Also 1. Vertreibung nichts, 2. Vertreibung offenbar auch nichts. Und nun?

Die Zusammenhänge waren auch den offiziellen zionistischen Historikern klar, weshalb sie eine 3., diesmal endgültige Vertreibung erfanden: die Muslime sind um 700 in Wellen über das Land hergefallen und haben die Juden vertrieben. Obwohl sich das hartnäckig hält, ist das wieder nichts: mobile Beduinen gehen nicht mal eben so zur bäuerlichen Lebensweise über und auch sprachlich lässt sich eine Ablösung der Landessprachen durch das Arabische nicht nachweisen. Die (jüdischen) Bauern blieben – bis heute.

Aber die Juden wurden doch über die Welt zerstreut! Überall gab es jüdische Gemeinden. Woher sollen die denn gekommen sein, wenn nicht durch Vertreibung? Dazu muss man im Charakter einer montheistischen Religion suchen. Die ist nämlich nicht tolerant wie Religionen mit vielen Göttern, bei denen es auf einen mehr oder weniger nicht ankommt. Monotheisten müssen ihren Gott als einzigen noch existierenden durchsetzen und neigen dadurch zur Missionierung. Das Judentum machte da keine Ausnahme, wie ein Blick in die kanonischen Bücher zeigt. Jüdische Gemeinden entstanden in großer Zahl in hellenistischer und römischer Zeit überall und das Judentum verbreitete sich. Also nichts mit Vertreibung, sondern Missionierung.

Dem kam dann zunächst das Christentum in die Quere, gewissermaßen eine Art „Judentum light“. Die Konversion war deutlich simpler (eine Beschneidung, vom Judentum selbst bei Erwachsenen gefordert, war nicht notwendig) und das Regelwerk war erheblich einfacher. Konkurrenz belebt das Geschäft und nach dem Höhepunkt nahm die Zahl der Juden wieder ab. Hinzu kam, dass die römischen Kaiser erkannten, dass die Manipulation der Masse im Christentum wesentlich einfacher ist, und sie warfen den Juden den einen oder anderen Stein zwischen die Füße. Die Zahl der Gemeinden schwand weiter und gleichzeitig isolierte sich das Judentum mehr von den anderen Religionen, um noch „auserwählter“ zu erscheinen, als es schon behauptete. Ein psychologischer Trick.

Der Islam, gewissermaßen ein „Christentum light“ mit noch einfacherer Konversion und noch einfacheren Regeln, reduzierte die Zahl der jüdischen Gemeinden weiter: Moslems mussten keine Steuer zahlen, was viele zum Konvertieren brachte (insbesondere in Judäa, wo immer noch die Originaljuden saßen), bis den Kalifen auffiel, dass auch die Steuereinnahmen einbrachen und sie die Regeln änderten. Der daraus resultierende Endeffekt:

  • Die „Originaljuden“ im Abstammungsgebiet waren bis auf Reste nun Moslems. Ethnisch hatte sich nichts geändert, aber aus religiöser Sicht waren die Juden „vertrieben“.
  • Die konvertierten in anderen Teilen des Reichs (also keine Vertriebenen, weil es die nie gab) waren ebenfalls bis auf Reste infolge der besser aufgestellten Konkurrenz geschrumpft.

Womit das Bild der „vertriebenen und in alle Welt verstreuten Juden“ in sich schlüssig war, nur dass es überhaupt nichts mit den behaupteten Gründen zu tun hatte. Nach fast 2000 Jahren und noch deutlich vor dem NS-Staat kam es dann zur zionistischen Bewegung, um „das versprochene Land“ wieder zu erobern. Auch das alles wieder religiös verbrämt, weil das „Volk der Juden“ für alle Sünden gebüßt und sich damit wieder ein Recht auf das versprochene Land erworben hat. Nur mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass es sich aufgrund der historischen Abläufe eher um die Reste einer „Religionsgemeinschaft der Juden“ handelt, was man aber deren Mitgliedern kaum vermitteln kann. Kein Christ wird behaupten, mit anderen Christen zum Volk der Christen zu gehören, was ebenso für Muslime gilt, aber beim Judentum stößt man dabei auch ideologisch gut begründete Widerstände. Und so kommt es derzeit zu der paradoxen Situation, dass sich ein Staat Israel sengend und mordend alle Mühe gibt, die Reste der ethnisch den ursprünglichen Juden am nächsten stehenden Bevölkerung zu beseitigen, um Platz für das Volk der Juden zu machen.