Über Kohle und E-Autos

Kohle – ältere Ureinwohner werden sich vielleicht noch erinnern – war ja einmal einer der Treiber der deutschen Wirtschaft: preiswerter Rohstoff aus eigenen Quellen für die Energiegewinnung und die Schwerindustrie. Man kann sie auf zwei Arten gewinnen und nutzen:

  1. Durch Förderung in der Menge, in der sie unmittelbar gebraucht wird. Das geschah und geschieht heute noch mit der Braunkohle: die wird in dem Umfang in den Gruben gefördert, wie sie in den benachbarten Kraftwerken verfeuert wird.
  2. Durch Förderung größerer Mengen, die bis zur Verwendung „auf Halde“ gelegt, d.h. zwischengelagert werden. Das konnten ganz erkleckliche Haldenberge werden, wie sich einige vielleicht noch erinnern, wenn sie ans Kreuz Oberhausen der A2 in grauer Vorzeit denken.

E-Autos sind zwar alles andere als ein Treiber der deutschen Wirtschaft – im Gegenteil sind sie wohl eher ein Treiber in den Abgrund – aber sie sind bezüglich der Gewinnung und Nutzung durchaus mit der Kohle vergleichbar:

  1. Man produziert sie in der Menge, wie sie vom Kunden bestellt werden, d.h. im Prinzip ist jedes Fahrzeug bereits bei der Produktion verkauft. Das macht Tesla so, weshalb Musk mit seinem Unternehmen trotz aller Umstände nach wie vor Gewinn macht.
  2. Man produziert sie in größeren Mengen „auf Halde“, da ja irgendwann auch mal Kunden kommen müssen (oder eben nicht). Das macht VW so und da die Kunden wegbleiben, wachsen die Halden und VW steht kurz davor, den „General Motors“ Deutschlands zu geben: vom Flaggschiff in die Insolvenz.¹⁾

Mit der (Stein)Kohle war es ja so, dass abzusehen war, dass sie irgendwann zu Ende ist.²⁾ Also hat man irgendwann Kernkraftwerke gebaut, um von Kohlestrom weg zu kommen. Bei den Kernkraftwerken war es ja so, dass abzusehen war, dass sie nie in Brennstoffprobleme geraten, also hat man irgendwann angefangen, sie durch Windkraftanlagen u.ä. zu ersetzen, die aber den Strom nicht liefern können. Weshalb man jetzt keinen Strom hat.³⁾

Mit den Verbrennermotoren war es ja so, dass abzusehen war, dass sie noch längst nicht ausgereizt sind und langfristig die Zukunft bedeuten. Also hat man irgendwann angefangen, die Verbrennermotoren zu verbieten und auf E-Batterie-Autos zu setzen. Bei den E-Batterie-Autis war es ja so, dass abzusehen war, dass sie weder die notwendigen Fahrleistungen erbringen noch mit genügend Strom zu versorgen sind, also hat man angefangen, sie durch Wasserstofftechnologie zu ersetzen, von der man jetzt schon weiß, dass sie nie existieren wird. Weshalb man in absehbarer Zeit keine Reisemöglichkeit mehr hat.

Auch hier sind die Entwicklungslinien von Kohle und Autos irgendwie vergleichbar, oder?

Noch zwei Sachen eint die beiden Kategorien: Kohle neigt bei Lagerung in sehr großen Halden aus verschiedenen Gründen zur Selbstentzündung. Einmal in Brand geraten sind solche Halden im Prinzip nicht mehr zu löschen. Ältere Ruhrgebietseinwohner werden solche Beispiele noch kennen.⁴⁾

E-Auto neigen bei Lagerung in Halden ebenfalls zur Selbstentzündung, wobei gilt: 1 Auto = Halde, d.h. die E-Autos sind da gegenüber der Kohle deutlich im Vorteil. Wie bei der Kohlenhalde gilt auch für E-Autos: einmal in Brand geraten ist da nichts mehr zu löschen.

Spitzenreiter bei den brennenden E-Auto-Halden sind übrigens Busse, also größere Ansammlungen Batterieschrotts. Die halten im Gegensatz zu ihren Dieselbrüdern allenfalls 1/3 Schicht durch und müssen dann nachgeladen werden, was entsprechende Schnellladetechnologien erfordert. Gerade das ist aber mit einem erhöhten Risiko der Selbstentzündung verbunden, weshalb in Deutschland schon mal ein komplettes Busdepot abfackelt oder in Frankreich Busse an Haltestellen mitten in Paris. Von durch Selbstentzündung abfackelnden Kohle-LKW hat man allerdings noch nichts gehört, d.h. endlich mal ein Unterschied.

Inzwischen ist beim Transport von E-Autos bereits das zweite Schiff mit VW-Produkten in Brand geraten. Auch dies ein deutlicher Gegensatz zu Kohletransportern. Was vermutlich in absehbarer Zeit die Haldenbildung erschwert, weil sich die Versicherungen irgendwann weigern werden, solche Transporte noch zu versichern, d.h. man kann die Halde nicht unauffällig in andere Länder verschiffen bzw. dort E-Autos zum Verkauf hin liefern.

Kohle wird traditionell schon wegen des Gewichts im Keller gelagert. Zwar könnte man bei Kinderlosigkeit auch 2 to Kohle im 6. Stock im Kinderzimmer lagern, müsste sie aber vermutlich trotzdem von unten holen, weil die Decken das nicht aushalten und die Kinderzimmersuite in einen Fahrstuhlschacht verwandelt haben.

Autos kann man zwar in Häusern lagern, aber für E-Autos gilt ebenfalls: man kann sie nur im Keller lagern. E-Autos kosten nicht nur das Doppelte eines Verbrenners, sie wiegen auch das Doppelte, worauf aber die wenigsten Parkhäuser ausgelegt sind. Die Betreiber müssen daher die oberen Decks für E-Autos sperren, angesichts der Disziplin von Autofahrern eine nicht ganz leichte Aufgabe. Verschiedene Betreiber sperren angesichts der Selbstentzündungstendenz, die bei einem Ausbruch in unteren Stockwerken durchaus Kaminwirkung auf die oberen auswirkt, bereits jetzt ihre Häuser komplett für E-Autos.

Kohle kann man verbrennen, damit es im Winter schön warm in der Wohnung ist. Kohle kann man aber auch verbrennen, indem man sich ein E-Auto kauft, so dass im Winter dann nicht mehr genügend Kohle zum Heizen da ist. Mit einem E-Auto kann man die Wohnung nicht heizen (ein SUV passt nicht in den Kaminofen), aber man kann sich draußen daran erwärmen, wenn es abfackelt. Dummerweise passiert das nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer, wenn man das gar nicht braucht. Irgendwie hat Kohle eine ganze Menge Vorteile gegenüber E-Autos.


¹⁾ Das gleiche Problem haben inzwischen die Chinesen, bei denen nicht nur die E-Autos große Halden bilden, sondern auch die Insolvenzanträge chinesischer Unternehmen, die schon vor VW pleite gehen. Die Halden in China sind auch ein Grund dafür, dass VW in Fernost ebenfalls kein Geschäft mit den Stromern machen kann. Außer VW kann man natürlich auch andere Konzerne in den Topf werfen, da sich lediglich BMW in Sachen Stromer mit der angemessenen Vorsicht bewegt.

²⁾ Das stimmt zwar so nicht, denn es ist immer noch genügend gibt, aber der Abbau ist derzeit nicht lohnend. Braunkohle hingegen gibt es noch bis ins nächste Jahrhundert.

³⁾ Vorläufig müssen daher wieder Kohle und Gas einspringen, vorzugsweise auch im Ausland, was z.B. Polen auf die Barrikaden gegen die EU treibt: polnische Kohlekraftwerke müssen D mitversorgen, sollen aber demnächst hohe CO2-Abgaben an die EU leisten.

⁴⁾ Was spinnerte Politiker nicht daran hindert, noch größere Halden in Hamburg zu planen. Das ist derzeit aber selbst den Ingenieuren der beteiligten Unternehmen samt ihren Vorständen bereits im Vorfeld zu heiß. Ob sich das bei der Politik durchsetzt oder die kurzerhand ein Gesetz verabschiedet, das Kohlehalden verbietet, zu brennen, bleibt abzuwarten.