Während der Zeit der kalten Krieges und auch eine Weile danach war es in den totalitären Staaten üblich, die internationale Kommunikation der Bürger zu sperren, damit sie nicht auf Desinformationen hineinfallen. Das hatte in den westlichen Staaten dazu geführt, eine ganze Reihe von Werkzeugen zu entwickeln, die Sperren zu umgehen. Letztlich erfolgreich.
Heute ist geplant bzw. schon aktiv, in den westlichen Staaten die internationale Kommunikation der Bürger zu sperren, damit sie nicht auf Desinformationen hineinfallen. Bislang beschränkt sich die Sperre auf die Name-Server, die bestimmte ULRs nicht mehr auflösen. Das ist, außer bei Handys, durch andere DNS-Server (z.B. 1.1.1.1 oder 8.8.8.8) relativ leicht zu umgehen. Nun soll aber anscheinend auf IP-Basis gesperrt werden. Das lässt sich allerdings ebenfalls mit VPN-Servern umgehen. Die meisten sind allerdings nicht kostenlos und ebenfalls problematisch bei Mobilgeräten. Kostenlos ist allerdings TOR.
Auf der Abschussliste steht mutmaßlich auch telegram. Deshalb hier ein paar Tips.
Mit dem TOR-Browser (für PC oder Handy) lässt sich auch bei einer Sperre eine Verbindung zur telegram-Webseite aufbauen. Von dort kann man die Original-Apps für PC und Handy laden.
In der PC-App kann man unter Einstellungen -> Erweitert -> Verbindungsart VPN-Server (Proxy) hinzufügen und aktivieren. Die Verbindung erfolgt dann über den Proxy und die Zensur läuft ins Leere. Mit ein wenig herumprobieren sind auch TORsocks nutzbar.
Im Handy die App ORBOT hinzufügen. ORBOT ist ein Proxy für andere Handy-Apps. Sobald konfiguriert, wird über das TOR-Netzwerk auch hier eine Zensursperre umgangen.
Letztlich kann man die totalitären Zensurmaßnahmen der freiheitlich-demokratischen EU-Staaten mit genau den Mitteln umgehen, die sie früher für die Zensurumgehung in anderen Staaten aufgebaut haben. Irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit. Man muss allerdings ein wenig hoffen, dass die bisherigen Nutzer bei einer Sperre aus der Lethargie erwachen und sich um eine passende Konfiguration ihrer Geräte kümmern.
Anekdote am Rande: Das Verschlüsselungsprogramm PGP fiel in der Anfangsphase unter ein Exportverbot des US-Senats. Der hatte verboten, das Programm in elektronischer Form (Internet, CD, Datenträger) auszuführen. Also besorgten sich findige Leute einen großen Karton und einen Stapel Papier, druckten den Quellcode einfach aus und sandten alles an ihre Kumpel in Großbritannien. Die hatten sich inzwischen einen Scanner und ein OCR-Programm besorgt und scanten den gedruckten Code einfach wieder ein und ließen ihn über einen Compiler laufen. Auf diese Weise wurde ein verbotener Export auf völlig legale Weise umgangen.