Neue Physik bei ntv

Es ist wirklich zum Piepen, was Redakteure in den Medien berichten. So zum Beispiel diese Nachricht:

https://www.n-tv.de/wissen/Bewegungslose-Turbine-kann-Haeuser-mit-Strom-versorgen-article23666600.html

An und für sich ist die Idee hinter der Technik gar nicht so schlecht. Ein relativ kleines Gerät, das wesentlich unauffälliger ist als die Windmühlen, die heute in der Gegend herumstehen, aber natürlich auch nur einen Bruchteil der Leistung hat. Den Namen des Redakteurs sollte man sich aber wegen solcher Sprüche merken:

In Texas wurde eine Box entwickelt, die den Wind einfängt, ihn verstärkt und dann im inneren Strom erzeugt. Ohne Lärm und ohne Verschandelung der Landschaft. Eine Box hat eine Leistung von 5000 Watt und liefert Strom auch in der Nacht und in der dunklen Jahreszeit.

„Das patentierte, bewegungslose Windenergiesystem von Aeromine Technologies erzeugt bis zu 50 Prozent mehr Energie zu den gleichen Kosten wie eine Solaranlage auf dem Dach“, so das Unternehmen.

Vermutlich wird ihm in einem der nächsten Jahre der Physik-Nobelpreis verliehen. Man stelle sich nur mal die Innovation vor, die hier beschrieben wird:

  • Der Wind wird eingefangen und verstärkt! Der Wind wird eingefangen und verstärkt! Das muss man wirklich 2x auf sich wirken lassen.
  • Die Anlage liefert Strom auch in der Nacht und in der dunklen Jahreszeit, wenn die Sonne nicht scheint. Unglaublich! ntv hat herausbekommen, dass der Wind auch im Dunklen weht.

Was kommt als nächstes? Ein langer Bericht über die neuen Heftpflaster, die ebenfalls im dunklen kleben?

Dass so eine Anlage 50% mehr kWh liefert als eine gleichstarke Photovoltaik-Anlage ist unter der Voraussetzung trivial, dass der Wind konstant 24h weht, die Sonne aber im Mittel nur 12h scheint. Weht kein Wind, ist die Photovoltaik im Vorteil, gibt es viele Wolken, die Windkraftanlage, gibt es eine Dunkelflaute, geben beide nichts ab.

Grundsätzlich kann auch diese Technik nur die Energie vom Wind einfangen, die der mit sich trägt, wenn er auf den Trichter trifft, der zur Turbine führt. Durch strömungstechnische Optimierungen kann man die Windgeschwindigkeit in der Turbine erhöhen, aber zu Lasten des Druckes. Die Turbine hat dann konstruktionsbedingt vielleicht einen größeren Wirkungsgrad, aber verstärken, wie die Worte suggerieren, kann man nichts. Auch diese Technik wird in Summe kaum eine andere Ausbeute liefern wie die großen Anlagen und das sind im Jahresmittel kaum 20% der Nennleistung*Zeit.