Italien ist mit ca. 9.200 Opfern auf dem Covid19-Konto ja gewissermaßen derzeit amtierender Weltmeister. Hier einmal ein paar Relationen, um diese Zahl einschätzen zu können.
Die Influenza B vor 2 Jahren brachte es, wenn man von den Zahlen aus Deutschland auf Italien umrechnet (80 Mio Einwohner : 60 Mio), auf ca.18.750 Opfern nach der Primärzählung. Bei der Primärzählung werden alle Todesfälle, bei denen die Opfer infiziert waren, auf das Konto der Infektion geschrieben.
Nach Ende einer solchen Epidemiephase analysieren die Epidemiologen die Zahlen genauer, wer denn nun wirklich am Erreger gestorben ist oder wo andere Ursachen hauptverantwortlich waren. Von den 18.750 Opfern blieben nach der Analyse 1.305 übrig, d.h. von 15 primär gezählten Opfern kann nur eines wirklich auf das Konto des Erregers geschrieben werden. Bei Covid19 ist das mutmaßlich nicht viel anders.
Epidemien in dem Ausmaß 2017/18 treten im Schnitt alle 10 Jahre auf. Deutschland wurde in früheren Jahren auch schon heftiger gebeutelt als mit den 25.000 Primäropfern 2017/18. Allerdings wird häufig über Zahlen gestritten, wenn zwischen Primärzählung und bereinigter Zählung nicht differenziert wird. Der Grund für diese Ausschläge sind meist Fehlanalysen der Epidemiologen, für die sie allerdings keine Verantwortung tragen. Viren mutieren fleißig und in der derzeitigen Saison müssen die Epidemiologen einschätzen, welche Stämme in der nächsten Saison gefährlich werden können. Für diese werden dann Impfstoffe produziert. In den meisten Fällen liegen sie richtig und die Epidemien lassen sich eindämmen. Da alles auf Wahrscheinlichkeit beruht, können sie aber auch die Gefährlichkeit eines Stammes falsch einschätzen oder, wie bei Covid19, diesen gar nicht auf dem Schirm haben, weil die Mutation erst nach dem Beginn der Produktion des Impfstoffs eintritt.
In den Industriestaaten sterben im statistischen Mittel ca. 1,2+-0,2% der Bervölkerung pro Jahr, das sind für Italien ca. 720.000. In den Wintermonaten liegt die Sterblichkeitsrate ca. 10% höher als im Jahresmittel, was in den Sommermonaten ausgeglichen wird. In der Zeit, in der nun die 9.200 Covid19-Opfer zu beklagen sind, haben sich insgesamt ca. 66.000 Todesfälle in Italien ereignet, die 9.200 eingeschlossen und immer im langjährigen statistischen Mittel gesehen, von dem es natürlich auch Abweichungen geben kann. Also 66.000 Todesfälle mit trauernden Hinterbliebenen, wobei die Trauer in den südlichen Ländern meist etwas stärker ausgedrückt wird als hier im gemütskühleren Norden.
In normalen Jahren wären diese Leute in ihrer gewohnten Umgebung ohne eine Epidemie-Panik verstorben und alles wäre unauffällig geblieben. Die hohen Zahlen in den Influenza-Epidemien sind jedenfalls in dieser Weise bewältigt worden. Im Rahmen der Covid19-Epidemie fallen diese speziellen Opfer aber sehr viel stärker auf: statt in ihrer gewohnten Umgebung zu sterben werden sehr viel mehr Patienten in Krankenhäuser verbracht (Lungenversagen gehört zu den häufigen Todesursachen aus „Altersschwäche“ und Ärzte bevorzugen es normalerweise, diese Patienten im Heim oder zu Hause im Kreis ihrer Angehörigen sterben zu lassen). Das hat eine Reihe von Auswirkungen:
Die Patienten werden fremden Keimen, in Krankenhäusern, speziell Intensivstationen auch hochresistenten Keimen ausgesetzt, die Sekundärinfektionen verursachen und die Behandlung erschweren. Auch hohe Belegungsanzahlen fördern die zusätzlichen Infektionen. Dadurch kommt es zu mehr Todesfällen
Lungenkrankheiten müssen je nach Ursache unterschiedlich behandelt werden. Intensivmediziner wissen dies oft nicht, so dass durch falsche Behandlung weitere Entzündungen entstehen können. Auch dadurch steigt die Anzahl der Todesfälle an.
Einige Mediziner sind der Ansicht, dass ca. 10-15% der in der derzeitigen Situation ins Krankenhaus gebrachten Patienten möglicherweise zu Hause überlebt hätten. Das ist aber keine Mehrheitsmeinung, wie man ehrlicher Weise dazu sagen muss, und muss nicht stimmen.
Die verschiedenen Maßnahmen rund um die Epidemie tragen zusätzlich dazu bei, dass die Opfer medial wesentlich stärker wahr genommen werden. Man vergleiche die Bilder aus Italien oder Spanien und schaue die Zahlenverhältnisse aus früheren Zeiten noch einmal an, wo ebenfalls viele Opfer vorhanden waren, die aber medial gar nicht aufgetreten sind. Durch die mediale Beachtung wird die Situation aufgeschaukelt, da der Nachrichtenempfänger selten dazu neigt, Bilder in Relation zu Zahlen zu setzen und er nur das Leid sieht.
Zu deutschen Verhältnissen: in meiner Heimatgemeinde leben 12.000 Menschen. Bislang ist ein positiver Testfall aufgetreten. Trotzdem verhalten sich viele (nicht alle) der sonst freundlichen Ostfriesen so, als wenn man mit offenen Pestbeulen durch die Landschaft läuft. Die Gesamtstatistik im Landkreis sieht folgender maßen aus:
18 Fälle wurden als geheilt eingestuft, d.h. die Gesamtzahl der positiv getesteten liegt bei 49. In Emden gibt es 9 Fälle, von denen 4 auch bereits wieder als geheilt eingestuft werden. Bei dem Verstorbenen handelt es sich um einen 74-Jährigen mit schweren Vorerkrankungen. Für die somit insgesamt 36 derzeitigen Fälle stehen 3 Kliniken zur Verfügung. Nach den Daten des RKI werden etwa 20% der positiv getesteten im Krankenhaus behandelt, d.h. auf die 3 Krankenhäuser verteilen sich ca. 7 Patienten, d.h. 1,3 Patienten / Haus. Das ist natürlich nur eine statistische Abschätzung.
Da die Epidemie schon vor dem Shutdown die Runde machte und auch Menschen geheilt sind, wofür etwa 14 Tage anzusetzen sind, ist die Anzahl der Patienten marginal. Eigentlich müsste sie höher sein. Vermutlich haben viele die Infektion gar nicht registriert, haben mit einer Aspirin weiter gemacht, sind zwei Tage zu Hause geblieben oder wurden vom Hausarzt ohne Corona-Anzeige für ein paar Tage wegen einer Erkältung krank geschrieben.
Diese Zahlen setze man nun in Relation zum betriebenen Aufwand: außer Geschäften, in denen Lebensmittel angeboten werden, ist alles geschlossen. Die Einwohner sind gewissermaßen in Isolationshaft. In sämtlichen Geschäften wurden Schutzscheiben installiert und zusätzliches Ordnungspersonal eingesetzt.
Die Beurteilung des Ganzen sei dem Leser überlassen.