Wald und Klima

Mein Gott! Was hat der Wald in der letzten Zeit gelitten! Stürme nie bekannter Stärke, Borkenkäfer, eine Trockenheit nie bekanntem … äh, Biermangels? Dazu Ernteausfälle bis hin zu leeren Lidl- und Aldi-Märkten. Und an allem ist diesmal – nee, nicht Putin, diesmal der Klimawandel Schuld!

Wenn man hinten anfängt: selten ist die Obst- und Wein-Ernte so gut und reichlich, Rinder und Schweine wurden auch nicht notgeschlachtet, und ein großer der Teil Getreideernte war lange nicht so katastrophal wie behauptet. Wenn Viehbauern Futter aus Übersee zukaufen mussten, ist das (1) ein normales Geschäft, (2) darauf zurückzuführen, dass der Mais hier in die Biogasanlagen wandert, (3) schon mal eine Vorschau auf die Zustände in Nordafrika, wo den Leuten die Demokratie herzlich scheißegal ist, so lange es nichts zu essen gibt, weil das Getreide für deutschen Biosprit aufgekauft wird.

DIe Landwirtschaft musste schon immer mit unterschiedlichen Jahren klarkommen – oder besser: seit Beginn der Aufzeichnungen, die man immer auf einen passenden Termin legen kann, noch nie. Wenn es einigen Bauern schlecht geht, dann wohl weniger wegen des verkorksten Erntejahres als vielmehr durch eine EU-Agragpolitik, die den Bauern weniger finanziellen Spielraum lässt als die Raubritter des 12. Jahrhunderts.

Zurück zum Wald. Reisen bildet. Zum Beispiel im bayerischen Wald (eigentlich bairischer Wald, wenn man Bayern/Baiern glauben darf) findet man an jeder Ecke Info-Tafeln, die einem freudig erregt mitteilen, Stürme und Borkenkäfer hätten schon immer ganze Wälder nieder geworfen, selbst damals, als mit den ersten Menschen auch eine Horder Lemuren ins Land kamen, aus denen sich später Journalisten und Grüne entwickelten. Bäume haben mit ihrer mittleren Lebenserwartung von >200 Jahren bei Buchen bis ~600 Jahre bei Fichten/Tannen am Schluss in ihrem Leben mehr als einen heftigen Sturm oder Käferbefall erlebt (falls sie nicht beim ersten umkippen). Nur werden sie heute nicht so alt, sondern kaum mehr als 80 (Fichten) bis 120 (Buchen), und kippen auch nicht durch Stürme oder Käfer um, sondern durch Kettensägenbefall. Und wenn heute ein Kyrill oder eine Friederike einen ganzen Hang ummäht, dann vorzugsweise, weil es sich um Stresswald handelt: alle Bäume gleiche Art und gleichen Alters, dadurch zu übermäßig heftigem Längenwachstum gezwungen und entsprechend dürftig verwurzelt. Und solche Farmen sind natürlich auch ein Angebot an Schädlinge, sich wild zu vermehren. Klar dass die Waldbesitzer jammern, aber angerichtet haben sie es selbst. Fichten erlauben halt 3 Ernten, wo Buchen nur 2 erlauben, und sind zudem sägewerkfreundlicher gewachsen.

Natürlicher Wald sieht anders aus. Fichten sind wachstumsmäßige Senkrechtstarter, sind aber auf Licht angewiesen. Sie wachsen erst, wenn ein Riese umfällt. Tannen können mit wenig Licht auskommen. Eine 3m-Tanne im Buchenwald bringt es schon mal auf 150 Jahre. Wenn die Buche umkippt, wächst auch sie schnell in die Höhe, aber langsamer als Fichten. Buchen sind genauso dunkelresistent wie Tannen und bilden später mächtige Kronen, die alles durch Lichtmangel ersticken. Sie werden aber nur 200-300 Jahre alt. Die Nadelbäume werden doppel so alt, d.h. es reicht, wenn ein paar große Exemplare vorhanden sind und warten, bis die dummen Buchen umfallen. Dazwischen wächst dann noch fall- und gebietsweise Ahorn, Esche, Eiche und ein paar andere Baumarten, die den Wald komplettieren.

Also halten wir mal als Zwischenergebnis fest: Stürme und Borkenkäfer hat es schon immer gegeben, und wenn heute herum gejammert wird, dann hauptsächlich mal wieder, weil Zeiträume, in denen Wälder rechnen, Jahrzehnte umfassen – zu viel für tagesaktuelle Katastropenmeldungen. Mit einem plötzlichen menschengemachten Klimawandel hat das alles nichts zu tun.

Ein weiteres Kapitel intensiven Jammerns beschäftigt sich mit dem in dieser Trockenheit nie dagewesenen Sommer – was auch wieder nicht stimmt, wie schon gezeigt wurde. Auch hier hat ein Baum im Laufe seines normalen Lebens mehr als eine Trockenheit dieser Art überlebt. Mehrjährige Gewächse ziehen in solchen Zeiten einfach vorzeitig die Blätter ein oder legen auch schon mal ein paar Zweige still (das gilt selbst für Nadelbäume). Stress haben nur die Jahresgewächse. Extrembeispiel ist der Befall mit Gespinstmotten oder Prozessionsspinnern:

Befallene Pflanzen sind mitunter schon im Juni komplett kahl. Und was machen sie dann? Nichts! Wenn man mehr als 100 Jahre an einem Ort verbringt, kann man auch schon mal ein Jahr Pause machen, und die Bäume treiben nach 10 Monaten im nächsten Frühjahr wieder aus als ob nichts gewesen wäre.

Wenn man den Lebenszyklus von Bäumen im Hinterkopf hat und sich das akutelle Gejammer in den Qualitätsmedien durchliest, kommt man unschwer darauf, dass es noch viel zu früh ist, von einem Baumsterben zu sprechen. Ob es einen Baum tatsächlich erwischt hat, weiß man erst im nächsten Jahr, wenn nichts mehr passiert. Die meisten werden weitermachen, wo sie dieses Jahr aufgehört haben, vielleicht aber mit einem neuen Trieb an einer sägewerksunfreundlichen Stelle.

Wenn Bäume bei der Trockenheit absterben, dann, weil sie im Stresswald stehen und vorgeschädigt sind oder zu jung und keinen Schutz durch die alten haben. Klar, wer einen Hang kahl schlägt und mit tausenden Setzlingen bepflanzt, hat in diesem Jahr Pech gehabt. Aber das passiert halt statistisch gesehen ein Mal in 50 Jahren und hat mit einem menschengemachten Klimawandel überhaupt nichts zu tun.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Klimatisten von ihren hirnrissigen Panikideen herunter kommen. Und falls doch, dann ist es sicher Putin gewesen. Ich freue mich schon darauf, nachzuweisen, dass der für die Stürme, die Käfer und den trockenen Sommer auch nichts kann.