Bundesverkehrsminister Scheuer, abgekürzt B.Scheuer(t), läutet eine neue Runde im Dieselschwachsinn ein, natürlich kräftig unterstützt von sämtlichen Journalisten, die inzwischen samt und sonders gehirnamputiert sind, und kündigt Fahrverbote in bis zu 15 Städten an. Betroffen wären mehrere 10.000, mit Pendlern sogar mehrere 100.000 Fahrzeuge, die dann „nicht mehr in die Städte fahren dürfen“, und die Autoindustrie soll „Angebote für Neuanschaffungen“ machen.
Es tut mir leid, aber das ist vollständiger Schwachsinn, und Scheuer, der sich schon im Fall Toll Collect so verhält, als wäre er mehr als kräftig von den Unternehmen geschmiert worden, hält wohl mutmaßlich auch bei sämtlichen Autokonzernen die Hand auf, so wie seine „Vorschläge“ formuliert sind. Halten wir mal fest:
- Hunderttausende Fahrzeuge, von denen die meisten noch 10 Jahre ihren Dienst tun können, was von den Besitzern auch so eingepreist ist, sollen vorzeitig außer Dienst genommen werden, OBWOHL sie teilweise nach Messungen des ADAC sauberer sind als die neuesten Euro-6-Diesel (Scheuer droht selbst nachgerüsteten Euro-5-Dieseln Fahrverbote an). Nach Ansicht der Grünen sollten die Fahrzeuge gar verschrottet werden, was sämtliche Klimaziele weiter über den Haufen werfen würde, wenn man sich die Dust-2-Dust-Bilanzen der Fahrzeuge anschaut.
- Die Städte dürfen laut dem Bundesverwaltungsgerichtsurteil gar kein flächendeckendes Fahrverbot verhängen, sondern nur die Strecken, an denen die Grenzwerte überschritten werden, schließen. Alles andere wäre einklagbar, und B.Scheuer(t) und seine Städte würden bereits in der 1. Instanz der Gerichte scheitern. B.Scheuer(t) lügt also ganz bewusst im Dienst der Autoindustrie (und seines Portemonnaies?). Selbst die derzeitigen Fahrverbote sind möglicherweise rechtswidrig, denn es heißt auch „nachdem alle anderen Mittel versagt haben“. Wer durch Städte fährt, kann anhand der Rotphasen vor Ampeln leicht nachweisen, dass die Maßnahme „flüssiger Verkehr“ noch nicht einmal in Angriff genommen wird.
- Das Fahrverbot wäre nur kontrollierbar, wenn per Kamera sämtliche Kennzeichen registriert und mit den KBA-Daten abgeglichen werden. Abgesehen davon, dass so eine Kopplung erst einmal eingerichtet werden müsste, verstoßen die Standardlösungen mit Sicherheit gegen sämtliche Datenschutzregeln. Bis so etwas eingerichtet wäre, wären vermutlich noch nicht mal mehr Euro-6-Diesel unterwegs, sondern nur noch Euro-7 und höher. Das Risiko erwischt zu werden, liegt bei Null, das Bußgeld für die Ordnungswidrigkeit – mehr wäre es nicht – bei 15-20 €, falls man doch mal in die Fänge des Ordnungsamtes gerät.
- Die Autokonzerne sind – vielleicht abgesehen von VW – noch nicht mal verantwortlich für die Überschreitungen. Geplant steigende Verkehrsdichte, geplant steigender Dieselanteil (wegen CO2) und geplant, aber völlig sinnlos gesenkte Grenzwerte – jeder halbwegs fähige Statistiker hätte vorab per Dreisatz ausrechnen können, das und wann das schiefgeht.
Dabei sind die Grenzwerte selbst medizinisch völliger Schwachsinn, was man schon am Vergleich von MAK-Werten mit den Grenzwerten ablesen kann. Woher kommen die abstrusen Behauptungen von zehntausenden vorzeitiger Todesfälle, die letztlich die auch nicht besonders intelligenten Richter davon überzeugt haben, Fahrverbote zuzulassen?
Die meisten Mediziner erwerben zum Abschluss ihres Studiums einen Doktortitel, allerdings im Vergleich zu anderen Studiengängen auf ziemlich billige Art und Weise: die meisten machen statistische Auswertungen. Dazu greifen sie auf bestehende Statistikprogramme zurück – Mediziner sind nicht unbedingt Mathematiker und brauchen das ja auch gar nicht zu sein – und füllen diese mit Daten, allerdings eben mit begrenztem Verständnis. In vielen Fällen, eben auch beim Diesel, geht es um Mortalitätstudien, d.h. man kann nur Daten von toten Patienten gebrauchen, was leider den Nachteil hat, dass diese Patienten für eine Befragung nicht mehr zur Verfügung stehen. Naturgemäß können dann nur bekannte Daten verwendet werden, und das sind vorzugsweise die aus Krankenakten der Krankenhäuser, da dort die meisten Leute ihr Leben aushauchen. In den Krankenakten steht aber nur die Krankengeschichte, nicht die Lebensgeschichte, womit wir bereits beim ersten Fehler sind. Wer nicht von vornherein chronisch krank war oder im Laufe seines Lebens, vorzugsweise ab 50, von eifrigen Medizinern vorsätzlich medikamentenabhängig gemacht wurde, über den steht in der Krankenakte eigentlich nicht viel Brauchbares drin, und auch bei den anderen ist der Aussagegehalt mehr als zweifelhaft. Wie hat er sich gefühlt, wie waren seine Sozialkontakte, was hat er für einen Lebenswandel jenseits seiner Wehwehchen gehabt – alles nicht mehr feststellbar, denn der Patient ist ja tot. All das wird nun einschließlich der Todesursache in das Statistikprogramm eingefüttert, vermutlich sehr oft mit Leerstellen, was in der Statistik als „hat er nicht gehabt“ geführt wird, obwohl bei vielen vermutlich „deswegen war er nicht zum Arzt gegangen“ richtiger wäre.
Im Fall von Dieselfahrzeugen wird das nun ergänzt durch äußere Daten, was letztlich die letzte bekannte Adresse in der Krankenakte sein dürfte. Wie lange hat er da gewohnt, und wo hat er vorher gewohnt – kaum anzunehmen, dass sich jemand die Mühe macht, solche Daten bei den Meldeämtern abzufragen, was die, wenn überhaupt, auch nicht kostenlos machen würden. Wenn man Glück hat, liegen für die letzte Adresse Messwerte vor, ansonsten steht da wieder eine Null, obwohl man das gar nicht weiß. Auch andere Daten, wie soziales Umfeld und sonstige Lebensgewohnheiten, insbesondere Stressdaten, die in diesem Zusammenhang sehr wichtig wären usw. stehen nicht zur Verfügung.
Auf diese mehr als unvollständigen Daten wird nun das Statistikprogramm losgelassen, und es rechnet brav aus, dass mit einer statistischen Unsicherheit von 3-5 Tagen die Anwohner „dieselverseuchter“ Straßen 25 Tage weniger leben als die in anderen Vierteln. Natürlich kann mit dem ersten Datensatz auch herauskommen, dass es sich doch um größere Zeiträume handelt, was vielleicht den nächsten Doktoranden aufgrund von berechtigter Kritik an den mangelnden Daten veranlasst, den Datensatz zu erweitern und virtuell Leute von einem Standort zum nächsten zu versetzen, um die Einflüsse gegeneinander abzugleichen. Auch das können die Programme und landen dann wieder bei solchen marginalen Unterschieden. Statistisch signifikant ist die Aussage möglicherweise, aber eben lächerlich, weshalb man die Zahlen gegenüber der Öffentlichkeit auch gleich weglässt, um sich nicht so lächerlich zu machen, wie das Ganze ist.
Ähnlich sehen sehr viele Statistiken (nicht alle) aus, die vorzeitige Mortalität prognostizieren. Vegane Ernährung kann man beispielsweise ebenfalls getrost dazu rechnen. Aber selbst wenn man sich auf die Dieselfahrzeuge beschränkt und sich anschaut, wie nicht nur die Politik und die gesamte Presse hinter den Terroraktionen der so genannten „Deutsche Umwelthilfe e.V.“ stehen, sondern mindestens die Hälfte der Bevölkerung in den Chor mit einstimmt, kann man eigentlich nur feststellen, dass die Gesellschaft die Grenze zum Wahnsinn nicht nur erreicht, sondern inzwischen deutlich überschritten hat.