Bildungsgerechtigkeit

wird im Wahlkampf gerne eingefordert. Bildung hänge zu sehr von der sozialen Herkunft ab, und so fordert man „Förderprogramme für sozial Benachteiligte“.

Die Abhängigkeit von der sozialen Herkunft ist nicht ganz von der Hand zu weisen, allerdings kommen die Forderungen nach Bildungsgerechtigkeit ausgerechnet von denen, die mit ihren stümperhaften Bildungsreformen erst dafür gesorgt haben, dass es so ist.

Früher war es so, dass jeder ein hohes Bildungsniveau erreichen konnte. Man musste sich nur „auf den Hosenboden“ setzen und sich anstrengen. Das tat natürlich nicht jeder, und der Trend dazu war sicher auch mit von der sozialen Herkunft abhängig. Anstatt das Bewusstsein zu ändern, kam politisch aber die große Gleichmacherei. Statt weniger 20% musste plötzlich jeder Abitur machen, was nur zu Lasten der Qualität ging. Gleichzeitig wurden die Schulen zu Verwahranstalten umfunktioniert. Waren früher die Jugendlichen etwa einen halben Tag in der Schule, um Nachmittags ihre Hausaufgaben zu erledigen, kommen heute viele Schüler schon an die Arbeitszeiten ihrer Eltern heran, wobei sie nach dem Unterricht die Stunden vielfach einfach nur abdaddeln, weil die meisten Lehrer in der „Betreuung“ ohnehin nicht mehr als Aufsicht führen können.

Wie wenig effektiv das Schulsystem ist, zeigt sich auch am Nachhilfesystem: war früher die Nachhilfe eine Sache für besondere Fälle, wenn etwa die Versetzung gefährdet war, gehört Nachhilfe heute trotz des stark gesunkenen Niveaus zum Standard. Fast jeder Schüler erhält heute Nachhilfe. Wozu? Wusste früher ein Abiturient, dass Paris die Hauptstadt von Frankreich und Prag die von Tschechien ist, weiß ein heutiger Abiturient allenfalls noch, dass man die Worte „Hauptstadt“ und „Frankreich“ bei google eintippen muss, um die Antwort zu erhalten, wobei „Tschechien“ schon ein Problem darstellt, dass nur noch mit der Interpretationshilfe von google gelöst wird, um aus „Täschchien“ was sinnvolles zu machen.

Uneffektiv, oberflächlich – und in Folge tatsächlich sozial ungerecht, angefangen bei der Nachhilfe. Nicht jede Familie kann sich Nachhilfe für ihren Nachwuchs leisten, damit der lernt, wie man google mit Hilfe der Tastatur aufruft, und wer es sich leisten kann und ein bildungsniveau alter Prägung für seine Kinder will, schickt sie auf eine Privatschule, die wie Pilze aus dem Boden schießen, für jeden Geldbeutel etwas. Genau die Hohlpratzen, die sich heute aufregen, haben dafür gesorgt, dass gute Bildung nicht mehr zum Nulltarif zu haben ist, sondern teuer bezahlt werden muss. Das nächste Ziel für diese Leute sind natürlich die Privatschulen, nicht etwa die Bildungszustände in ihrem Verantwortungsbereich. Es ist aus ihrer Sicht sozial nicht gerecht, wenn man etwas Besseres will und auch bereit ist, dafür zu zahlen.

Überlegt euch gut, wen ihr demnächst wählt!